17. März 2010

Recherchebeginn

Der Strukturbenjamin schilderte seine Tätigkeit so:
Guten Tag, liebe Leser!
Ob Sie es glauben oder nicht, aber Journalisten haben einen stressigen Job. Morgens rein, Blatt planen, Geschichten recherchieren oder während eines Termins gute Miene machen, auch wenn die News, die einem dort verkauft werden, gar keine sind. ...
Einmal abgesehen davon, dass er den Satz auch so hätte fortsetzen können:
... und die wir dennoch ins Blatt nehmen und Ihnen verkaufen, ebenso Pressemitteilungen, für die wir nicht einmal aus dem Haus zu gehen brauchen, da sie uns zugeschickt werden.

also davon abgesehen meint er mit dem Geschichten recherchieren dies:
Ex-KKW Lubmin geht jetzt mit Solarstrom ans Netz
Das frühere Kernkraftwerk (KKW) Lubmin feiert demnächst ein ungeahntes Comeback. 
Ungeahnt? Im Text steht dies:
„Vor etwa einem Jahr schon haben wir mit den Energiewerken die solare Nutzung der vier Reaktorblöcke vertraglich vereinbart“, sagte Uwe Albert Schön, Manager von WV Energie.
Und davon hatte die OZ keine Ahnung? Doch das nur nebenbei.
Aus dem damaligen Atomstandort könnte nun ein ökologisches Vorzeigeprojekt werden. Statt Kernbrennstäben sollen dann Solarzellen Energie erzeugen. Die WV Energie AG sowie die Energiewerke Nord (EWN) planen, vier der ehemals acht Reaktorblöcke von außen mit Photovoltaik-Elementen auszustatten. ... 
usw.
Ganz zum Schluss durfte Oskar Gulla, Chef der Greifswalder Bürgerinitiative gegen ein Kohlekraftwerk in Lubmin etwas sagen:
bezeichnete die Pläne als „Fliegenfängerei“. Das Vorhaben sei „ein Schachzug von Schön, um sein Image aufzupolieren“. Hintergrund sei, dass die WV Energie AG trotz des Ausstiegs von Dong Energy weiter den Bau eines Steinkohlemeilers auf dem EWN-Gelände forciere. Gulla forderte die Energiewerke Nord zudem auf, „endlich ein unabhängiges Gutachten vorzulegen, das klar benennt, inwieweit die Reaktorblöcke radioaktiv verseucht sind“.
Wie sich zeigt, lohnt es sich, Auskenner zu fragen, denn Gulla wies gleich auf zwei Themen hin, die die Autoren jedoch verspielten, indem sie sie einfach so an den Artikel klatschten. Richtig wäre gewesen, die Themen "Wir wollen die Giftschleuder immer noch bauen" und die "Radioaktivität in den Blöcken" zu recherchieren. Da die Themen einfach so in zwei Sätzen abgetan wurden, ist ziemlich klar, dass sie nicht weiter verfolgt werden. Doch genau an dem Punkt hätte die Recherche erst begonnen.

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