26. Oktober 2007

Gute Laune bleibt im OZ-Gepäck

Heute erinnerte mich jemand, der meine Blog-Schreibpause nicht hinnehmen will, an dieses Geschreibsel:
Deutschland in bester Laune, Teil 2
Na, super! Nicht nur die deutsche Wirtschaft ist in Hochstimmung ..., sondern auch Otto Normalverbraucher. Ihn konnten weder Mehrwertsteuerplus noch höhere Energiepreise richtig erschüttern. Nach einer Delle in der Anschaffungsneigung zu Jahresbeginn, legte seine Konsumlaune wieder zu. ...
Hier schrieb ich etwas dazu und auch hier oder hier und hier.

Heute sendete mir der Drängler einen Kommentar aus der OZ, der genau zu den Gute-Laune-Märchen der OZ passt:
Konjunktur
Pfeifen im Wald
Die Luft ist nicht raus, aber die Euphorie ist verflogen. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat die 2008er Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft von 2,4 Prozent auf 2,0 Prozent gesenkt. ...
Hallo, Herr Schwandt!
Wer war denn euphorisch, also in Hochstimmung und wollte davon nicht ablassen? Es waren doch vor allem Wirtschaftsweise der OZ, die nicht einmal das Konsumieren von der Neigung zum Konsumieren unterscheiden können, die den Lesern eine Euphorie
im wahrsten Sinne des Wortes unterjubeln wollten, die es nicht gab und nicht gibt.

Also, wenn die Euphorie verflogen ist, dann die jener Märchenerzähler, deren Geplapper Sie nachplapperten, ohne sich umzusehen, ob es nicht Warner und Mahner gibt.
Auch die Hochstimmung der Euphorie-Verbreiter in den sog. Wirtschaftsinstituten hat sich in gute Laune gewandelt, in jenen Institute, die - mit Steuergeldern gedopt - die Wirtschaftsentwicklung nicht einmal für ein Jahr voraussagen können und Sie doch immer wieder gern zitieren.

Ob "die Luft raus ist" oder nicht, meinen Sie zu wissen? Seien Sie nicht zu gut gelaunt. Sie erleben gerade, was dabei herauskommt. Ich werde sehen, was im Mai zu berichten ist. Vielleicht haben Sie sich mit Ihrer Voraussage gerade blamiert, wie es die sog. weissagenden Wirtschaftsinstitute ständig tun.

Und dann schrieb Schwandt noch dies:
... Minus 0,4 Prozent sind ein deutlicher Ablass. Da erscheint das Beschwören eines steten Aufschwungs und einer kräftigen, vom privaten Konsum getragenen Binnenkonjuktur wie das Pfeifen im Wald. ...
Wer sind den die Beschwörer und Pfeifer(n) im Wald, die seit Monaten jubelten? Merken Sie nicht, dass Sie immer noch mitpfeifen?

Vielleicht kommentiert Herr Schwandt dieses Untersuchungsergebnis:
Seit Inkrafttreten der Hartz-Gesetze gab es in Deutschland noch nie so viele ältere Langzeitarbeitslose, wie im Juni 2007!
Das wird sich Anfang 2008 ändern, wenn die 60-Jährigen und Älteren zwangsverrentet werden. (Wussten Sie, dass nur noch geklärt werden muss, wer den Rentenbescheid
erhält, wenn die Argen für die Alg 2-Empfänger den Rentenantrag stellen, falls die Langzeitarbeitslosen sich weigern, die Rente selbst zu beantragen?) Ich vermute, die OZ berichtet dann wieder, dass es noch weniger Arbeitslose gibt als irgendwann, ohne viel Gewese darüber zu machen, warum das so sein wird und sich weiter wundert, warum sich Kauflaune nicht in Kaufen verwandelt. Auch jetzt vergleicht sie die Arbeitslosenzahlen mit denen der Vorjahre, ohne anzumerken, dass sie nicht vergleichbar sind.

Besonders bedrückend ist die Zunahme der Zahl älterer Langzeitarbeitsloser, auch die in M-V, werden die 2. Quartale 2006 und 2007 verglichen, also Zeiten der OZ-Bestlaune. Das ist sehr einfach nachzulesen.

Wussten Sie als OZ-Leser, dass es Ende 2006 deutlich weniger Erwerbstätige (713900) in M-V gab als 2001 (736300), wie das Statistische Landesamt meldete? Die Leser werden aus der OZ erfahren, dass im 2. Quartal 2007 in M-V 724700 Erwerbstätige gezählt wurden, zwei Prozent mehr als im Vorjahresquartal, natürlich wieder ein Grund zum Jubeln. Wie viele Billiglöhner unter den Erwerbstätigen sind, werden Sie nicht erfahren, wohl auch nicht, dass im Jahresdurchschnitt 2002 noch 725800 Erwerbstätige ermittelt worden waren.

Stattdessen wird die OZ über die Münchhausen des SPD-Parteitages berichten, deren Märchen für bare Münze nehmen und an die Leser weitergeben, denn juchhuh, alles wird gut!
Doch es gilt weiter, was Tamara Danz sang: "Alles wird besser, aber nichts wird gut."

Und nun ein Link für jene Leser, die mehr wissen wollen als in der OZ steht:

Gedanken zur Zeit 444 26-10-07: Spielen mit Zahlen: Einkommensentwicklung in Deutschland
Gedanken zur Zeit 442 25-10-07: Alles kommt besser als erwartet, die Zukunft ist rosig (so unsere Medien)

Allen, die etwas über den Niedergang des Journalismus lesen möchten, empfehle ich:

Verkäufer ihrer selbst

... Im Mittelpunkt steht die Beobachtung, dass Medien und Journalismus immer mehr den Gesetzen der Kommerzialisierung unterworfen werden, auf Kosten von Unabhängigkeit, Sorgfalt und Fairness. ...

2 Kommentare:

  1. Anonym2.11.07

    Hallo,

    nichts gegen deinen Standpunkt, aber einige Aussagen sind falsch. Schön, dass du dich politisch engagieren möchtest, aber dazu gehört mehr als die falschen Leute zu zitieren.

    Gruß
    aus Magdeburg

    AntwortenLöschen
  2. Du meine Güte, Magdeburg! Wo das aber auch gelesen wird!

    Es geht nicht um Standpunkte, sondern um ausgewogene Berichterstattung, die ich in der OZ zu oft vermisse. Es geht darum, Leute zu Wort kommen zu lassen, die andere Auffassungen haben, als solche Gedanken, die gemeinhin in Kommentaren verbreitet werden. Damit könnte dem Niedergang der Tageszeitungsauflagen vielleicht entgegengewirkt werden, vor allem mit ausgewogener Hintergrundberichterstattung.

    Ich möchte mich nicht politisch engagieren. Wenn die Blogeinträge den Eindruck erwecken, ist das schade. Ich will mit dem Blog versuchen zu zeigen, wo die Chancen des Journalismus liegen. Dabei geht es auch darum zu zeigen, dass es verschiedene politische Richtungen gibt und gegensätzliche Auffassungen über die Gesellschaft. Wenn die nicht mehr der Allgemeinheit zugänglich sind, wo sind wir dann angekommen?

    Wer sind die falschen und wer sollen die richtigen Leute sein, die zitiert werden? Auf die Antwort bin ich schon gespannt.

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google