30. März 2007

Achtung, längere Pause!

Ich breche den Versuch ab zu bloggen. Was zu schreiben war, habe ich geschrieben, denn nach meiner Pause hat sich nichts an der OZ verändert. Das Lesen der OZ ödet mich zusehends an, da ich so gut wie nichts Neues aus der Zeitung erfahre. Übrigens: Die Redakteure sind sehr mutig, angesichts des Auflagenschwundes weiterzumachen wie bisher.

Bei Gelegenheit schaue ich mir die Zeitung wieder an und melde, was sich verändert hat, einschließlich der Auflage.

Hier einige Auszüge aus einem Vortrag, den ich besonders den Lesern der Zeitungen empfehle, damit sie wissen, wofür sie Geld ausgeben:

Heribert Prantl

Gedanken zum Zustand

von Pressefreiheit

und Journalismus heute

Rede auf dem Festbankett der Siebenpfeiffer-Stiftung

am 29. Januar 2007 in Zweibrücken

aus Anlass der 175-Jahr-Feier Preß- und Vaterlandsverein

Ich sehe die Gefahr, dass der deutsche Journalismus verflacht und verdummt – weil der Renditedruck steigt, weil er an die Stelle von sach- und fachkundigen Journalisten nun Produktionsassistenten für Multimedia gestellt werden, wieselflinke Generalisten, die von allem wenig und von nichts richtig was verstehen.

Aus dem Journalisten wird mehr und mehr ein multifunktionaler Verfüller von Zeitungs- und Web-Seiten; Tapetenproduktion, die sich Journalismus nennt. Solche Verfüllungstechnik ist allerdings nicht die demokratische Kulturleistung, zu deren Schutz es das Grundrecht der Pressefreiheit gibt.

(Die Verfüllungstechnik muss auch nicht mit überdurchschnittlichem Gehalt belohnt werden.)

In Redaktionskonferenzen ist das diskussionsfreudige Klima verschwunden; offenbar haben die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die viele Zeitungen geraten sind, und die Existenzängste nicht weniger Redakteure damit zu tun. Der alte Satz „wes Brot ich ess’, des Lied ich sing“ hat durchaus wieder Bedeutung.

Offensichtlich hat die Pressefreiheit ihre Kraft verloren. Man schätzt sie nicht mehr. Man fürchtet sie nicht mehr. Ich fürchte, das hat auch mit dem Journalismus zu tun, mit dem Journalismus, wie er sich heute darstellt.

Mittlerweile gibt es Medienpreise für „Kritischen Journalismus“. Kritischer Journalismus – das sollte eigentlich eine Tautologie sein. Ist es aber nicht. Zu beklagen ist eine Tendenz zur Vermischung von Information und Unterhaltung. Zu beklagen ist die Vermischung von Journalismus und PR. Zu beklagen ist die Verquickung von Journalismus, Politik und Wirtschaft, die Tatsache also, dass sich immer mehr Journalisten zu Büchsenspannern und Handlangern machen lassen, von Wirtschaftslobbys vor allem.

Unabhängigkeit und Pressefreiheit: Beide Fundamentalnormen sind aber nicht selten auch Ausrede für Bequemlichkeit und Schlamperei, Bemäntelung für Rechthaberei und Wichtigtuerei, Chiffre für Dünkel und Aufgeblasenheit.

Wer daher heute Pressefreiheit verteidigt, der kommt schnell in den Verdacht, auch ihre Perversionen zu goutieren: Auflagengeile Gemeinheiten, ordinäre Schwachsinnigkeiten und eine journalistische Nassforschheit, die um sich greift, weil eine gute journalistische Ausbildung teuer ist und einige Medienunternehmen sich das nicht mehr leisten wollen – es schmälert die Rendite. Und so kommt es, dass an die Stelle von fachlicher Potenz des Öfteren unangemessene Präpotenz tritt.

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