8. März 2009

Über Propaganda und ein paar offene Fragen

Warum Journalisten in MV doppelt so viel Geld verdienen, wie Durchschnittsbeschäftigte, wird unter anderem damit erklärt, dass Journalisten unabhängig von allem und jedem berichten sollen. Natürlich wird noch erwähnt, dass es sich um eine verantwortungsvolle Aufgabe handelt.

Nun ist zwischen den Lokalredakteuren und denen des Mantels zu unterscheiden. Während Mantelredakteure sehr mit Kopieren, Kürzen und dem Erfinden von Schlagzeilen beschäftigt sind, müssen Lokalredakteure darüber hinaus tatsächlich ihre Köpfe anstrengen, um Themen zu finden. Auf der anderen Seite lassen sie sich wichtige Themen durch die bildlichen Lappen gehen und bleiben Aufschreiber.

Greifswalder und Usedom-Peene-Zeitung berichteten über die Gründung eines sog. Rates und kamen dabei nicht über die Qualität des Anzeigenkuriers, eines Anzeigenblattes, hinaus. Eine Erklärung für das Doppeldurchschnittsgehalt ist das nicht.
Neuer Rat will Vorpommern voranbringen
Stimmt das?
Wo ist der Beweis und was ist mit Vorpommern gemeint? Bin auch ich gemeint oder ist es der Autor?
Sind jene gemeint, die aus allen Gegenden Deutschlands auf die Insel Usedom kommen, um hier ihren Lebensabend zu verbringen, weil die Umwelt hier noch einigermaßen intakt ist?
Und was bedeutet das Wort "voranbringen"? Ich kenne es nur als Politikergerschwätz, nichtssagend, die wahren Ziele vertuschend, auch dank der kopierenden Presse.
Es sei eine unvorstellbare Summe, sagt Otto Ebnet, Wirtschafts- und Bauminister a.D.: Zehn Milliarden Euro könnten in den nächsten Jahren am Industriestandort Lubmin investiert werden: "Wenn Sie die Ansiedlung der Kraftwerke, die Gaspipeline, die landseitige Absicherung von Offshore-Anlagen und einige Folge-Maßnahmen zusammennehmen", konkretisiert der 64-Jährige SPD-Politiker.
Aha, das also soll konkret sein?
Was ist mit den Kraftwerken gemeint?
Wie viele Jahre sind die nächsten Jahre?
Was sind Folgemaßnahmen?
Und woher weiß Ebnet, dass zehn Milliarden Euro investiert werden könnten?
Um die Entwicklung im östlichen Landesteil voranzutreiben, hat sich gestern in Lubmin der "Rat für Technik, Energie und nachhaltige Entwicklung Vorpommerns" konstituiert.
Welche Entwicklung soll vorangetrieben werden?
Soll die Umwelt besser geschützt werden, damit Touristiker damit werben können?
Oder soll Vorpommern mit schmutziger Industrie entwickelt werden?
Haben die selbsternannten Ratgeber etwa vor, die Vorschläge der Kohlekraftwerksgegner für Industrieansiedlungen aufzugreifen? Kennen die Ratler die Vorschläge überhaupt?
Warum wird nicht ausgesprochen, worum es vorerst einzig und allein geht, das Kohlekraftwerk anzusiedeln?
Warum ließ sich der Autor von Anfang an mit Propaganda in Reinstform abfüllen und merkte es nicht oder wollte es nicht merken?

Propaganda:
systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen u. Meinungen [mit massiven (publizistischen) Mitteln] mit dem Ziel, das allgemeine [politische] Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen.

Duden - Das Fremdwörterbuch, 9. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

