Kundige äußerten schon im vergangenen Jahr, dass weltweit eine Rezession bevorsteht und tunlich etwas dagegen unternommen werden müsste.
Die OZ zitierte am 16. August, nachdem mindestens sechs Monate lang klar war, was kommt, Volksverblöder Glos und andere Un-Sinn-Macher:
„Die deutschen Unternehmen sind weiter ungemein wettbewerbsfähig“, sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos dem „Handelsblatt“. „Ich erwarte für Deutschland keine Rezession, sondern eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.“Und heute:
Jetzt ist es amtlich: Deutschland befindet sich in einer Rezession.Bloß kein Wort vorher, nur nicht die Warnungen Kundiger in die Berichterstattung aufnehmen, denn Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!
Doch ist es nicht die Aufgabe einer Tageszeitung, Informationen ausgewogen zu vermitteln? Oder ist es etwa die Aufgabe einer Tageszeitung, Leser in falscher Sicherheit zu wiegen und sich dafür bezahlen zu lassen?
Wenn ich so etwas lese, kommt mir bildlich der kalte Kaffee hoch:
Langlebige Konsumgüter wie Autos werden, wenn die Kundschaft angesichts unsicherer Entwicklungen knausert, zu Ladenhütern - und "die Verbraucher werden ihre Geldbeutel nächstes Jahr nicht weiter öffnen", fürchtet Banker Schmieding.Wieder das Gewäsch von der Kaufzurückhaltung! Gäben die Leute mehr Geld aus, wäre alles nicht so schlimm. Und das wagt die OZ ihren Lesern im ärmsten Bundesland vorzusetzen, weil sie hier zu Hause ist! Das ist schon wieder Schönschreiberei.
Erfuhren die Leser, dass es Deutschland mit am schwersten trifft?
Findet die OZ klare Worte wie diese, um die Krise zu erklären?
Die Kombination von sträflicher Vernachlässigung der Massenkaufkraft und privaten Nachfrage einerseits und einer total überzogenen Exportabhängigkeit mußte beim nächsten globalen Abschwung ins Auge gehen. ...
Die Risiken und Belastungen schlagen jetzt mehr durch als in fast allen anderen Ländern. Abb. 14566 zeigt den extremen Anstieg und nun eintretenden Abriß beim Außenwirtschaftsbeitrag (= Exportüberschuß), während sich als Folge einer falschen Politik die Löhne und der Einzelhandelsumsatz stetig nach unten bewegten.
Die Bundesregierung hätte unter den Löhnen längst ein Mindestlohn-Netz einziehen, die Lohndiskriminierung der Zeitarbeit verbieten, die Renten erhöhen und andere Maßnahmen zur Stärkung der Massenkaufkraft ergreifen müssen.
Fand die OZ solch deutliche Worte?
Die größten Falschspieler im Weltwirtschaftssystem der letzten Jahre waren in dieser Reihenfolge China, Deutschland und Japan. Sie türmten unter totaler Vernachlässigung ihrer Binnennachfrage gigantische Leistungsbilanzüberschüsse auf (im vergangenen Jahr 835 Mrd Dollar), die durch Verschuldung anderer Länder, besonders der USA, aufgefangen wurden.
Von diesem Geruch können sie sich nur befreien, wenn sie jetzt in der Krise mit einer ebenso gigantischen Anstrengung die Nachfrage zu Hause stärken und so einen positiven Beitrag zur Weltkonjunktur leisten. Sie können es nicht den USA überlassen, mit einem Programm von bisher 170 Mrd $ und einer von der FED in den letzten Wochen dramatisch angekurbelten Geldversorgung Dampf zu machen.
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Die Finanzkrise bringt eine einfache Wahrheit zutage: Wir verstehen nicht, was Sparen bedeutet, und wir verstehen nicht, was schiefgehen kann, wenn wir mit einer falschen Vorstellung vom Sparen Wirtschaftspolitik machen.
An dieser Stelle stand ein Kommentar, in dem die OZ pauschal verurteilt wurde. Das lasse ich nicht zu. Kritik ist in Ordnung, jedoch nicht Beschimpfungen.
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