29. April 2010

Bedrohlicher Verfall des Journalismus

Geht es darum, Krämern zu dienen, ist die OZ dabei. Heute:
G8-Gipfel: Laura Bush deutet möglichen Gift-Anschlag an
Das ist ja eine Doppelspekulation: Sie deutet 1. an, dass 2. etwas passiert sein könnte.So sieht kritischer Hochwertjournalismus der OZ aus.
... In ihren Memoiren (Na, merken Sie etwas?) berichtet Bush, wie ein Großteil der Delegation während des Gipfeltreffens plötzlich erkrankte. ...
Zwar hätten die Ärzte einen Virus für die Erkrankung verantwortlich gemacht. Mit dem Essen habe es nichts zu tun, hieß es.
Der US-Geheimdienst habe aber auch untersucht, ob sie vergiftet werden sollten. ...
Und? Hat nichts nachweisen können. Hätte Laura ja wohl sonst in ihr Büchlein geschrieben.
Und aus dem Mist macht die OZ eine Meldung.

Den Grund für die Öffentlichkeitsarbeit der OZ erfahren die Leser am Schluss:
Das Buch der 63-Jährigen soll im Mai auf den Markt kommen. Im kommenden November zieht ihr Ehemann mit seinen Memoiren nach. 
Da ich gerade über den OZ-Qualitätsstandard des Journalismus schreibe, fällt mir dieses Fundstück ein, dass die Redaktion als Zusatzinformation über den G 8-Gipfel zu der Krämerdienerei stellte:
HINTERM ZAUN
Schöne Laura
 
Wenn ich künftig an kalten Wintertagen eine heiße Suppe schlürfe, werde ich mich immer an Laura Bush erinnern. Gestern 8.45 Uhr brauste sie mit ihrer schwarzen Stretchlimousine an meinem Tor vorbei. Ich stand noch im Morgenrock da, weil ich am Abend zuvor bei Christel (63) und Burkhard Triebel (67) einen längeren Absacker genommen hatte. Laura dagegen hatte längst im Grand Hotel gefrühstückt, war fein rausgeputzt. Journalisten sind eben doch Schnarcher.

Nachdem Laura auf dem Weg zu ihrem ersten Termin lächelnd meinen privaten Kontrollpunkt passiert hatte, schämte ich mich. Wegen meiner Nichtstuerei. Und so griff ich zum Spaten und pflanzte endlich die große Staude Maggi-Kraut ein, die mir mein alter Baulehrmeister Karl-Heinz Lorenz (59) aus seinem Garten „Am Pappelhain“ schon vor zwei Tagen gebracht hatte. Es duftet wunderbar, wenn man ein Blatt dieses Krautes zwischen den Fingern zerreibt, und wenn man es kostet, schmeckt es wie Maggi. Ich glaube, die Rechte-Inhaber des schweizerischen Markengewürzes werden nichts dagegen haben, wenn ich meine Staude einfach umbenenne: Her name is Laura and she is so beautiful! ...
Himmel hilf! Doch nun dies:
Am Nachmittag schallte das Trommeln der Demonstranten vom drei Kilometer entfernten Zaun bedrohlich bis in den Ort hinein. ...
Soso, bedrohlich schallten die Trommeln der Demonstranten. Hatte er wohl etwas Schiss inne Büx, der Aufschreiber, keine Wunder, hatte die OZ doch tagelang von der möglichen gruseligen Gewalt der Demonstranten schwadroniert und damit Angst geschürt. (Warum mir wohl sofort die sog. Schweinegrippe infällt?)
Ich mit dem Fahrrad bis zum Zaun. Gepanzerte Polizisten stehen bunten Zivilisten gegenüber. Lautstark machen sich die Gipfelkritiker Luft, das Ganze sieht aber friedlich aus. Hoffentlich geht alles gut. ...
Die gepanzerten Polizisten sahen natürlich ganz und gar nicht bedrohlich aus. Und wie ich weiß, ging es friedlich aus.

Geschrieben hatte den Quark, der jedoch einiges über den Schreiber aussagt, der heutige Chefredakteur, damals schon Stellvertreter. Da braucht sich niemand über die spezielle Art kritischen Hochwertjournalismus in der OZ zu wundern.

1 Kommentar:

  1. Anonym30.4.10

    Was ist das denn für ein Käse?
    Memoiren von den Buhs? Soll die irgendwann einer kaufen?
    Bush muss doch beim Schreiben bestimmt kräftig lachen oder sein spitzbübisches Grinzen auflegen, dass er aufs Papier bringen kann, mit welcher Hinterhältigkeit er die ganze Welt belogen hat.

    Das kann nur ein Gruselbuch in höchster Form werden.

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