30. Oktober 2008

Hanseyachts - wieder nicht die ganze Wahrheit

Nun erfahren auch die OZ-Leser, was bereits vorgestern in diesem Blog zu lesen war:
HanseYachts in schwerer See
110 Mitarbeiter der HanseYachts AG Greifswald haben gestern ihre Kündigung erhalten. Durch die Finanzkrise konnte das börsennotierte Unternehmen deutlich weniger Luxusyachten absetzen als geplant.
Aha, plötzlich und unerwartet also. Das können nur OZ-Leser glauben, die durch die Berichterstattung der OZ meinen, das Unternehmen sei toll und super und überhaupt.
Was die OZ vermittelte, war eine Scheinwelt, die sich jetzt nicht mehr verschweigen lässt.

Es ist falsch, den Lesern zu vermitteln, das Unternehmen hätte zuvor keine Schwierigkeiten gehabt. Irgendein Redakteur, ob OZ-Wirtschaftsweiser oder Lokalredakteur, hätte nur ab und zu auf die Kursenwicklung der Aktie schauen müssen und Adhoc-Meldungen lesen, dann hätte er gewusst, dass nicht alles bestens sein kann. Ich habe seit Ende Mai auf das Unternehmen aufmerksam gemacht. Blogleser wissen das, OZ-Redakteure nicht.

Zur Information:

24. März 2008

HanseYachts mit geringerer Gewinnspanne als erwartet

25. März 2008

HanseYachts erwartet niedrigeres Gesamtjahresergebnis
Nach dieser Meldung verlor die Aktie innerhalb von drei Tagen 24 Prozent ihres Wertes.

13. Juni 2008

... Das dritte und das vierte Quartal sind saisonbedingt die stärksten Quartale der HanseYachts AG, da in diesem Zeitraum die Auslieferung der meisten Yachten und damit die Realisierung der Umsätze erfolgt. Die im Halbjahresabschluss zum 31. Januar 2008 erwähnten Saisoneffekte und Ergebnisbelastungen konnten im dritten Quartal bereits zum Teil kompensiert werden.

Hallo, OZ! Nicht einmal die Belastungen aus dem ersten Halbjahr konnte das Unternehmen im dritten Quartal wettmachen.

Und hier berichtete die Redakteurin Falsches:
Der Aktienkurs der HanseYachts AG befindet sich derzeit im freien Fall. Gegenüber dem Vorjahr büßte er 80 Prozent ein.
Der Kurs büßte 84,3 Prozent ein, denn am 29. Oktober 2007 lag der Schlusskurs der Aktie bei 30,0 Euro, gestern bei 4,70 Euro.

Nicht so schlimm, denn das Ergebnis ist nur ein wenig gerundet worden.

Unsinn ist jedoch, dass die Aktie derzeitig frei fällt, wie die Kurve für eine Woche zeigt:


Einen tatsächlichen freien Fall des Kurses erlebten die Aktionäre, wie oben berichtete, vom 25. bis 28. März.
Wie ich mehrfach zeigte, begann der Kursverfall schon im August 2007. Der Kurs erholte sich seitdem in keiner Phase.

So zu tun, als habe der Kursverfall erst jetzt begonnen, ist unhaltbar aber gut für die OZ. Hätte die Autorin die ganze Wahrheit berichtet, könnten pfiffige Leser jetzt fragen, warum die OZ nicht früher über die Schwierigkeiten des Unternehmens berichtete und warum sich noch im September ein Redakteur von der Marketing-Dame des Unternehmens beschwatzen ließ.

Erinnern Sie sich bitte, was die Schwere-See-Autorin einem Leser in anderer Angelegenheit schrieb:

Allerdings wollen wir nicht wie Welt online nur Fakten nennen, sondern wie es sich für eine gute Recherche gehört, auch den Betroffenen selbst sowie Leute, die eng mit ihm zusammenarbeiten, zu Wort kommen lassen. Insofern bitte ich Sie, sich noch ein klein wenig zu gedulden

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