3. März 2009

Vom Umgang mit Leserbriefen

Hier berichtete ich, dass die Greifswalder Zeitung es nicht vermochte, Leserbriefschreiber vor dem Spott der Leser zu schützen, weil die Redaktion den Unsinn ahnungsloser Briefschreiber abdruckte und die Rechtschreibfehler gleich mit.

Ganz anders verfuhr dieselbe Redaktion mit einem Leserbrief, den ich bereits am 27. Februar im Wortlaut übernommen hatte. Dass ein Redakteur den Leserbrief kürzte, nunja, war eben nicht genug Platz für alles. Dass aber die Wortwahl verändert wurde, ist eigenartig, weil sie sonst nicht vorkommt:
Herr Gedbjerg sagt nicht die Wahrheit
Torsten Jelinski aus Ostseebad Thiessow schreibt zu "Dong rechnet weiter mit einer Genehmigung" (OZ vom 27. 2.): Herr Gedbjerg sagt nicht die Wahrheit, wenn er erklärt, er hätte nicht selbst gehört, dass der Ministerpräsident gegen den Bau des geplanten Kraftwerkes ist.
Original:

Herr Gedbjerg lügt, wenn er sagt ...

Haben Sie den Unterschied bemerkt? Noch nicht? Dann lesen Sie dies:
... Peter Gedbjerg sagt die Unwahrheit, wenn er erklärt, unter Punkt 37 der Koalitionsvereinbarung sei festgeschrieben, dass die Landesregierung den Bau befürwortet. Dort ist ausschließlich der Ausbau von erneuerbaren Energien vereinbart.
Original:

Peter Gedbjerg lügt, wenn er sagt ...

Aller guten Dinge sind drei:
Ferner stimme nicht die Behauptung, die StAUN-Auflagen könnten in zwei Monaten erfüllt werden. Denn neben vielen anderen Aufgaben ist der Herbstvogelzug zu dokumentieren.
Original:

Herr Gedbjerg lügt, wenn er behauptet ...

Was ist der Unterschied zwischen einer Lüge und einer Unwahrheit? Es gibt keinen. Nur hört sich "Unwahrheit" nicht so klar und deutlich an wie "Lüge". Dass der Redakteur versuchte, durch die Wortwahl den Inhalt des Briefes zu entschärfen, ist verantwortungslos. Journalisten sollten sich so klar wie nur möglich ausdrücken. Es mit Verneinungen zu versuchen, wo es ein einfaches Wort gibt, ist stets eine schwache Leistung (und typisch Politikerdeutsch), sie in einen Leserbrief zu schummeln, ist verantwortungslos.

Der Redakteur strich dies:

Wenn Herr Gedbjerg meint, manch einer hätte das Kraftwerk Peenemünde als Dreckschleuder vor Augen, versucht er vom Kern der Sache abzulenken.

Erstens hat der Peenemünder Schornstein keine sichtbaren Rauchwolken ausgestoßen und zweitens soll das DONG-Kraftwerk mehr als 50 Mal größer werden. In Peenemünde wurde hochwertige schlesische Steinkohle verarbeitet, Dong will billigste Importkohle mit hohem Schwermetallanteil verbrennen. Auf den Werbe-DVD´s wird sogar zugegeben, dass Müll verbrannt werden kann. Das hat Herr Gedbjerg mir auch schon früher persönlich bestätigt.

Wenn wirklich alle 80.000 DVDs angesehen worden wären, hätte es in OVP schon einen Volksaufstand gegeben. Ich empfehle allen, die dieses Werbemittel noch nicht umweltfreundlich entsorgt haben, Titel 2, Kapitel 6 genau anzusehen.


Warum war das nicht so wichtig? Es sind höchst interessante Details zu erfahren. Warum also? Kleine Hilfestellung: Wer hat wohl die CDs für Dong ausgetragen? Doch nicht etwa jene Leute, sie sonst die OZ in den Briefkasten stecken?

3 Kommentare:

  1. Anonym3.3.09

    Hornfisch meint,
    Herr Jelinski hat es mal wieder auf den Punkt gebracht. Danke

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  2. Anonym4.3.09

    "... Dass aber die Wortwahl verändert wurde, ist eigenartig, weil ..." - nein, lupe, dies ist nicht eigenartig, dies ist eine riesengroße sauerei!!! unter dem deckmäntelchen der neutralität wird ein leserbrief mit eindeutiger aussage verwässert, um dem ansehn von dong nicht zu schaden. einfach nur ekelhaft!!!!

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  3. "Ostsee-Zeitung
    Die Unabhängige für Mecklenburg-Vorpommern",
    stehtganz oben auf jeder Titelseite.

    Ich frage mich mitunter: Unabhängig von wem, von den Lesern, von den Anzeigenkunden? Ist Dong ein guter Anzeigenkunde?

    Und ich frage mich: Was versteht der Redakteur unter journalistischer Sorgfalt oder noch einfacher, unter klarer, verständlicher Ausdrucksweise?

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