2. Juli 2010

Gefährliche Sprachverlotterung

Der Missbrauch von Wörtern in der OZ hat Tradition. Heute geht es wieder einmal um massenhaftes Dahinmetzeln, um Zerstörung, um Krieg,:

Krieg ist ein unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt, an dem mehrere planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, den Konflikt durch gewaltsame Kämpfe und Erreichen einer Überlegenheit zu lösen. Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung. Krieg schadet so auch der Infrastruktur und den Lebensgrundlagen der Kollektive.

oder was die Greifswalder Redaktion unter Krieg versteht:
Fußballkrieg: FC Pommern gewinnt Kabinen-Schlacht gegen GSV
Die Edelumkleide im Volksstadion wird in der neuen Saison vom FC Pommern genutzt. Das beschloss der Sportausschuss. Bei der Debatte ging es laut und heftig zu. ...
Es ist eine Schande, Sprachpfusch der gefährlichen Art und verantwortungslos, das Wort Krieg für den Streit um eine Umkleidekabine zu missbrauchen. Welches Wort soll denn gebraucht werden, falls es tatsächlich um einen Krieg geht? Was ist denn das mit den toten Soldaten in Afghanistan, worum Oberbonzen, vornweg der Kriegsminister, Herr Zu, elenden Sprachquark absondern?
Was der Schlagzeilenschmied tat, war eine Herabsetzung der Abermillionen Kriegsopfer in der Geschichte der Menschheit.

Aber es passt zur umstrukturierten Redaktion, jeden Mist hochzuschreiben, als müsste nun Greifswald in einer Schlacht in einem Krieg untergehen. Es passt zur Redaktion, aus jedem Hosenwind einen Donnerschlag zu machen, Nachrichten einfach vorzutäuschen. Was soll das erst im August werden, wenn das Sommerloch bildlich besonders groß ist?

6 Kommentare:

  1. Guten Tag!

    Danke fürs Hinschauen.

    Es gibt leider viel zu viele Journalisten, für die Sprache nichts bedeutet und die sich für jedes noch so blöde Aufpumpen ihrer leeren Gedanken noch bescheuertere Formulierungen einfallen lassen.

    Die Kriegsrhetorik gehört leider auch zum festen Wortschatz der Wirtschaftsredaktionen.

    Eklig und dumm ist das.

    Beste Grüße
    Hardy Prothmann

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  2. Anonym3.7.10

    Lieber Schreiberling,

    lass mal die Kirche im Dorf.

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  3. Ich weiß nicht, wer hier als Schreiberling tituliert wurde. Falls der Heddesheimblogger Prothmann gemeint war: Der Blogger hat mit seiner Kritik völlig Recht. Ich finde nichts Übertriebenes in dem von ihm Geschriebenen.

    Übrigens kann ich mir nur mit stetigem, z.Zt. großem Mangel an Texten erklären, warum die Auseinandersetzung um eine Umkleidekabine überhaupt ein Thema in der Zeitung wurde und dann auch noch zu einem großen Text aufgebläht werden musste. Wenn überhaupt, hätte daraus eine Meldung werden dürfen, um nicht die Masse der Leser zu langweilen.

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  4. Anonym4.7.10

    Na ja, immerhin scheinen 150.000 Leser mit dieser Zeitung ja ganz zufrieden zu sein. Woher kommt denn die Erkenntnis, dass die Masse der Leser davon gelangweilt ist? Auch wenn ich das Elaborat nur online durchblättere, kann ich nirgendwo massenhafte Leserproteste entdecken. Und wer sich davon gelangweilt fühlt, wird es abbestellen, denke ich.

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  5. Es sind sogar mehr als doppelt so viele Leser. Nicht alle sind zufrieden mit der Berichterstattung der OZ und erkennen eine Scheinberichterstattung. Warum sie das dennoch lesen, ist mir ein Rätsel.

    Kritik an den journalistischen Fehlleistungen der OZ bringt nichts. Das haben etliche Leser mitbekommen und es mir mitgeteilt. Sie wurden abgewimmelt. Verschiedene Leser schreiben deshalb nicht mehr an die OZ.
    Einer wendet sich dennoch mitunter an die Redaktion. Ein Beispiel dafür, was von einem seiner veröffentlichten Leserbriefe weggelassen wurde:
    In der undifferenzierten Berichterstattung über den eigentlich unaufhaltsamen Weg eines der Kandidaten ins Schloss Bellevue vergisst nicht nur der Kandidat sein Geschwätz von gestern. ...
    Anschließendes wurde übernommen, und dann dies:
    Gaucks Reden sind im Wesentlichen rückwärts gewandt und auf ein Thema reduziert.
    Weggelassen wurde der nächste Satz:
    Wer darin gedankliche Tiefe erkennt, könnte bald geistig auf Grund laufen und Schiffbruch erleiden.

    Ich kenne schlimmere Beispiele, die die ganze Verachtung der Leser durch Redakteure erkennen lassen. Einige davon habe ich bereits als Beispiele eingetragen.

    Noch dies: Ich kenne eine Menge Leute, die z.B. den Mantel der OZ nicht lesen, weil es sie nicht interessiert oder weil sie es am Vorabend z.B. in der Tagesschau sahen. Ich kenne Leute, die die OZ nur wegen der Todesanzeigen lesen, andere lesen nur den Lokalteil. Alle nehmen es klaglos hin, für die gesamte OZ zu bezahlen. Sie halten das noch für normal, war ja immer so.
    Nur zeigt meine Seite über die verkaufte Auflage,
    http://ostsee-zeitung-blog.blogspot.com/p/verkaufte-auflage-der-oz.html
    wie es stetig abwärts geht mit den Verkaufszahlen. Es ist einfach eine Frage der Zeit, ob es sich lohnt, eine Tageszeitung an der Küste herauszugeben. Es wird sehr lange dauern, bis die Entscheidung gegen eine Herausgabe fallen. Das ist klar. Bis dahin werden sich jedoch immer weniger Leute mit dem Mittelmaß der OZ an der untersten Grenze zufrieden geben.

    Habe gerade gestern wieder von einer Abo-Kündigung gehört (von einer Abonnentin, die mein Blog nicht kennt): "Dafür gebe ich kein Geld mehr aus."

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  6. Noch ein Nachtrag:

    Ich verstehe nicht, dass es sich so viele zahlende Leser gefallen lassen, heute mit dem Ergebnis eines Fußballspieles belästigt zu werden, das am Sonnabendnachmittag stattfand, ein Ergebnis, dass nur jene erstmals aus OZ erfuhren, die in den tiefsten Bunkern wohnen und von allen elektronischen Medien abgeschnitten leben.
    Das Gequake um das Fußballspiel vom Sonnabend erst am Montag gegen Geld anzubieten, ist, wie auch die bratwurstige Festberichterstattung, eine Frechheit, eine Zumutung, ist der Langweiler des Tages, und Leserverachtung.

    Das zeigt aber zugleich, wie genügsam, wie leicht zu unterhalten, die Masse der OZ-Leser ist. Die Zahl der Leser hat also nichts mit der journalistischen Qualität der OZ zu tun.

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