24. Mai 2006

Getauscht oder gehandelt? Ist der OZ egal!

Die OZ-Mantelredaktion kann nicht unterscheiden zwischen handeln und tauschen. Das ist für manchen OZ-Redakteur dassselbe. Ist es jedoch ganz und gar nicht! Titelseite:

Schlag gegen Internet-Piraten
Bundesweite Großrazzia gegen illegalen Web-Musikhandel. 130 Wohnungen durchsucht und Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Es geht also um die sog. Schweinebacken, die mit illegalem Internethandel Profit machen? Genau um die geht es nicht!

Im Kampf gegen den illegalen Tausch von Musiktiteln im Internet ist der Staatsanwaltschaft in Köln nach eigenen Angaben der bisher größte Schlag in Deutschland gelungen. ...
Es handelt sich also um Leute, die tauschen.

Durchsuchungsanträge seien für diejenigen Anbieter gestellt worden, die im Beobachtungszeitraum 500 und mehr Dateien im Netz angeboten
hätten.
Was heißt angeboten, zum Kauf angeboten? Falsch! Fakt ist, dass sie nicht handelten (Ware gegen Geld), sondern tauschten. Sie verdienen also kein Geld damit, sind also keine Geschäftemacher, wie den Lesern in dem Artikel weisgemacht werden soll. Auch die Nutzer der Tauschbörsen zahlen nicht - abgesehen von den Onlinegebühren - für das Laden der Dateien auf die eigenen Computer. Das ist ja gerade der Trick der Tauschbörsen!
Kommentator Thomas Schwandt schrieb ebenso falsch:

Illegaler Musikhandel

Fluch des Internets

Ein ausführlicher Bericht auf der Landesseite ist kein Stück besser:

Musikindustrie erleidet Milliarden-Schaden
Das illegale Vertreiben (Was heißt "vertreiben"?) von Musiktiteln via Internet ist kein Kavaliersdelikt. ... Nach der bundersweiten Durchsuchung von 130 Haushalten, in denen die Ermittler erhebliche Beweismittel, darunter 100 Personalcomputer, sicherstellten und so dem illegalen Musikhandel im Internet einen schweren Schlag versetzten ...
Die OZ richtete ein Durcheinander mit unabsehbaren Folgen an, das umgehend berichtigt werden sollte.

Ähnliche Fehler fanden die BILDblogger auf Bild.online. Hier sollten die OZ-Redakteure ausgiebig nachlesen, bevor sie berichtigen, denn die Leser haben es verdient:
Unter der alarmierenden Überschrift, "Achtung Eltern! Computer-Razzia in deutschen Kinderzimmern", versucht sich "Bild" heute mal wieder ein wenig als Ratgeber in Rechtsdingen. In einem Kasten heißt es:

VERBOTEN: - Nutzen von Musiktauschbörsen (eDonkey, eMule, Bearshare, Limewire, Kazaa, Shareaza, Bittorrent, Direct Connect etc.).
Das stimmt so natürlich nicht. Es ist
nicht verboten, "Musiktauschbörsen", bzw. File-Sharing-Programme zu nutzen, um beispielsweise selbst gemachte Musik oder Urlaubsvideos zu verbreiten (Warner Bros. verteilt sogar selber Filme über Bittorrent). Verboten ist lediglich das Anbieten von urheberrechtlich geschützten Dateien ohne Einwilligung. Das wird nach Paragraph 106 UrhG bestraft und kann auch Schadenersatzforderungen auslösen. Aber, was soll man erwarten, wenn "Bild" es nicht mal schafft diesen Hinweis in demselben Kasten fehlerfrei zu halten:

DAS IST ERLAUBT: - Musik herunterladen von IMusicload, Itunes, Napster, Bild.de etc. (ab 50 Cent pro Lied)
Sicher meint "Bild" nicht "
IMusicload", sondern "Musicload". Das ist bekanntlich das Angebot des Bild.de-Partners T-Online. Und übrigens auch selbst Partner von Bild.de12. ...
Nachtrag, 18.50 Uhr: Offenbar ist der Filesharing-Beauftragte von Bild.de inzwischen zur Arbeit erschienen und hat den ursprünglich aus der Druckausgabe übernommenen Text noch einmal überarbeitet und ergänzt. Dabei wurden nicht nur einige Angaben entsprechend der offiziellen Pressemitteilung der ifpi korrigiert, sondern auch der fehlerhafte Kasten komplett entfernt.

Vielen Dank für den Hinweis an A. M. und ein Auszug aus dem A.M.-Kommentar: Zum Sachverhalt der Hausdurchsuchungen ansich fällt mir noch ein: Man so langsam mal prüfen, ob man als Bürger tatsächlich Steuern dafür zahlen muß, dass die Polizei (die als oberste Aufgabe den Schutz der Bevölkerung hat(te)) im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Privatindustrie Hetzjagten auf große Teile der Bevölkerung durchführt. Ich finde die unkritische MI-Industrie-freundliche OZ-Berichterstattung unmöglich!!

Dazu mein Kommentar:
Ich ahne Schreckliches, wenn das heise.de erfährt.

Noch etwas:
Vielleicht muss ich jenem Beine machen, der vor einigen Wochen 300 Einträge aus meinem Blog lud. War das auch ein Internet-Pirat?

1 Kommentar:

  1. Anonym29.5.06

    Gut auf den Punkt gebracht lupe. Vielleicht mag jeder nochmal selber schauen, zu wieviel % die OZ bereits zu Springer gehört:
    Springer-Imperium
    Bei Themen wie Filesharing hält die Content-Mafia *räusper* die Content-Industrie einfach zusammen und macht große Teile der Bevölkerung kurzerhand zum Dealer (engl. für Händler :-)!

    Dass wir bereits seit Jahren Pauschalabgaben auf Geräte wie Brenner, Kopierer und Leermedien zahlen, fällt da auch gerne unter den Tisch.

    A.M.

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