Was ist dieser Rat wirklich? Er ist eine Interessenvertretung der Industrie, nichts anderes. Welche Rolle spielt Dong dabei?
Wer bezahlt die PR-Kampagne?
Wie dieser Artikel zeigt, mischt die OZ fleißig mit - kostenlos. Sie, liebe Leser, wissen, wer den Propagandaartikel in der OZ bezahlt - genau, Sie mit dem Kauf der Zeitung; auch eine Art, Vorpommern voranzubringen.
Mitglied Dieter Rittscher findet bemerkenswert, dass die Region Vorpommern über das Gremium nun mit einer Stimme sprechen werde: "Vor zehn Jahren war das noch undenkbar. Jetzt sind wir dabei, eine regionale Identität in Vorpommern herauszubilden", meint der Chef der Energiewerke Nord.
Haben Sie auch gestutzt, weil die Region nun mit einer Stimme spricht, nämlich mit der des selbsternannten Rates (Wen berät er?)? Der Autor nicht; er hat treu und brav das Gesülze wiedergegeben und es ist doch nichts als eine Lüge, zumindest was die Akzeptanz des Kohlekraftwerkes betrifft.
Der Rat, so betonen die Mitstreiter, soll das Verständnis und die Akzeptanz in der Bevölkerung für Industrie-Ansiedlungen stärken.
Also ist es eine PR-Truppe. Merken Sie, wie Sie für vollkommen blöd verkauft werden? Der Satz sagt doch aus, dass Verständnis und Akzeptanz bereits vorhanden sind, die nur gestärkt werden müssten. Das ist glatt gelogen. Denken Sie an Dong, denn nur darum geht es. Wer Dong akzeptiert, wird auch weitere Dreckindustrie hinnehmen. Das ist der Gedanke, der auch in dem Satz steckt.
Dabei allein solle es aber nicht bleiben: "Wir wollen das Thema verknüpfen mit dem Tourismus. Beides kann sich gut ergänzen", meint Ebnet.
Das ist Schwachsinn, den der Autor einfach übernahm, um ihn an Sie zu verkaufen.
Auch die Forschung solle einbezogen und für eine bessere Infrastruktur gekämpft werden.
Das ist nicht einmal das bildliche Feigenblatt, sondern nichtssagend, vage Zukunftsaussicht und erinnert mich an das, was wir noch vor 20 Jahren vom Kommunismus glauben sollten: Er sei die lichte Zukunft.
Wie soll welche Forschung einbezogen werden und welche Infrastruktur soll wie und wann verbessert werden. Sie soll gar nicht verbessert werden, denn es wird nur darum gekämpft. Könnte gut sein, dass die Kämpfer wenig oder nichts ausrichten. Das wäre dann einfach Pech, Pechkohle, verkohlte Pommern.

Wo bleibt die Frage an den Rat, warum er sich nicht für Industrieansiedlungen im Pommerndreieck bei Grimmen einsetzt. Dort sind 235 Hektar Gelände an der A 20 frei, abgesehen von einem sog. Schnellrestaurant und einem Autohaus. Ist doch auch Pommern, dünn besiedelt und dazu weitgehend frei vom Tourismus. Spätestens mit Stellen dieser Frage hätte der Autor den wahren Hintergrund der Ratstätigkeit erkannt: Es geht nur um Dong.

Der Artikel hat mit Information nichts zu tun. Es ist ist durchgehend durchschaubare Propaganda, für die Sie auch noch bezahlen.

Und jetzt wiederhole ich mich:
Warum Journalisten in MV doppelt so viel Geld verdienen, wie Durchschnittsbeschäftigte, wird unter anderem damit erklärt, dass Journalisten unabhängig von allem und jedem berichten sollen. Natürlich wird noch erwähnt, dass es sich um eine verantwortungsvolle Aufgabe handelt.

5 Kommentare:

  1. Anonym8.3.09

    Ist es nicht höchst arrogant, sich zum Berater über uns Vorpommern aufzuschwingen?
    Ist es nicht unverschämt, sich als die Stimme Vorpommerns zu gerieren?
    Danach hätte der Redakteur doch auch fragen können?

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  2. Wie man am besten für die Ansiedlung von Unternehmen wirbt, weiß wenigstens das Mitglied des Zwölferrates Dr. König ganz genau. Auf seiner Internetseite http://www.arthurkoenig.pcdl.de/index.html verrät er sogar sein Geheimrezept. Auf die Frage:
    „Was würden Sie einem Unternehmer sagen, der sich für Greifswald interessiert?“ antwortet er: „… ich würde mit ihm nach Wieck fahren, ihm unseren Museumshafen und den Spielplan unseres Theaters zeigen und noch ein paar Tipps für Kneipenbesuche geben. Danach habe ich noch keinen Unternehmer erlebt, der dem Charme und der Dynamik Greifswalds widerstehen konnte.“

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  3. Anonym9.3.09

    Typisch Lupe,
    alles was annähernd pro Kohlekraftwerk sein könnte, ist Propaganda. In seinen eigenen Beiträgen zum Thema berichtet er aber auch nur immer über eine Seite. Komische Doppelmoral. Der hier kritisierte Artikel erwähnt das Thema SKW nicht, es gab aber bereits im Vorfeld einen OZ-Artikel, der das Thema ausführlich beleuchtete und den Bezug und die Lobbyarbeit des Rats für das SKW hervorhob. Ich denke, es muss nicht in jedem Bericht ständig darauf hingewiesen werden, wie böse die Kraftwerksbefürworter sind. Die Ausgewogenheit der vielen Artikel über mehrere Monate ist wichtig. Etwas mehr Sachlichkeit täte auch dieser Internetseite in dem zusammenhang gut, selbst wenn ich sie grundsätzlich als Plattform schätze, um mich über aktuelle SKW-Vorgänge zu informieren. Allerdings weiß ich auch, dass es hier sehr einseitig zugeht.
    Marek79-Hgw

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  4. Hallo Marek79-hgw, Du hast Recht, ausgewogen sollte stets berichtet werden. Ob es Lupe passt oder nicht, ich zitiere hier einfach mal aus einer DONG-Hochglanz-Propaganda-Schrift:

    "Von der geplanten Anlage werden unter Berücksichtigung der vorgesehenen Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen auf die Schutzgüter Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, das Oberflächenwasser und die Landschaft erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen ausgehen."

