22. Juni 2008

Kohlekraftwerk: Reaktionen auf Widergekäutes

Erinnern Sie sich noch an dieses Wiedergekäute, das die OZ als Nachricht verkaufte?

Mir liegen zwei Briefe vor, die der IHK-Rostock-Chef wegen seiner hanebüchenen Aussagen während des IHK-Jahresempfanges in Stralsund erhielt.

Hier Auszüge aus den Briefen:

Dr Theo Kaufmann; Facharzt für Innere Medizin und Lungenkrankheiten, Ostseebad Koserow schrieb:

Sie sagten: "Mecklenburg-Vorpommern ist und bleibt ein Bundesland, welches größtenteils vom Tourismus lebt." ...

... daher ist es nicht verwunderlich, sondern völlig logisch, daß nicht nur die Hotellerie, sondern die gesamte Tourismusbranche den Bau eines Steinkohlekraftwerkes inmitten des Tourismusgebietes ablehnen.

Es ist doch völlig unsinnig zu glauben, daß man mit einem solchen Kohlekraftwerk Werbung für den Tourismus betreiben könnte.

Die von Ihnen zu zitierende Aussage:
"Wind und Wasser alleine reichen nicht aus um die verwöhnten Gäste zufrieden zu stellen. Diese wollen sich auch im Urlaub die Fönfrisur zurechtlegen, den Bart
stutzen und ihren frisch gebrühten Kaffee trinken."

Diese Aussage ist an Zynismus kaum noch zu übertreffen und eine beleidigende Aussage für jeden mündigen Menschen, der als Tourist zu uns kommt und natürlich auch für die Menschen, die hier in diesem Lande leben.
Inzwischen weiß doch jeder, daß ... die Planung des Steinkohlekraftwerks nicht der Fürsorge von Touristen gilt, sondern einen massiven kommerziellen Hintergrund hat, der keinerlei Rücksicht auf die Erhaltung unseres Heilklimas nimmt, der "Ware", die der Tourismusverband anbietet und von der auch die Politiker in ihrer Werbung für Mecklenburg-Vorpommern gern Gebrauch machen.

Das wäre doch so, als käme ein Verantwortungsträger auf die Idee, günstig erworbene Kohleöfen aus Omas Zeit in einen wohltemperierten und sauberen Operationssaal aufzustellen und diese Handlung mit den Worten zu argumentieren: Ihr braucht hier mehr Wärme, damit die Patienten nicht frieren; denn wir müssen für die Zukunft planen, falls die Heizung ausfällt. Der entstehende Rauch ist völlig harmlos für Patient und Arzt und fördert zusätzlich noch das Abhusten.

Ich gebe zu, das ist ein ebenso zynisches Spiegelbild, wie Ihre oben angeführte Aussage in Ihrer Rede.

Aber es ist wohl auf diese Weise notwendig, die unsinnigen Fakten und unlogischen Gedankengänge der Kraftwerksbefürworter, zu denen Sie, aus welchem Grund auch immer, zählen, mit Nachdruck zu unterstreichen.
Denn es geht hier nicht nur um die Tourismusbranche und um die Umweltschützer, wie Sie meinen, sondern in erster Linie um die Erhaltung der Gesundheit aller hier lebenden Menschen und die Erhaltung einer reinen Atmosphäre, damit hilfesuchenden Lungenkranken weiterhin hier geholfen werden kann.

... Das SKW ist als Stromlieferant für MV nicht erforderlich. Es würde mit seinen Schadstoffen die Atmosphäre im großen Umkreis vom Standort so weit verschlechtern, daß die Erkrankungen im Lungen- und Bronchialsystem signifikant
zunehmen würden und die "Ware" Luft zu Heilzwecken unbrauchbar werden würde.
Jegliche Aussage für den Bau des Kraftwerkes stellt einen Angriff auf die Unversehrtheit von Mensch und Natur dar und deutet damit auf fehlendes Verantwortungsbewußtsein hin.

Es scheint mir notwendig, daß an letzteres bei Ihnen gerüttelt werden muß.

Frank Ritthaler aus 72285 Pfalzgrafenweiler schrieb:

ich wende mich an Sie als ein Mensch, der bislang mit seiner Familie gerne in Ihrem schönen Land Urlaub gemacht hat, weil wir in Mecklenburg-Vorpommern schöne Seen und Ostseestrände vorgefunden haben, sauberes, klares Wasser und eine phänomenal gute Luft. Darüber hinaus haben wir uns als Touristen hier sehr wohl gefühlt und bislang – diese Sprache werden Sie sicher verstehen – eine Menge Geld in Mecklenburg-Vorpommern gelassen.

Ihre Rede zum Jahresempfang der IHK Rostock am 11. Juni 2008 zeigt mir jedoch, dass Touristen bei Ihnen offensichtlich alles andere als willkommen sind. Ihr dumm-dreistes Geschwätz von den Touristen als "verwöhnte Gäste" die "sich auch im Urlaub die Fönfrisur zurechtlegen, den Bart stutzen und ihren frisch gebrühten Kaffee trinken" wollen empfinde ich in höchstem Maße als beleidigend.

Lassen Sie sich gesagt sein:

1. Touristen sind nicht blöd. Touristen wissen genau, dass es das SKW Lubmin nicht braucht und dass solche Weltuntergangsszenarien ("Importabhängigkeit", "wir können nicht auf Strom verzichten", "wir können nicht mit weniger Strom auskommen"), wie Sie sie nutzen um für neue Großkraftwerke zu werben, auf nichts anderem basieren, als auf einem Lügengebäude, das Stromkonzerne errichten, um noch mehr Profit zu machen. Vielleicht helfen ja der politischen Elite in Ihrem Land solche dummen Lügen, um halsstarrig an der Errichtung des SKW festzuhalten – wir Touristen lassen uns von solch verantwortungslosem Nachplappern abgegriffener, hohler Parolen ("Wind und Wasser alleine reichen nicht aus", "ideale Energieform = Energiemix aus Anteilen konventioneller Energie, einschließlich Kernenergie und regenerativer Energie", "der Bau neuer Kraftwerke = Energiemix aus Anteilen konventioneller Energie, einschließlich Kernenergie und regenerativer Energie", "der Bau neuer Kraftwerke ist unumgänglich") eher nur abschrecken.

2. Touristen kommen nicht nach Mecklenburg-Vorpommern, um am Strand qualmende Schlote zu bewundern, um in einem blaualgenverseuchten, weil viel zu warmen Greifswalder Bodden zu schwimmen, um mit Feinstaub, angereichert mit allerlei Schwermetallen und Giftstoffen berieselt zu werden, um sich Sorgen um ihre Gesundheit machen zu müssen.

3. Touristen kommen ..., weil es in Lubmin kein SKW gibt, sondern z.B. vor
Rügen und vor dem Darß Offshore-Windanlagen gibt, überall im Land Windkraftanlagen, große Photovoltaikanlagen, und die Touristen dadurch das Gefühl haben, in einem "sauberen Land" zu sein ...

Sie, Herr Hering, als Vertreter der Wirtschaft, genauso wie die maßgebenden Landespolitiker, treten das kostbarste Gut Ihres Landes, die saubere Luft und das saubere Wasser, eine intakte Umwelt, mit Füßen. Die Errichtung des SKW Lubmin ist das größtmögliche Verbrechen an der Umwelt Ihres Landes, das Sie sich als Mittäter werden zuschreiben lassen müssen. ...

Wundern Sie sich nicht, wenn dann die Touristen fern bleiben. ...

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