16. Dezember 2013

Das geht doch keinen etwas an

Das hat für OZ-Leser laut Titelgeschichte besonders wichtig zu sein, was ich für unbedeutend halte:
Neue Bundesregierung wird weiblicher und ostdeutscher
Die Bekanntgabe der Regierungszusammensetzung ist für die OZ, na?, naklar, Anlass für weitere Spekulationen auf der Titelseite, sog. Sternstunden kritischen Hochwertjournalismus.
Wer folgt auf Schwesig?
Mit dem Wechsel der Schweriner Sozialministerin Manuela Schwesig nach Berlin beginnt die Suche nach ihrer Nachfolgerin. 
Wer hätte das gedacht, wobei ich darauf wette, dass bereits zuvor gesucht wurde.
Als Kandidaten wurden zuletzt die Stralsunder Bundestagsabgeordnete Sonja Steffen (50), Nordwestmecklenburgs Landrätin Birgit Hesse (38), Energie-Staatssekretärin Ina-Maria Ulbrich (40) und die Juristin Stefanie Drese (37) genannt. Ambitionen werden auch der stellvertretenden SPD-Landesvorsitzenden Ulrike Lehmann-Wandschneider (33) nachgesagt.
Auch diese Spekulationen sind vor allem komplett wertlos, rauben den Lesern Lebenszeit, müssen aber bezahlt werden, wie alle weiteren Texte über die neue Regierung - wertvoll sind sie für die Bunkerbewohner, die nun erfahren, dass die Kanzlerin Kanzlerin bleibt usw. und die erfahren, wie oft sich die Hochwertjournalisten beim Voraussagen der Postenbesetzung verspekuliert haben.

Einer Personalie, die OZ-Leser so gut wie nichts anzugehen hatte, jedoch von großer Bedeutung ist, widmete das Hochwertblatt zwei Sätze auf der Blickpunktseite:
Mit dem Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Jörg Asmussen, holt sich die SPD externen Sachverstand. Er wird Staatssekretär im Arbeitsministerium.
Sachverstand wofür und für wen? Ich setze dies dagegen:
... Kurz und leicht zugespitzt könnte man Jörg Asmussen wohl am ehesten als mittelmäßigen Ökonomen bezeichnen, der durch und durch von der marktliberalen Ideologie überzeugt ist und über seine gesamte Karriere hinweg die Interessen der deutschen Finanzinstitute vertreten hat. Asmussens Vermächtnis sind die 480 Mrd. Euro, mit denen der Steuerzahler für die Verluste deutscher Banken haftet. ...
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bietet ein Einfallstor für die neoliberale Axt, die sich über die noch vorhandenen Reste des Sozialstaates hermachen will. So gesehen ist Jörg Asmussen der richtige Mann am richtigen Ort. Wofür brauchen die Wirtschaftsverbände eigentlich noch Lobbyisten, wenn sie ihre überzeugtesten Eiferer auch direkt in den Schlüsselpositionen der Ministerien positionieren können? ... 
Dazu gehört dies als Hintergrund:
... kein Zufall, dass die Bundesregierung laut einer Meldung des Handelsblatts nun die bisherige Bundesbank-Vizechefin Sabine Lautenschläger als Nachfolgerin für Jörg Asmussen im EZB-Direktorium vorschlagen will. Lautenschläger hat zwar – das gibt sie selbst zu – keine Ahnung von Geldpolitik, als ehemalige oberste Aufseherin für Großbanken bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist sie jedoch auf dem Papier die Topbesetzung für die vakante Stelle der stellvertretenden Leitung der EZB-Bankenaufsicht. Und ihr Geschlecht dürfte im „Männerverein“ EZB bei der Besetzung des Postens sicher auch kein Nachteil sein. Ob Frau Lautenschläger nicht nur auf dem Papier die richtige Frau für den Posten ist, darf jedoch bezweifelt werden. Ihre Funktion als Leiterin der Abteilung „Aufsicht über Großbanken und ausgewählte Kreditbanken“ hatte Lautenschläger von 2005 bis 2008 inne. Unter ihrer Überwachung konnten die deutschen Banken also erst die toxischen Papiere in ihre Bilanzen nehmen, die ihnen am Ende von Lautenschlägers Amtseid in diesem Ressort um die Ohren flogen und den Steuerzahler eine dreistellige Milliardensumme kosten werden. Dafür gilt Lautenschläger jedoch als „gut vernetzt“ mit den deutschen Banken und darum geht es ja offenbar letzten Endes. ...
Wozu wird dieses chice Hauptstadtbüro benötigt, wenn all das und so vieles mehr nicht vermeldet wird?

Noch ein Nachwort: Sie können auch in Zukunft für Spekulationen der OZ, die nicht eintreffen, Geld ausgeben. Sie können aber auch Lebenszeit retten, indem Sie auf das Lesen dieser nutzlosen und damit wertlosen Spekulationen verzichten - es sei denn, Sie geben gern Geld für Märchen aus.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google