15. Januar 2011

Über Scheinheiligkeit

Mit einer Blickpunktseite würdigte die OZ den 10. Wikipedia-Geburtstag. Es wäre die Möglichkeit zur Selbstkritik gewesen, die die OZ selbstverständlich nicht nutzte - wäre ja noch schöner. Aber die anderen, die das Wissen im bösenbösen Internet nutzen:
„Peinlich war die Arbeit eines Studenten, für die er aus einem Wikipedia-Artikel abschrieb — und nicht merkte, dass der Autor sein Dozent war.“ (Debora Weber-Wulff, Plagiat-Expertin aus Berlin) Die Frage ist nicht, wer es tut, sondern eher, wer es nicht tut: abschreiben, aus Wikipedia. Aus der Wikipedia, wie es richtig heißen muss. Der französische Bestsellerautor Michel Houellebecq („Elementarteilchen“) wurde überführt, 
Nur beiläufig wurde erwähnt:
ebenso „Bild“-Redakteure im gleichnamigen Blog — was nicht heißt, dass Kollegen anderer Blätter nicht ähnlich „ökonomisch“ arbeiten.
Anderer Blätter, außer der OZ? Wers glaubt, bezahlt weiterhin für Wissen, dass es im Netz kostenlos gibt.
Natürlich soll jeder die Wikipedia verwenden, denn dazu ist sie da. Nur muss er dann auch die Quelle angeben. Christof Kerkmann, dpa, müsste ganz schön sauer sein, wenn er über Teilen seines Textes einen anderen Autorennamen und in der Spitzmarke OZ statt dpa/OZ liest. Vergleichen Sie selbst, um zu bestätigen, dass ganze Passagen übernommen wurden.

Selbstverständlich stellte die OZ auch keinen Zusammenhang her zwischen dem geistigen Diebstahl, den Medien im Internet, also nicht nur in der Wikipedia, betreiben und dem sog. Leistungsschutzrecht, dass Verlage von der Regierung einfordern, um für nichts kassieren zu dürfen.

Auch diesen Grundgedanken der Wikipedia verkniff sich die Autorin:

Bei aller Detailkritik muss man der Wikipedia zugestehen, dass sie es geschafft hat, ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des digitalen Zeitalters geworden zu sein, der den Idealen der freien Zugänglichkeit, der Werbefreiheit und der Freiheit von Copyright-Beschränkungen treu geblieben ist. Hervorhebung von mir
So, und nun überlegen Sie einmal, was die OZ Ihnen für knapp 22 Euro pro Monat bietet. Sie bietet z.B., dass Sie nicht mehr erkennen können, wofür die OZ Fremdmaterial einsetzt, was also von Agenturen gekauft und aus Material von PR-Abteilungen der Unternehmen und Öffentlichkeitsarbeitern von Behörden kopiert wurde. Nicht einmal hier reicht die OZ auch nur ansatzweise an die kostenlose Wikipedia heran. Lieber vertuscht die OZ weitgehend ihre Quellen, damit kundige Leser nicht erkennen können, was ihnen da verkauft wird. 
Wer dann darüber schreibt, wie sich alle Welt in der Wikipedia bedient, tut es scheinheilig.

1 Kommentar:

  1. Was ist mit der Überschrift?
    "Zehn Jahre und ein bisschen weiser"
    Wer ist weiser, Wikipedia oder deren Nutzer und warum nur ein bisschen?
    Macht zehn Jahre OZ lesen ein wenig weiser oder vielleicht sogar dümmer?
    Schade, dass in dieses Blog noch nicht zehn Jahre lang eingetragen wird. Wahrscheinlich ließe sich eine Antwort auf die zweite Frage ablesen.

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