13. Juli 2011

Jämmerlicher Jammer als Stellenanzeige

Die OZ als Werbeorgan für Unternehmer ist nicht neu. Darin sind Redakteure hart trainiert. Aber die volle Dosis Stellenanzeige als Titelgeschichte ist eine Premiere:
Köche und Kellner gesucht — Gastwirte finden keine Azubis
Der Lehrlingsmangel wird für die Tourismusbranche im Norden zum ernsten Problem. (Für wen? Für mich nicht.) Zum neuen Lehrjahr sind noch über tausend Ausbildungsplätze unbesetzt. ...
Welch ein Gejammer, als käme nach 21 Jahren Abwanderung plötzlich und unerwartet über die Lehrstellenanbieter die Erkenntnis: Es sind nicht mehr ausreichend junge Leute vorhanden und bereit, sich für ein schlechtes Einkommen und schlechte Arbeitsbedingungen ausbeuten zu lassen.

Der Autor zitiert diese kammgeschorene Behauptung ohne Nachfrage:
„Es ist keiner mehr bereit, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten“, sagt der Graal-Müritzer Restaurantleiter Spaleniak.
In dem Text werden Auszubildende und Ausgelernte bildlich in einen Topf geworfen:
Dabei sei der Verdienst besser als oft behauptet: Eine gute Kellnerin könne in der Saison an der Ostseeküste von MV einschließlich Trinkgeld bis zu 2500 Euro netto verdienen.
Aha, mit Trinkgeld, kein Lehrling sondern eine Ausgelernte und bis zu. Was ist das für eine Aussage? Sie ist wertlos. Verdienten Kellner so gut, wie hier vorgegaukelt wird, müssten sie doch Herrn Spaleniak bildlich die Tür einrennen.

Dass in dem Artikel weder ein Lehrling noch ein Kellner zu Wort kommt, erwähne ich nur nebenbei.

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