24. Februar 2011

Einfach weiter denken

Wie unfähig die OZ ist, eigene Gedanken zu entwickeln, weiter zu denken, um journalistisch irgendetwas anderes zu verbreiten als andere Medien, zeigte sie auch heute mit der kostenpflichtigen Blickpunktseite über den Plagiator, Lügner, Betrüger und Kriegsminister Zu, inklusive windelweichem Kommentar.

Dass tatsächlich Kritisches in Medien verbreitet werden kann, dass nicht alle verbreiten, ist kostenlos im bösenbösen Internet nachzulesen. Einige Beispiele:

... Eine eingehende Prüfung der Doktorarbeit auf Täuschung fand nicht statt. In der Pressekonferenz hat Prof. Rüdiger Bormann auf die hohen wissenschaftlichen Standards der Universität Bayreuth hingewiesen. Ein Hohn sondergleichen, wenn man sich vor einer wissenschaftlichen Entscheidung drückt und im Grunde nur die politische Entscheidung zu Guttenbergs bestätigt. Damit hat die Universität Bayreuth den gleichen Weg beschritten, wie die CDU/CSU-Fraktion und die Verteidiger zu Guttenbergs. Ein fataler Irrweg.

Aus einem ultralangen Text nur dieser Auszug:

... Auch Guttenbergs Tätigkeit in der Rhön-Klinikum AG steht in der Kritik. Welche Verbindung gibt es zwischen der Uni und der AG?

Vor seiner umstrittenen Promotion an der Universität Bayreuth war Karl-Theodor zu Guttenberg dort gleichzeitig Student und Sponsor. Die Rhön-Klinikum AG, bei der die familieneigene Beteiligungsgesellschaft derer zu Guttenberg ein dickes Aktienpaket hielt, gehört zu den Stiftern des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, der im Jahr 2000 eingerichtet wurde und bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Nach Tagesspiegel-Informationen fließt dafür pro Jahr von der Rhön-Klinikum AG ein sechsstelliger Beitrag. Zuwendungen dieser Größenordnung seien „eher selten“, heißt es in der AG. Geschäftsführender Direktor des Instituts, zur Zeit aber beurlaubt, ist der renommierte Medizinethiker, Transplantationsmediziner und Theologe Eckhard Nagel, der auch Mitglied im Nationalen Ethikrat ist.

Guttenberg, der an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät studiert und promoviert hat, saß von 1996 bis 2002 im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG. Danach verkaufte die Familie Guttenberg ihre Aktien mit hohem Gewinn an die HypoVereinsbank. Der Börsenwert soll bei 260 Millionen Euro gelegen haben. ...

Funktioniert die Qualitätssicherung in der Wissenschaft?

Die Wissenschaft muss den Fall Guttenberg zum Anlass nehmen, ihre Selbstkontrolle zu verbessern. Das fordert Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) und schlägt vor, Fördermittel nur dann zu vergeben, wenn die Unis zusichern, stichprobenartig Zitationen und Experimente zu kontrollieren. Tatsächlich sehen etwa die Richtlinien der DFG zwar Sanktionen vor, sollten Fälscher auffliegen. Doch systematische Kontrollen sind nicht vorgesehen. Kritiker sagen, die Wissenschaft würde das Thema lieber totschweigen. Dass dieser Vorwurf nicht völlig von der Hand zu weisen ist, zeigte sich am Montag in den Reaktionen auf Zöllners Vorstoß. Der Wissenschaftsrat, das höchste Beratungsgremium der Politik, verwies auf die DFG. Dort schwieg man aber. Und auch Bundesforschungsministerin und Guttenbergs Kabinettskollegin Annette Schavan (CDU) sieht sich nicht in der Pflicht. „Wir halten die bestehenden Regularien für ausreichend“, teilte eine Sprecherin Schavans mit.

Oder dieser Kommentar:

Merkel lobt, dass die Uni Bayreuth die Vorgaben umgesetzt hat
Die diensteifrige Uni Bayreuth lässt sich vorführen, Wissenschaftsministerin Schavan preist auch noch deren "Selbstregulierungskräfte" ...

Die Universität hat die Vorgaben des Verteidigungsministers und den Wünschen der Regierung gehorcht. "Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn", sagte Dr. Merkel und düpierte damit noch einmal in aller Öffentlichkeit die Institution, deren Verantwortliche auf selbständige Entscheidung verzichten und kein Rückgrat zeigen. In jedem anderen Falle wäre man nicht umhin gekommen, von einer Täuschungsabsicht zu sprechen. Genauso könnte es auch bei der der Summa-cum-laude-Dissertation zugegangen sein, wo man sich mehr davon versprach, den Politiker durchzuwinken, als ihm und sich Schwierigkeiten zu bereiten. ...

