4. März 2010

Nur die halbe Wahrheit

Wollen Sie von Zeit zu Zeit eine Halbwahrheit lesen? Dann kaufen Sie sich eine OZ, z.B. die von heute. Dort hinein hat ein OZ-Wirtschaftsweiser kopiert:
Bruttoverdienste sinken erstmals
Das wird wohl stimmen.
... Verantwortlich für den Rückgang seien hauptsächlich der Ausbau der Kurzarbeit und der Abbau von Überstunden, erklärte die Wiesbadener Behörde gestern. ...
Genauso richtig wäre die Schlagzeile gewesen:

Bruttoverdienste sinken seit sechs Jahren

Gemeint wären in diesem Fall die realen Bruttoverdienste, in denen die Inflationsrate berücksichtigt wurde. In der OZ-Meldung war ausschließlich von den nominalen Bruttoverdiensten die Schreibe. So werden Schönschriften verfasst, oder nach OZ-Definition ein kritisches Hochwertprodukt.
Übrigens erklärt sich z.T. auch der sich weiter verringernde Einzelhandelsumsatz aus den nominalen Bruttoverdiensten. Aber Zusammenhänge in der OZ? Vergessensis!

Hintergrund zu den Bruttoverdiensten und zur wirtschaftlichen Situation erfahren Sie nicht aus der OZ, sondern z.B. hier, kostenlos und ausführlich, besonders aus den Schlussfolgerungen im letzten Teil des Eintrages:

... Der Problemlage angemessen, ist weiter kein Handeln der Politik zu erkennen, dabei ist klar, dass noch ein oder zwei weitere Jahre mit über eine Million an Kurzarbeitern und einem weiterer Überstundenabbau als Kompensation der übelsten Auswirkungen nicht möglich sein werden.

Die Antwort auf diese Krise kann nur Wertschöpfung und damit Jobs und Einkommen in allen Wirtschaftsektoren sein, höhere Löhne, ein Ende der staatlich geförderten Dumpinglohnpraxis (Aufstocker), Mindestlöhne und damit eine wesentlich höhere Binnennachfrage. Die ausgeuferte Spekulation muss hingegen beschnitten werden, undurchschaubare Finanzinnovationen abgeschafft, Kreditverbriefungen und Derivate, wenn nicht abgeschafft, dann doch mit klaren transparenten Regeln versehen werden! Nichts Erwähnenswertes ist in Bezug auf eine Finanzmarktreform bisher geschehen, aber allen unhaltbaren Verwerfungen an den Finanzmärkten wurde erstmal mit billigem Geld und Staatshilfen das Überleben gesichert.

Deutlich gilt es auch noch mal festzuhalten, angesichts der Lage der deutschen Wirtschaft im Jahr 2009, in welchen absurden Diskussionen sich Teile der Politik verfangen (und viele Medien nachplappern). Auf der Prioritäten-Liste ganz oben steht Hartz IV! Nur egal um wie viel man die Grundsicherung für Arbeitsuchende (Hartz IV) beschneidet oder die Bezieher von Hartz IV vermeintlich in - weitestgehend nicht vorhandene - Jobs drängt, dies alles wird keinen Beitrag zu den oben dargestellten gravierenden Problemen leisten.

Passend dazu:

"Deutscher Maschinenbau bricht im Januar ein"
Passend zum gestrigen Beitrag, in dem an Hand der Daten zur volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Statistischen Bundesamtes, die Wertschöpfungskrise des deutschen Verarbeitenden Gewerbe verdeutlicht wurde, berichtet heute der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) von einen schwachen Jahresauftakt bei den Auftragseingängen im deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Im Januar 2010 sanken die Auftragseingänge um real -3%, im Vergleich zum Vorjahresmonat! ...

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