Wer ein Mal lügt

Ich hatte darauf hingewiesen, wie krawallig die Greifswalder Ausgabe eine Demonstration angekündigt hatte.

Passrecht lieferte das Krawall-Blättchen heute die entsprechende Schlagzeile zu der Demo-Geschichte: 

Demonstration gegen Rechts: Veranstaltung verlief nur zum Teil friedlich — sechs Beamte verletzt

Polizei nimmt vier linke Randalierer fest

Festnahme von vier Demonstranten (im OZ-Sprachgebrauch linke Randalierer) ist das wichtigste Ereignis, da es für die Schlagzeile verwendet wurde. Ob sie tatsächlich randaliert haben, wird evtl. ein Gericht entscheiden, eher aber niemand, wenn über die Festgenommenen keine Gericht verhandelt. Solche Kleinigkeiten, die ganz fix eine Vorverurteilung sein können, sind der Redaktion schon seit Jahren piepegal - Hauptsache Krawall.

„Es hat hier in den letzten Monaten immer wieder Übergriffe auf Linke gegeben.“

Achja? Was stand darüber in der OZ und warum fragte die Autorin nicht weiter, was genau geschehen sein soll?

Einige schwarz gekleidete Teilnehmer verbargen ihre Gesichter zudem hinter Schals und dunklen Brillen — aus Selbstschutz: „Die Nazis filmen bei solchen Veranstaltungen und greifen Linke gezielt an“, erklärte ein Greifswalder Student, der sich als linksradikal bezeichnet. Offiziell verstießen die Teilnehmer damit allerdings gegen das Vermummungsverbot bei Demonstrationen. „Wir mussten reagieren“, sagte Polizeisprecher Axel Falkenberg. ...

Dazu eine ausführliche Erklärung aus einem Kommentar auf der Webmoritz-Seite:

Zum Einem war die Unkenntlichmachung der Gesichter Grundlage dafür, dass der webMoritz Fotos, auf denen Gesichter zu sehen sind, machen durfte. Diese Maßnahme ist leider tatsächlich längst notwendig geworden, weil Neonazis die Fotos aus dem Internet nehmen, sie bearbeiten, um dann diese Fotos als Quelle zu benutzen, um auf ihren Internetauftritten gegen die abfotografierten Nazigegner zu hetzen. Die Gefahr, dass die Betroffenen Übergriffen zum Opfer fallen, steigt dadurch erheblich an.

Wie den Betroffenen dann die Polzei hilft, wäre unbedingt der Nachfrage wert gewesen, außer in der OZ.

Geradezu lächerlich ist die Meldung von sechs Polizisten, die leicht verletzt sein sollen. Hat die Autorin auch nur einen verletzten Polizisten gesehen? Welche Verletzungen trug er davon? Wurde tatsächlich ein Polizist leicht verletzt, bleibt die Frage: von wem? 

Spätestens seit den Polizistenmärchen vom G 8-Gipfel in Heiligendamm sollte die OZ keine Aussagen der Polizei ungeprüft übernehmen, schon gar nicht die über verletzte Polizisten.

Darauf pfeift die Redaktion zugunsten der krawalligen Dach- und Schlagzeile.

Dazu passrecht:

Polizist fälschte 14 Drogengutachten

Ein Polizist aus dem baden-württembergischen Heidenheim hat gestanden, in 14 Fällen Drogengutachten gefälscht zu haben. Den Betroffenen waren aufgrund des vermeintlichen Konsums die Führerscheine entzogen worden. Manche mussten davon ausgehen, dass sie nie wieder ans Steuer dürfen. ...

Wer ein Mal lügt ... 

Zum Schluss berichtete die OZ etwas, das ich bisher auch nicht in der OZ gelesen hatte, das aber genau deshalb dafür sorgte, dass OZ-Leser völlig falsche Schlussfolgerungen aus den OZ-Texten gezogen hatten, z.B. den, dass die während der Sitzung gegen Rechte Protestierenden Schuld am Abbruch der Sitzung hätten:

In Greifswald hatten am vergangenen Montag Zuschauer bei einer Kreistagssitzung Transparente gegen die NPD entrollt, gepfiffen und dazwischengerufen. Als sie daraufhin von NPD-Anhängern angegriffen wurden, räumte die Polizei die Tribüne.