Der Vollzug der Vorgaben von Merkel und Guttenberg wird zur Entscheidung von "Selbstregulierungskräften" umgetauft, die Professoren, die sich blenden oder aus eigenen Interessen instrumentalisieren ließen, werden ebenso wie der Fachbereich und die Universitätsleitung nicht einmal aufgefordert zu klären, wie es dazu kommen konnte. Es werden halt Fehler gemacht. Wer sie "zügig" zugibt wie Guttenberg und die Uni, hat alles richtig gemacht, auch wenn die Integrität der Wissenschaft beschädigt ist und die "Selbstregulierungskräfte" am Zügel der Politik laufen.

Oder etwas aus der Schweiz:
Guttenberg-Debatte: Deutschland schwer beschädigt
Auf die heutige Debatte um den Kriegsminister Guttenberg passt eigentlich nur ein Zitat des italienischen Schriftstellers Claudio Michele Mancini."Keine noch so gefährliche chemische Substanz ist in der Lage, das Leben des eigenen Volkes nachhaltiger zu vergiften, als das Vokabular starrköpfiger Politiker!" ...


Noch als Nachtrag: Arroganzler Zu hatte sich bei jenen entschuldigt, die er bestohlen hatte. Dass die OZ das nicht aufgriff, ist logisch, da dort Redakteure ähnlich denken wie Zu. Doch auch wenn es viele denken ist es unmöglich: Niemand kann sich entschuldigen. Wer es versucht, ist arrogant und will gar keine Entschuldigung, denn das erledigt er einfach selbst.
Sehr wohl kann jemand jedoch andere um Entschuldigung bitten. Ist der Unterschied in der OZ tatsächlich nicht bekannt?

6 Kommentare:

  1. Anonym24.2.11

    Die erste und die letzte Verlinkung klappt auch nicht.

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  2. Anonym24.2.11

    Guttenberg hat mächtig gemogelt. Das interessiert mich ehrlich gesagt überhaupt nicht.
    Ich finde es erstaunlich, was für ein Gezeter um Papier gemacht wird, um Geschriebenes oder Abgeschriebenes.
    Die toten Soldaten treten völlig in den Hintergrund.
    Mir wäre schon viel wohler, wenn sie um den Abzug der Truppen aus Afghanistan streiten würden.
    Ich möchte nicht wissen, wie viele Mütter und Väter ihre Söhne geradezu anflehen, sich diesen dämlichen und lebensgefährlichen Quatsch mit der Bundeswehr aus dem Kopf zu schlagen.

    G. Bieck

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  3. Manfred Peters24.2.11

    @ G. Bieck
    Diese Argumentation verwenden Guttenberg und seine Freunde als Schutzbehauptung auch.
    Ihr vielzeiliger Einsatz für die Soldaten auch als LB in der OZ in Ehren, aber gerade Guttenberg und die gesamte deutsche Regierungsmischpoke denkt, auch wenn wir den Streit über den Plagiator weglassen würden, mit keiner Silbe, in keiner Sekunde, mehr an einen Rückzug. Ist Ihnen im Zusammenhang mit der Diskussion nicht die verbale Aufrüstung seiner verbalmilitanten Handlanger (Langguth, Geis, die „Hohle Frau Meier“ aus dem Franz J. Strauß-Ast ...) aufgefallen? Es wird von einem Stahlgewitter gesprochen dem sich neue deutsche Führer unterziehen müssen, um unserer Führerschaft würdig zu sein. Da würden nur noch die flinken Windhunde, die hart wie Kruppstahl alles wegfegen, das nicht ins deutsche Wesen passt, fehlen. Das sind dann auch stellvertretend die deutschen Soldaten an der Panzerhaubitze 2000 in Afghanistan, oder der Schoß ist immer noch fruchtbar!

