17. September 2010

Über den Bratwurst-Jung vonne Redaktion anne See

Es bratwurstelt mal wieder, oder wie die OZ behaupten würde: Das ist kritischer Hochwertjournalismus:
Guttenberg: „Schiff sichert 250 Jobs auf den Werften“
Mit einer feierlichen Zeremonie wurde gestern der Bau des dritten Einsatz- gruppenversorgers der Marine in Wolgast eingeläutet. 
Wird da geläutet, wie früher von der Feuerwehr? Ist Läuten Bestandteil der Zeremonie?
Eine Zeremonie ist laut Duden eine feierliche Handlung. Also ist eine feierliche Zeremonie so etwas wie ein weißer Schimmel - ein echte OZ-Doppelbratwurst.
Weil sich den Satz niemand merken kann, stand er gleich noch einmal da (Zeilenschinderei):
Mit der gestrigen Kiellegung des dritten Einsatzgruppenversorgers der Marine auf der Wolgaster Peene-Werft wurden gleich drei Premieren gefeiert. ...
Hier die heißesten Bratwürste:
"Ich wünsche mir, dass das Leuchtfeuer nicht verglimmt.“  ...
Die Entscheidung der Marine zum Bau des Schiffes im Dezember 2008 interpretierte Brammertz gestern als ein „Leuchtfeuer zur Orientierung in schwerer See“. 
Mir wird schon ganz kotzerig vom Seegang. Bloß gut, dass das Leuchtfeuer glimmt - wie eine Zigarette? Hier müsste jetzt eine Beschwerde aller Leuchtfeuer stehen, die einfach nur leuchten und danach benannt wurden.

Doch das sind nur Kinkerlitzchen. Schwerwiegend ist, dass der Redakteur auf kritischen Hintergrund verzichtete. (Er brachte ein paar Maße und Gewichte; nebst weiteren Hintergrund inkl. Fotos, hier kostenlos nachzulesen.) Dann wäre es aber kein Bratwurstjournalismus mehr.

Im ersten Abschnitt des Bratwurstartikels stand:
Durch den Verbund von vier Werften zu einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) — P+S Werften GmbH, Friedrich Lürssen Werft, Flensburger Schiffbau.Gesellschaft und ThyssenKrupp Marine Systems — kann der rund 330 Millionen Euro teure Hightech-Riese in kurzer Bauzeit gefertigt werden. ...
Das mag sein. Der Verbund wurde jedoch aus einem anderen Grund gegründet: Es ging darum sich zu verbünden, um Konkurrenz auszuschalten und den Preis selbst zu bestimmen. Das Schiff wird etwa drei Mal so teuer wie seine beiden Schwesterschiffe (umfasst jedoch ein größeres Leistungspaket, das neben der Herstellung der Versorgungsreife technische Verbesserungen und eine zusätzliche Radaranlage enthält, das den Preis verdreifachte?)
Der Auftrag wurde nämlich nicht europaweit ausgeschrieben:

Deutsche Werften bauen Transportschiff zu hohem Preis
Für 350 Millionen Euro kauft die Bundeswehr ein Transportschiff für Lebensmittel, Munition oder Krankenstationen. Vier deutsche Werften haben den Zuschlag für den Auftrag bekommen, obwohl andere europäische Anbieter das Schiff möglicherweise günstiger hätten bauen können.

Noch etwas zur Schlagzeile. Auch sie ist Bratwurst, zugleich Verkleisterung der Wahrheit. Nicht das Schiff sichert die Arbeitsplätze bis 2012, sondern Sie und und ich, denn es wird mit unserem Steuergeld zu einem wahrscheinlich überhöhten Preis gebaut, und ganz nebenbei erhielt die Werft auch noch eine Landesbürgschaft, was bedeutet, im Falle eines Falles haben wir zu bürgen.

Nicht zu vergessen, dass die Jungs vonne Redaktion anne See das Schiff schon mal als Kreuzer ausgegeben hatten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google