    Das ist der drittletzte Absatz in der 24seitigen Broschüre vom Oktober 2007.

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  5. @ Marek79-Hgw
    Selbstverständlich bin ich gegen das Kohlekraftwerk, vor allem aus den Gründen, die kulbrod nannte und die unwiderlegbar sind. Mehr brauchte nicht geschrieben zu werden, denn alle Befürworterei löst sich damit in Luft auf. Ich tue es dennoch.

    Was in aller Welt soll unter solchen Umständen für das Kraftwerk sprechen. Alle, aber auch alle Argumente für das Kraftwerk sind schon lange widerlegt. Es spricht nichts für das Werk. Da gibt es keine zwei Seiten abzuwägen, Marek.

    Ist denn immer noch nicht klar, dass die härtesten Befürworter ständig ihrer Propaganda überführt werden (in der OZ fast ausschließlich durch Leserbriefe, nicht durch Zutun der Redaktionen,die durch nichts als ein paar Lügen untermauert ist? Es ist doch peinlich, dass die OZ das immer noch nicht wahrhaben will.
    Natürlich hat die OZ Anteil daran, dass die Märchen immer noch für bare Münze genommen. Im Blog ist nachzulesen, dass die OZ eher den Märchen der Befürworter glaubte und sie ohne Gegenrecherche vervielfältigte. Das kann nicht Aufgabe einer Tageszeitung sein.

    Die Gegner, die mit harten, wirklich harten, Fakten aufwarteten, hatten es wesentlich schwerer. Einer bot der OZ an, sie in der Berichterstattung mit Material zu versorgen. Der Redaktionschef lehnte es ab - kein Interesse an harten Fakten. Stattdessen wurde über das Anhörungsverfahren berichtet, wer wo saß, lächerlich. Dabei wurde dort Tag für Tag an vielen Gutachten nachgewiesen, wie falsch unvollständig oder nicht vorhanden sie waren. Ich war an zwei Tagen dort; an jedem der Tage hätten sich die Gutachter der Dong-Seite vor Scham verkriechen müssen, wegen ihrer schlechten Arbeit. Es war skandalös. Davon war so gut wie nichts in der OZ zu lesen, gar nichts in der Lokalausgabe Greifswald, zu deren Verbreitungsgebiet der Kraftwerksstandort gehört. Die Lokalzeitung hat nach meiner Ansicht völlig versagt.

    Ohne die unermüdliche naturwissenschaftlich und technisch abgesicherte Arbeit der Gegner wäre das Kraftwerk längst genehmigt. Es ist nur den Gegnern zu verdanken, das offene Fragen gleich dutzendweise zu Tage kamen. Nun muss Dong, nachdem es schon einmal nachsitzen musste, zu 60 Sachverhalten neues Material liefern, weil das vorhandene nichts taugt. Und wieder wurde gelogen in der OZ: In zwei Monaten seien die Unterlagen vollständig. Dabei werden sie es nicht vor Jahresende sein.

    Also Marek79-Hgw, meine Moral ist weder komisch noch doppelt. Ich decke einfach mit Hilfe von aufmerksamen, gebildeten und auskennerischen Leuten auf, was die Befürworter an Lügen und Unsinn über die OZ verbreiten und schreibe darüber hinaus, was OZ-Redaktionen nicht des Berichtens wert ist. Deshalb ist, was ich schreibe, zutiefst sachlich, weil durch Fakten begründet.

    Übrigens, das ist es ja, dass in dem Artikel das SKW nicht erwähnt wurde, obwohl es vorerst den selbsternannten Ratgebern (Wen beraten sie?) nur darum geht. Das wird verschleiert, wo es nur geht, dass ist volksverblödender Informationsnebel. Warum muss ich nach dem Pommerndreieck fragen, warum nicht der Redakteur, der für diese und vieleviele andere Fragen und das Aufschreiben der Antworten darauf bezahlt wird. Nachplappern kann auch ein eingearbeiteter Abiturient.

    Ich empfinde das Blog in Sachen Kohlekraftwerk bildlich als Gegengewicht zur OZ und nur deshalb hatte ich die Bloggerei nach langer Pause wieder begonnen. Es werden immer mehr Leser, die meinen, wenn sie die OZ und mein Blog gelesen habe, seien sie rundum informiert. Das mit dem rundum ist natürlich übertrieben. Doch es ist für die OZ höchst bedenklich, wenn Leser so denken.

    Nicht ich verlange Geld für das Lesen im Blog, sondern die OZ für die Zeitung, weil sie meint, top zu informieren. Das ist leider nicht immer der Fall, wie ich Hunderte Mal nachwies - deshalb dieses Blog. Würde die OZ ihre Qualität verbessern, beendete ich das Eintragen auf der Stelle.

    Frage am Rande: Wie wäre es mit Antworten auf die beiden Fragen, die Anonym im ersten Kommentar stellte?

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