12. Mai 2010

Tatsachenfrei gefilzt

Nun hat der Greifswalder Umstrukturierer einen Skandal gefunden, behauptet er jedenfalls indirekt:
Schlamperei am Bau: Parteien fordern Rücktritt von König

Kleine Stadt, großer Filz: Nach der bekannt gewordenen Kostenexplosion für das geplante Behördenzentrum am Markt gerät Oberbürgermeister Arthur König massiv unter Druck. Linke und Grüne forderten ihn gestern dazu auf, die Verantwortung für die offenbar über Jahre hinweg betriebene Amts-Schlamperei beim Umbau des alten Postgebäudes zum Technischen Rathaus zu übernehmen. ...
Und wo ist da der große oder überhaupt irgendein Filz? Weder gestern noch heute konnte der Lokalchef auch nur die Andeutung eines Filzes belegen. Weiterhin fehlt ihm jeglicher Hintergrund, um die Leser zu informieren. Das ist der eigentliche Skandal.

Dazu erhielt ich einen Kommentar von einem meiner Blogleser (danke!). Auch er fragt:

Wo ist der Filz?
Bejamin Fischer eröffnet seinen zeiten Aufmacher in zwei Tagen zum Thema Kostenexplosion beim Technischen Rathaus mit dem Halbsatz "Kleine Stadt, großer Filz:" Anschließend folgt eine Auflistung von Vorwürfen gegen den Bürgermeister, der zurücktreten soll - allerdings nicht wegen Filzes, sondern wegen schlechter Mitarbeiterführung. Überhaupt bleibt er jeglichen Beweis oder Indiz schuldig, wo nun der Filz stattfindet. 
Dass Fischer trotzdem Filz wittert und auch davon schreibt, hat System: Jede Woche präsentiert der Möchtegern-Investigativjournalist seinen Lesern irgendwelche als "Skandal", "Mauschelei" oder eben "Filz" bezeichneten Sachverhalte, die sich dann beim Lesen als nebulöses Gespinst herausstellen, von dem nicht klar wird, wo genau der Skandal, die Mauschelei oder der Filz denn nun liegen. Insgesamt hat man den Eindruck, dass Fischer häufig über Sachzusammenhänge schreibt, die er selbst nicht versteht und allein deshalb für korrupt hält. Wenn er sich so die Steigerung der redaktionellen Qualität seines (Käse-)Blatts vorstellt, muss ich leider konstatieren, dass ich darin keine erkennen kann. 
Dramatisch daran ist: Dass es in der Stadt von Filz, Mauschelei und Korruption nur so wimmelt, ist ein offenes Geheimnis. Fischers Aufgabe wäre es aber, aus diesem offenen Geheimins harte Tatsachen zu machen. Dieser Aufgabe ist er bisher nicht ein einziges Mal handfest nachgekommen.

Der eigentliche Kern der Geschichte ist dies:
Im Rathaus war bis März der frühere Bausenator und jetzige Vizepräsident des Landesrechnungshofes, Reinhard Arenskrieger (CDU), für das Projekt zuständig. ...
Der kommissarische Baudezernent Jörg Hochheim (CDU) war nach der Amtsübernahme von Arenskrieger am 20. April auf die extrem gestiegenen Baukosten gestoßen (OZ berichtete). Dabei kam heraus, dass sich die Ausgaben mit 13,8 statt ursprünglich sechs Millionen Euro mehr als verdoppelt haben. ...
Arenskrieger selbst ist seit Montag auf Tauchstation. Nach OZ-Informationen soll er noch Anfang dieses Jahres eine Erhöhung der Baukosten abgestritten haben.
Sollte das stimmen, ist das der Skandal, und es würde ein Bock zum Gärtner auf Tauchstation. Wieder mangelt es an Hintergrund, an Verbindungen, denn an dieser Stelle beginnt die Geschichte erst interessant zu werden.

Hintergrund liefern dagegen die Grünen hier, Unterlagen, die auch die Redaktion einsehen könnte, wenn sie denn recherchieren würde. Außerdem hatte die Lokalzeitung seinerzeit über die Suche nach Standorten für das Technische Rathaus berichtet.

1 Kommentar:

  1. Anonym12.5.10

    Wie im Grossen, so im Kleinen.
    Interessante Gesprächsnotiz, die Teilnehmer und ihre Vereinbarung zur Verschwiegenheit.
    Auwei. Hier werkeln doch nicht etwa Mafiosis in Greifswald?!

    Das wirft aber kein gutes Licht auf die noch kreisfreie Stadt.

    Aber im Grunde machen sie nichts anderes, wie alle anderen auch und haben von Oben gelernt.

    Ich finde es nur merkwürdig, wie die Leute aus der Verwaltung, die aus dem Westen kamen, später ihre Pöstchen im Land sichern.

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