21. November 2008

Wende im Anhörungsverfahren: Boddenerwärmung durch SKW möglich

Heute nur diesen Eintrag, weil ich zur Anhörung über das Vorhaben Kohlekraftwerk in Greifswald war.

Zunächst dies:

Natürlich ist die Greifswalder Lokalredaktion unterbesetzt, doch ich wette darauf, dass ich morgen einen Beitrag über die Zusammenkunft angeblicher Kraftwerksbefürworter in Greifswald aus der Hand eines OZ-Redakteurs lesen werde. Er wird nichts Neues berichten. Ich bin jedoch gespannt, ob aus dem Bericht zu erfahren sein wird, ob die für diese Zusammenkunft von der Arbeit befreiten Mitarbeiter verschiedener Unternehmen eine bezahlte Freistellung erhielten. Jedenfalls wurden Speis und Trank kostenlos angeboten.

Nun zur Anhörung:

Dort wurde äußerst Wichtiges vorgetragen, und die OZ ließ sich wegen Abwesenheit einen exklusiven Bericht entgehen und das obwohl jeder in der Redaktion wissen müsste, dass es solch ein wichtiges Thema wie das Kohlekraftwerk über Jahre hinweg nicht wieder geben wird.

Die Agentur-Journalisten waren bereits unterwegs zum sog. Befürwortertreffen. Doch die OZ schickt niemanden zu den Anhörungen, außer um zu berichten, wer dort wo sitzt. Wozu sich mit fachlich brisantem Material versehen, wenn es doch so einfach ist, über die Befürworter und deren bekannte Motive zu berichten? Die Abonnenten haben die Zeitung sowieso bezahlt. Wenn das mal nicht über kurz oder lang ins sprichwörtliche Auge geht.

Sie alle verpassten dies:

Möglicherweise müssen die wasserrechtlichen Gutachten, die sich mit der Erwärmung des Boddenwasser befassten, neu geschrieben werden. Das jedenfalls lässt sich aus der Stellungnahme Prof. Hendrik Schuberts ableiten. Er ist Professor für Ökologie im
Institut für aquatische Ökologie der Uni Rostock. Er legte zwei Temperaturmessreihen vor, die belegen, dass im Bodden vor Lubmin im Jahr 1973 eine auffällige Temperaturdifferenz verzeichnet wurde. Im selben Jahr begann das KKW produzieren. Schubert konnte den Zusammenhang nicht belegen. Dazu seien weitere Untersuchungen notwendig, sagte er. Doch eine Verbindung ist möglich.

Der Knackpunkt: Die Dong-Gutachter für das Kraftwerk gingen davon aus, dass sich durch das KKW die Temperatur des Boddenwassers nicht verändert habe, sich also auch nicht durch das Kühlwasser des Kohlekraftwerkes verändern werde. Diese Vermutung ist nach den vorgelegten Temperaturreihen möglichweise falsch!

Und so etwas lässt sich die OZ entgehen, exklusiv zu melden.

Übrigens war das nur ein wichtiger Punkt der drei von Schubert genannten. Doch ich bin kein Zeitungsersatz, müsste mich ja sonst von der OZ gut bezahlen lassen. Und wahrscheinlich gibt es ja morgen eine Pressemitteilung der Kraftwerksgegner, in der die Schubertschen Bedenken aufgeführt sind und wovon die OZ nach Herzenslust kopieren kann.

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