5. Januar 2006

Worüber noch zu schreiben wäre

Die Greifswalder Zeitung verpasste die Gelegenheit, ausgewogen über die Arbeit der Arge in Greifswald zu berichten. Unter der Schlagzeile mit kämpferischem Inhalt:

Das Ziel heißt erster Arbeitsmarkt
schrieb Petra Hase unter anderem:

... Doch trotz erhöhter Kundenzahl, mangelnden Personals, der Notwendigkeit, alle Mitarbeiter kurzfristig zu schulen, und der anfänglichen Antragsflut habe die Arbeitsgemeinschaft den Start gut gemeistert, ist Erich Bartels sicher.

Sind sich die Alg 2-Empfänger auch so sicher? Die Antwort bleibt die Autorin schuldig.

Er räumt aber ein: „Fehler blieben natürlich nicht aus. Und auch die Geduld der Betroffenen wurde oft strapaziert. Wir mussten Erfahrungen sammeln und daraus Schlussfolgerungen ziehen.“ ...

Schämte sich der Arge-Leiter zu sagen, wie viele Widersprüche in der Arge bearbeitete werden mussten? Wie viele Alg 2-Bescheide waren falsch? Wie viele Widersprüche aus dem Jahr 2005 sind noch nicht bearbeitet? Wie viele Gerichtsverfahren sind noch anhängig? Oder vergaß die Autorin danach zu fragen?

Eine dieser Schlussfolgerungen war, „ein Servicecenter mit der Telefonie zu beauftragen“, so Bartels. Im Hause selbst hätte man diese Arbeit auf Dauer nicht leisten können. ...

Kein Wort las ich darüber, wie erreichbar die Arge ist.

„Auch der Zeitraum der Erreichbarkeit wäre nicht machbar gewesen“, so der Arge-Chef. ...

Wurde das Zitat bewusst gewählt, um zu beweisen, wie schlimm Bürokratendeutsch ist?

... Immerhin: Etwa 1000 Alg II-Empfänger schafften im Vorjahr den Sprung in die Erwerbsfähigkeit, ein Teil von ihnen mit Eingliederungshilfen oder anderen regulären Förderprogrammen. „Wir haben aber auch erfolgreich zwei befristete Sonderprogramme aufgelegt“, freut sich der Geschäftsführer. Zum einen erhielten
Betriebe eine Unterstützung, die sich verpflichteten, Langzeitarbeitslose unbefristet einzustellen. Auf diese Weise hätten 54 Leute einen Job erhalten. Zum anderen reichte die Arge jenen Firmen Mittel aus, die nach gezielten Anfragen ihre Teilzeitbeschäftigten (unter 15 Stunden pro Woche) nun vollzeitbeschäftigen – ebenfalls unbefristet. 80 ehemals Arbeitslose würden damit heute in Lohn und Brot stehen. Unterm Strich konnte die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arge von über 4300 im April 2005 auf derzeit 3600 gesenkt werden.
...

Haben Sie in diesem Abschnitt lesen können, wie viele der Vermittelten inzwischen wieder arbeitslos sind? An keiner Stelle erfuhr ich, wie viele der Vermittelten ohne Einsatz zusätzlicher Steuergelder Arbeit erhielten. Der Abschnitt erweckt den Eindruck, dass es nur sehr wenige sein können. Was sagt das über den Zustand des Arbeitsmarktes aus?
Vor allem hätte mich interessiert, wie es den Alg 2-Emfängern im vergangenen Jahr ergangen ist und was sie über die Arbeit der Arge zu berichten haben.

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