28. Mai 2009

Nachfragen lohnt nicht, könnte aber bitter werden

In der Greifswalder Zeitung funktioniert es immer wieder: Ein städtischer Beamter oder ein Parlamentarier sagt etwas und die OZ vervielfältigt es ohne Nachfrage - und die OZ nennt das vielleicht sogar journalistische Arbeit, weil es sorgfältig recherchiert sein soll.

Heute:
Senator droht der Feuerwehr
... Im Streit mit der Freiwilligen Feuerwehr fährt die Stadtverwaltung jetzt harte Geschütze auf (Wie viele? Ich zählte eins.): CDU-Senator Reinhard Arenskrieger droht den Feuerwehrmännern mit strafrechtlichen Konsequenzen (Wie viele?). Das Verhalten der Kameraden stelle eine klare Pflichtverletzung dar. (Aha, EINE also! Im Übrigen ist es allein des Senators Ansicht, die er gottgleich verabsolutiert; den beiden Redakteuren war das egal.) Arenskrieger sprach gestern von einem "Gesetzesbruch, den man nicht schönreden kann. Das könnte den Straftatbestand der unterlassenen Hilfeleistung erfüllen." Am Dienstag hatten die Kameraden ihre Helme und Funkmelder vor das Rathaus gelegt, weil sie noch keinen Ersatzbau für ihr im Januar baupolizeilich gesperrtes Gebäude haben. Zugleich erklärten sie der Stadtspitze, dass sie nicht mehr einsatzbereit seien (die OZ berichtete).
Für Arenskrieger sei dies genau so, "als ob ein Arzt am OP-Tisch sagt, den lass ich mal liegen". Der Vize-OB will die Protestaktion zwar nicht selbst anzeigen. Er sagte aber, dass "solche Delikte auch ohne Anzeige verfolgt werden". ...
Oben sprach der Senator, falls er richtig zitiert wurde, von einer möglichen unterlassenen Hilfeleistung. Ob es sich darum handelt, ist äußerst fraglich, da keine Hilfe angefordert wurde, und müsste im Ernstfall von einem Gericht geklärt werden, nicht vom Senator. Der Vergleich mit dem Arzt ist einfach Mist. Wo also ist die Gegenstimme im Text?
Innenminister Lorenz Caffier (CDU) rügte das Verhalten der Stadt. Caffier warf Oberbürgermeister Arthur König (CDU) vor, keine Hilfe vom Land in Anspruch genommen zu haben. Er habe König mitgeteilt, dass er für die Unterbringung der Blauröcke Hilfe vom Land einfordern könne. ...
"Mir ist nicht bekannt, dass der Innenminister für diese Zwischenlösung Hilfe angeboten hat", sagte König. ...
Zack und schon hat sich der OB herausgeredet. Wäre nicht wenigstens nachzufragen gewesen, ob die Stadt denn Hilfe vom Land beantragt hat in den vergangenen zehn Jahren?

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