2. Februar 2009

Im Blickpunkt: Geld

Lange überfällig war die Blickpunktseite zur Finanzkrise (als Teil der Weltwirtschaftskrise):
Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?
Zentralbanken und Regierungen stellen weltweit immer größere Summen zur Rettung der Finanzwirtschaft bereit. Die Beträge gehen schon jetzt in die Billionen. Den Bürgern drohen bald höhere Steuern und Inflation. ...
Damit ist die Frage in der Schlagzeile beantwortet.
... Was die sogenannten Finanzgenies anrichten können, erleben wir in diesen Tagen. Der Fluch des billigen Geldes und grenzenlose Gier haben das gesamte globale Banken- und Wirtschaftssystem an den Abgrund geführt. ...
Aha, das also sind die Gründe. Wer in meinem Blog die Lesetipps verfolgt hat, weiß deutlich mehr.
... Eine besonders gefährliche Blase am Weltfinanzmarkt ist noch gar nicht richtig geplatzt: die der Kreditderivate, auf Englisch Credit Default Swaps (CDS). ...
Ich wies schon Mitte November darauf hin. Jetzt dürfen es auch jene OZ-Leser erfahren, die sich nicht anders als aus der OZ informieren.
Die meisten Staaten genießen noch das Vertrauen ihrer Bürger - ob mit oder ohne Goldbarren. ...
Warum ist das so? Ist es so, weil viele Medien als Kopierer von Politikergewäsch fungieren, statt kritisch zu berichten, was hinter dem Geschwafel steckt? Journalisten sollten Vertretern des Staates niemals trauen.
Hier ein Beispiel:

Neues aus der Krise: Die Politiker wissen, dass die Lage schlimmer ist, als das Volk glaubt. Aber zugeben wollen sie es nicht. Es ist Zeit, alle Karten auf den Tisch zu legen.

Am 8. Oktober 2008 war die Krise noch jung, man möchte fast sagen: unschuldig. An jenem Mittwochabend luden die Bundeskanzlerin und ihr Finanzminister die Chefs der wichtigsten Zeitungen ins Kanzleramt, um ihnen eine Botschaft zu übermitteln. Die lautete: Wir wissen zwar nicht genau, was in zwei oder drei Wochen ist, aber würden doch sehr herzlich um Ihr Vertrauen bitten und vor allem darum, dass Sie keine schlechte Stimmung machen, denn dazu ist die Lage zu ernst.

Die beiden trugen ihr Ansinnen auf beinahe schüchterne Weise vor, wahrscheinlich wussten sie, wie brüchig ihr Konzept war: den Banken einen Schirm aufspannen, ein kleines Konjunkturprogramm auflegen und den Menschen keine Angst machen, auf dass sie schön einkaufen gehen. Funktioniert hat immerhin das Letzte: Die Deutschen blieben cool und kauften zu Weihnachten wie üblich viel mehr, als sie brauchten. Ob das nun an den Zeitungen lag, sei dahingestellt, doch konnte man damals an die patriarchalische Vision glauben, dass die Eliten dem Volk nicht alles sagen – um es, mit Scheuklappen versehen, rasch durch die Krise zu führen. ...

Der Zeit-Artikel ist ansonsten geschenkt, bis auf das Eingeständnis, Mediennutzer um Erkenntnisse über die wahre Lage betrogen, dafür auch noch Geld verlangt zu haben und das Ganze vielleicht noch als Qualitätsjournalismus zu bezeichnen, den es nun mal nicht zum sog. Nulltarif gibt.

Hier wird es gefährlich, zumindest für Anleger:

Denn die Zahlungsfähigkeit eines Staates ist nahezu grenzenlos - jedenfalls solange er Anleihen auf dem internationalen Finanzmarkt platzieren kann. Dort aber ist ein Wettlauf entbrannt. Jeder will seine Schuldverschreibungen an den Mann bringen, allen voran die US-Amerikaner. Sie überschwemmen derzeit regelrecht den Markt für Staatspapiere. ...

Ebenso hat die Bundesregierung keine Probleme, ihre - oder besser unsere - Schulden zu finanzieren.

Doch Vorsicht ist geboten. Denn mit immer größeren Rettungspaketen wächst das Misstrauen der Investoren. ...

Fragen Sie doch bitte Ihren Lebensversicherer oder privaten Rentenversicherer, wo er Ihr Geld angelegt hat. Sie werden staunen, wie viel davon in Staatsanleihen steckt. Nichts davon in der OZ; ist schließlich kein Ratgeber.

Hier eine ausdrückliche Warnung:

Vorsicht bei Staatsanleihen

... Es gibt im Moment eine Anleihe-Blase ungeheurer Dimension. "Alle Welt" ist in den letzten Jahren (und noch verstärkter in den letzten Monaten) in vermeintlich sichere Staatsanleihen (besonders USA) eingestiegen um sein Geld in Sicherheit zu bringen. Wenn sich dieser Effekt jetzt umkehrt, womit man rechnen muss, brechen die Kurse der Staatsanleihen ein. Daher sollte man hier jetzt Gewinne mitnehmen, bevor es die Masse der Investoren tut. ...

In diesem Zusammenhang ist auch das Interview auf der Blickpunktseite zu lesen:

Die Bundesregierung ist ein Schuldner allerbester Bonität

Richtig erkannt hat der Autor, wenn auch sehr spät an die Leser weitergegeben:

Wenn Staaten aber keine Anleihen mehr loswerden, sind sie faktisch bankrott und müssen die Notenpresse anwerfen. Die Folge wäre eine massive Geldentwertung, um die Schulden "weg-zu-inflationieren" - und mit ihnen die Vermögen der Bürger. ...
Das ist für Blogleser natürlich nicht neu, der Schluss des OZ-Artikels auch nicht:

Dann hilft nur noch Selbstvertrauen, fatalistischer Humor und vielleicht ein Schlager, wie ihn der Kölner Jupp Schmitz schon 1949 trällerte:
Wer soll das bezahlen ...

Ob die Hilfsangebote des Autors nützlich sind, bezweifle ich energisch, denn sie besagen nichts weiter als das typische OZ-Geleier: "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, denn wir können sowieso nichts ausrichten."

Diedaoben machen doch, was sie wollen? Ja, doch nur so lange sie oben sind. Wer die wahren Gründe der Krise nicht kennt oder nicht nennt, muss seinen Lesern Schicksalsergebenheit (Fatalismus) predigen und macht sich damit schon wieder zum Regierungsblättchen, denn unsere Regierenden und ihre Vorgänger tragen ein gerüttelt Maß Mitschuld an der Situation. Das Tragische an der Situation ist, dass sich diese Mitverschulder nun als Retter aufspielen und doch nur hilflose Bonzen sind, die letztendlich das ihre retten werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google