18. August 2009

Eine Ausgabe, drei Mal Werbung: Fall Nr. 1: Riesterrente

Für die heutige Ausgabe hatte sich das Hochwertblatt dreifach der Werbung verschrieben. Fall Nr. 1: die Riesterrente.
Riester-Rente: MV bei Abschlüssen ganz vorn
Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sind deutschlandweit die fleißigsten Riester-Sparer. ...
Das Lob eines OZ-Redakteurs nützt ihnen nichts und ist zudem falsch und auch noch Kommentar statt Information, denn:
Die MV-Sparer erzielen für die staatlich geförderte Rente im Schnitt monatliche Ansprüche zwischen 220 und 263 Euro. Ein Riester-Rentner in Oberbayern etwa erhält 377 Euro und in Schleswig-Holstein mehr als 340 Euro. ...
Also sind Oberbayern die fleißigsten Sparer. In MV wurde dagegen den meisten Leuten Verträge ausgeschwatzt.

Nicht einmal die einfache Frage wurde an die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment, gestellt, die die Studie in Auftrag gegeben hat, warum sie das Geld für die Studie ausgab. Ich schätze, nun weiß die Gesellschaft, wo noch für die Riesterrente geworben werden kann, nämlich, dort, wo bisher die wenigsten Leute Riesterverträge abschlossen.

Stattdessen darf der Vertreter von Union Investment Reklame machen:
"Um den Lebensstandard im Alter fortzuführen, reicht die gesetzliche Rentenversicherung allein nicht aus", zieht Temme das Fazit aus der Freiburger Untersuchung. Stattdessen sei eine Kombination aus "umlagefinanzierter und kapitalgedeckter Altersvorsorge" nötig.
Stimmt denn wenigstens, was der Mann sagte? Zweifel sind angebracht - nicht in der OZ. Dabei ist gerade hier, wo die OZ zu Hause zu sein vorgibt, im Armenhaus Deutschlands, zu befürchten, dass etliche Riestersparer nichts von ihrer Sparerei haben werden, wenn sie arme Rentner werden (Union Invest hat in jedem Fall etwas davon):

dass vor allem für Geringverdiener, aber auch für Personen, die längere Zeiten beschäftigungslos sind, die Riester-Rente ein Verlustgeschäft sei, da es nicht der Grundsicherung zugeschlagen, sondern verrechnet wird. Somit diene der erwirtschaftete Anspruch der Entlastung des Staates

Wann stand dies in der OZ?:

Alle Steuerzulagen dürfen Sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass zwischen 10 und 25% Ihrer Prämien als Kosten und Provisionen für die Privatvorsorge von den Versicherungen, Banken oder Finanzdienstleistern kassiert werden, also als Kosten von Ihren Einzahlungen abgehen. Nur der Rest Ihres Ersparten „arbeitet“ für Sie.

Oder drastisch ausgedrückt:

Gebühren fressen die staatlichen Zulagen auf
Viele Riester-Rentenversicherungen sind so teuer, dass von der Förderung für den Sparer nichts übrig bleibt ...

Seit Jahren hat die OZ es sowohl weitgehend versäumt, ihre Leser über die Nachteile der Riesterrente aufzuklären als auch viel zu wenig berichtet, wie die gesetzliche Rente von Politikern im Verein mit Versicherungsunternehmen ruiniert wurde und was getan werden müsste, die gesetzliche Rente wieder zu einer auskömmlichen zu machen.

Ich kann mich auch nicht erinnern, dies in der OZ gelesen zu haben:

Man kann die Entscheidung für den teuren Umweg zur kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge nur verstehen, wenn man fragt, wer daran verdient: Die Finanzwirtschaft, die an der Umstellung beteiligten Wissenschaftler und auch viele Politiker. Die Zerstörung der gesetzlichen Rente zugunsten einer privaten Altersvorsorge ist ein heutzutage leider typischer Fall von politischer Korruption.

Kein Wort verlor die OZ über die Schwierigkeiten (die noch größer werden) der Versicherungskonzerne, Überschüsse zu erwirtschaften.

Stattdessen wurden allgemeine Stellungnahmen der Gewerkschaft ver.di und der Linken gedruckt. Jaha, diese Linken, sind ja gegen alles!

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