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  4. Anonym24.2.11

    Ich will nicht falsch verstanden werden und will auch keineswegs zu Guttenberg in Schutz nehmen.
    Ich setze einfach andere Prioritäten.
    Das Leben von jungen Menschen muss etwas wert sein, darüber sollten Politiker heftig streiten, aber doch nicht über eine Arbeit.
    Das kann und muss diskutiert werden, aber als Nebensache.
    Gestern lief zum Beispiel über n.tv ein richtiges Verhör zu seiner Arbeit.
    Das habe ich für tote Soldaten noch nie erlebt.
    Die Namen Langguth, Geis und Meier sagen mir nichts, außer Langguth als Weinhersteller, Geis kenne ich nur als Geis AG-Technik, Frässmaschinen und dass diese Firma bis in die USA mit Hilfe von Siemens expandiert ist und Meier - keine Ahnung.
    Lasse mich aber gern aufklären.
    Ich finde es sehr sehr bitter, dass diese Auslandseinsätze zur Normalität geworden sind, sie gehören dazu, als wären das die normalsten Dinge der Welt.
    Kürzlich habe ich im Kopp Verlag gelesen, dass die Chinesen schon lange beim Plündern irgendwelcher Bodenschätze sind und die Deutschen machen nur die Drecksarbeit. H. Clinton verlangt von China auch militärischen Einsatz und China denkt nicht daran.
    Oder Pay Pal hat die Spendenkonten von Bradley Manning gesperrt.
    Das sind so Sachen, die ich nie begreifen werde. Der junge Mann wird wie ein Schwerverbrecher behandelt und die Piloten, die vom Hubschrauber aus die Zivilisten erschossen haben, sind frei als wäre nichts gewesen.
    Hier wird das Recht auf den Kopf gestellt.
    Auch verstehe ich die Umfragen zu Guttenberg absolut nicht. Über die Hälfte der Deutschen ist gegen den Krieg und er soll total beliebt sein?
    Das sind wohl mehr Mogeleien.
    Und dass die gesamte deutsche Regierungsmischpoke, wie Sie sie nennen, nicht im geringsten daran denkt, die Truppen abzuziehen, ist wirklich tragisch.
    Ich habe mit Politik und Parteien wirklich nichts am Hut, früher nicht und heute schon gar nicht. Ich frage mich trotzdem oft, warum die Menschen in diese Parteien eintreten.
    Sicher muss man immer Kompromisse eingehen und auch nicht immer einer Meinung sein.
    Angenommen ich wäre bei den Grünen oder in der SPD oder in einer anderen Partei, die für diesen Einsatz sind, also ich hätte eine dieser Parteien mit meiner Mitgliedschaft gestärkt, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Nacht mehr ruhig schlafen könnte, weil ich weiss, dass diese Parteien Deutschland in den Afghanistankrieg geführt haben und nicht nur in diesen. Soweit ginge dann meine Kompromissbereitschaft niemals.
    Aber gut, jeder Mensch ist anders.
    Meier, nun erinnere ich mich, meinen Sie die Tochter von F.J.Strauß?
    Ich sehe mir leider auch viel zu oft solche dämlichen Sendungen an und hinterher frage ich mich, warum machst du das überhaupt?
    Es ist so anstrengend. Fürchterlich anstrengend war eine Sendung mit v. der Leyen und Schwesig.
    Zwei Frauen, entsetzlich, da wird mir Angst und Bange vor meinen gleichgeschl. Gen. oder vor der geforderten Frauenquote.
    Nochmal zu Afghanistan. Ich kenne solche jungen Bengels vom Bund, die mir erzählen, dass die Afghanen sich freuen, wenn die Deutschen kommen und sie sind dann die grossen Helden, die Befreier.
    Sie selbst waren noch nicht da, finden das alles aber total cool, vor allem das Geld rechnen sie sich aus: so 110,00 € am Tag, macht im Monat bei 31 Tagen: 3410,00 € steuerfrei.
    Ihnen kann auch nichts passieren, sie sind ja nur auf dem Stützpunkt usw.
    Das haben die drei jungen Männer, wie die vielen anderen bestimmt auch gedacht.
    Meine Wut und meinen Ärger über solch dummes Geschwätz kann ich gar nicht mit Worten ausdrücken.

    G. Bieck

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  5. Manfred Peters24.2.11

    @ G. Bieck 23:02
    Nur zur Information!
    Gerd Langguth
    „Auch der Bonner Politikwissenschaftler Gerd Langguth ist überzeugt, dass Guttenberg durch die Affäre am Ende politisch gestärkt werde. "Ein Spitzenpolitiker muss Schrammen haben, muss durch Stahlgewitter gegangen sein. Das erdet ihn, das macht ihn menschlicher", sagte Langguth der "Bild"-Zeitung.“
    „Langguth ist auch nicht irgendwer, sondern Ex-Mitglied des CDU-Bundesvorstandes und zweier Grundsatzprogrammkommissionen der Union - also durchaus ein Sprachrohr der CDU!“
    Norbert Geis
    http://www.norbert-geis.de/
    Die „Hohle Frau Meier“ wurde ja richtig erkannt.;-)
    Anm.: Obwohl ich keine Doktorarbeit schreiben will, habe ich die Zitate in Anführungsstriche gesetzt, mir aber die Quelle erspart, denn sie ist im ersten Teil schon im Text enthalten..

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