24. Januar 2009

Leserverblödung per Schlagzeile und Vorspann

Ein OZ-Wirtschaftsweiser titelte einen Artikel so:
Steuerzahler soll nicht für faule Kredite büßen
Darunter der Vorspann:
Die Bundesregierung will risikobehaftete Bankenpapiere nicht auf die Steuerzahler abwälzen. Der Rettungsfonds für Banken soll flexibler werden.
Das ist falsch! Sie werden belogen, obwohl im Text Richtigeres steht:
Die Bundesregierung ... lehnt eine Übertragung der Risiken wertloser Papiere allein auf den Steuerzahler aber strikt ab. ...
Das "allein" ist das entscheidende Wort. Es heißt, den Steuerzahlern werden weitere Lasten aufgebürdet, die sie nicht zu verantworten aber zu bezahlen haben. Nur sollen sie die Lasten nicht allein tragen. Fragt sich, wer sie denn in welchem Maße mittragen soll? Dazu steht natürlich nichts in dem Artikel, sondern allerlei nebulöses Gewäsch.
Ekel erregend war dieser Satz:
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte gestern, das Finanzmarktstabilisierungsgesetz sei erfolgreich, solle aber flexibler werden.
Dass der Mann sich traut, solch einen Quark zu sagen und Journalisten es wagen, das weiterzugeben und sich dafür auch noch bezahlen lassen (z.B. von OZ-Lesern), zeigt, wie tief der Journalismus gesunken ist.

Natürlich, klardoch! Die Regierung macht keine Fehler, weder ihre Vorgängerregierung mit den Hartzgesetzen noch die jetzige. Dabei hat gerade die Merkel-Regierung soviel Mist gemacht, dass damit in jedem Monat eine OZ-Ausgabe gefüllt werden könnte, gäbe es jemanden, der das könnte und dann auch noch wollte und dürfte.

Und noch einmal das Gegenteil vom Inhalt der Schlagzeile und Vorspann:
Es werde keine Lösung geben, bei der ausschließlich die Steuerzahler die finanziellen Risiken zu tragen hätten.
Fast ausschließlich ist also möglich.
Und noch einmal:
Der Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband deutscher Banken, Manfred Weber, betonte, es sei nicht die Absicht der Banken, alle Risiken beim Steuerzahler abzuladen.
Fast alle Risiken auf die Steuerzahler abzuladen, ist also möglich.

Noch einmal: Für wie viel haben die Steuerzahler zu büßen und warum wurde in Schlagzeile und Vorspann so hemmungslos gelogen?

5 Kommentare:

  1. Nein,nein! In diesem Fall kann es nun wirklich keine Leserverblödung sein! Ich wette, kein Leser ist tatsächlich so blöd , das nicht selbst zu merken.

    AntwortenLöschen
  2. 1. Was ist es dann?
    2. Was ist mit jenen Lesern, die nach Schlagzeile und Vorspann meinen, genug zu wissen und nicht weiterlesen?

    AntwortenLöschen
  3. Lupe, an den Nur-Schlagzeilen-Leser habe ich nicht gedacht. Aber du hast Recht, bei der Bildzeitung sind die Schlagzeilen an der Meinungsmache ja auch besonders beteiligt..
    Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass OZ - Leser an sich oder in der Mehrzahl unkritische Leser sind, denn es gibt die unterschiedlichsten Gründe eine Zeitung aus der eigenen Region zu lesen. Das beschränkt sich für viele vermutlich nicht darauf über das „Wichtigste“ informiert zu sein. Ich meine also, dass man auch die Leser der Ostseezeitung nicht unterschätzen sollte, was ich so empfand, als ich deinen Beitrag las.

    Ich hatte allerdings auch Schwierigkeiten, dem Schreiber dieser OZ-Schlagzeile gezielte Manipulation und im Gegenzug dem Leser so viel Dummheit zuzutrauen.
    Naiverweise (?) dachte ich genau umgekehrt J

    AntwortenLöschen
  4. Ich unterschätze nicht die OZ-Leser. Es ist nur ein Unding, dass Leser selbst herausfinden müssen, was denn nun richtig ist und dafür auch noch bezahlen.

    Andererseits: Wenn der Schlagzeilenschmied zu dumm war, zu erkennen, dass natürlich die Steuerzahler (Wer sonst?) geschröpft werden sollen, frage ich mich, warum der Redakteur ein doppelt so hohes Einkommen haben muss, wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer im Land.

    Eine Menge Leute ziehen ja auch die Schlussfolgerung und kaufen keine OZ mehr, wie der stetige Auflagenschwund belegt.

    AntwortenLöschen
  5. Anonym26.1.09

    Oder es zeigt, wie viele Leute im Verbreitungsgebiet schon lange keine OZ mehr lesen, wenn nach dem Tod von Abonnenten die Angehörigen das Abo kündigen.

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google