18. März 2006

Betrachtung betrachtet

In seiner Betrachtung am Wochenende
Politikwechsel notwendig
schrieb Eckhard Oberdörfer in der Greifswalder Zeitung:
Keine Frage, kurz nach der Wende herrschten in vielen Bereichen im Verhältnis zu heute geradezu paradiesische Zustände. ... Auch die
Aussichten auf Teilnahme an einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die noch dazu so ausgelegt war, dass es danach wieder Arbeitslosengeld gab, waren viel besser. Ebenso stand es um die Weiterbildung, die Umschulung.
Niemand wird bestreiten, dass da eine Menge Unsinn betrieben wurde. Über den wahren Nutzen der Kurse „Einführung in die Marktwirtschaft“ kann man ebenso streiten wie das flächendeckende Bewerbungstraining. Vielfach, wie bei Bürokaufleuten, wurde weit über den Bedarf hinaus ausgebildet.
...
Bis hierhin ist der Autor einsichtig, dass mit dem Geld aus der Arbeitslosenversicherung und mit Steuergeldern Schindluder getrieben wurde. Nun hat die Bundesagentur dem einen sprichwörtlichen Riegel vorgeschoben. Doch das geht dem Autor nun wieder zu weit.
... Und dann auch noch nur umzuschulen, wenn der Job sicher ist, das halte ich angesichts von fünf Millionen Arbeitslosen für wirklichkeitsfremd. ...
Das verstehe ich nicht. Warum sollte umgeschult werden, wenn es mindestens 6,5 Millionen Arbeitslose gibt und so gut wie keine freien Stellen? In welche Berufe sollte umgeschult werden? Soll ein Bauarbeiter IT-Fachmann werden? Welche Chancen hätte er in M-V? Sollte ein Chemiearbeiter Journalist werden? Würde die OZ ihn einstellen? Das Umschulen auf Vorrat liefe auf Planwirtschaft hinaus. Da wir mitten im Kapitalismus leben, wäre das ein Unding.
... Tatsächlich hört man immer wieder, das bei den wenigen
Bildungsgutscheinen nur so kleine Klassen herauskommen, dass der Bildungsträger eigentlich damit seine Kosten nicht decken kann. Der Ausweg, weiter Honorare zu kürzen führt dazu, dass viele Dozenten Vergütungen bekommen, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht wert sind. Wenn sie gar nichts mehr haben, dann reihen sie sich auch noch in das Heer der Leistungsbezieher bei der Agentur für Arbeit ein, denn Alternativen gibt es auch kaum.
...
Doch doch, es gibt sie. Nach Oberdörfers Meinung könnten sie von jenen umgeschult werden, die übrig bleiben, in Berufe, in denen es (wie viele?) freie Stellen gibt.
Weiterbildungseinrichtungen mit Macht am Leben zu erhalten, wäre etwa so, als würden Armeestandorte in MV nicht geschlossen, weil die Leute arbeitslos werden könnten. Was nicht gebraucht wird, muss weg. Warum sollte vor Lehrern Halt gemacht werden?
... Gespart wird auf jeden Fall wieder einmal zu Lasten der Bildung und damit der Zukunft. Gespart wird zu Lasten der Hoffnung all derjenigen Arbeitslosen, die mit einer Fortbildung/Umschulung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen würden und damit zu Lasten potenzieller
Beitragszahler.
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Das mit der Hoffnung ist eine Illusion. Ich vermute jedoch, dass jene, die Chancen auf Arbeit haben, auch weitergebildet oder anders gefördert werden.
... Die Agentur für Arbeit sollte einen Politikwechsel vollziehen.
Das ist mir völlig unverständlich! Wer ist die Agentur für Arbeit? Ist die in Stralsund gemeint oder die Bundesagentur für Arbeit? Abgesehen davon macht weder die eine noch die andere Agentur Politik. Herr Weise in Nürnberg würde sich solch eine Unterstellung verbitten. Er hat das umzusetzen, was ihm die Politiker auftragen. Also kann er oder welcher Arbeitsagenturchef auch immer keinen Politikwechsel vollziehen.

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