5. Dezember 2013

Aufgeschäumter Informationsnebel

Seit 24 Jahren wandern vor allem junge Leute aus dem Armenhaus D.s ab und seit ein paar Jahren wandern Ältere wieder zu. Nach 23 Jahren hatte der Landtag in Schwerin mitbekommen, dass das Auswirkungen auf das Wohnen hat - Blitzmerker:
Im Land fehlen schon jetzt 35 000 Wohnungen für Senioren
Gemeint sind altersgerechte Wohnungen. Dass die Situation z.B. in der Gemeinde Heringsdorf nach meiner Erfahrung katastrophal ist, habe ich vorgestern angemerkt, hat aber jahrelang niemanden interessiert, sonst hätte sich etwas geändert.

Der 1. Satz ist ein Märchen, nachgeplappertes Bonzendeutsch:
Die Wohnungen in Mecklenburg-Vorpommern sollen altersgerechter werden ...
Was bedeuten würde, dass sie bereits altersgerecht sind, und zwar alle und nun noch gerechter werden sollen. Journalisten, die so etwas gedankenlos aufschreiben, sollten eine andere Betätigung suchen, in Parteizentralen oder PR-Buden von Unternehmen.

Schon im 2. Absatz wird im Kaffeesatz gelesen:
... Auch wenn die Bevölkerung im Land laut Studie der Uni Rostock bis 2030 um weitere zwölf Prozent – oder 83 000 Haushalte – abnehmen soll, fehlt es künftig an geeigneten Unterkünften. ...
Kann so kommen, muss aber nicht. Wer die Bevölkerungsentwicklung 16 Jahre im Voraus zu kennen glaubt, ist mir verdächtig. Aber selbst wenn einträfe, was aus dem Kaffeesatz herausgelesen wurde, erhebt sich doch auch die Frage, warum das so ist. Wie gewohnt, umgeht die OZ das Thema Dauer-Abwanderung und ihre Ursachen kritisch-hochwertig.

Die OZ fand dann noch heraus:
Mecklenburg-Vorpommern wird immer älter
Was jetzt kommt, liest sich wie die Folgen eines Naturgesetzes, es ist aber keines:
1990 lag das Durchschnittsalter in MV noch bei 35,8 Jahren. 2011 war es bereits um 9,7 auf 45,5 gestiegen. Bis 2030 soll es voraussichtlich auf 50,5 Jahre klettern. Besonders bei den 25-bis 34-Jährigen wird ein Rückgang erwartet: Bis 2030 sinkt die Zahl um 40 Prozent. Die Altersgruppe 65 bis 79 wächst indes um 34 Prozent, die Generation 80+ sogar um 53 Prozent. ...
Nach jedem Satz fragte ich mich, warum das so ist, weiß aber, dass kein Naturgesetz im Spiel ist, sondern dass längst hätte Abhilfe hätte geschaffen werden müssen, alle Landesregierungen jedoch kläglich versagten. Die OZ schafft keine Aufklärung, sondern macht ein riesiges Gewese (447 Wörter) um diese einzige nachprüfbare Maßnahme:
Allein in den Einbau von Aufzügen sollen 2014 und 2015 jeweils fünf Millionen Euro als Zuschüsse fließen. ...
... wenn die EU zustimmt und wenn den Hauseigentümern die Zuschüsse ausreichen.
Wo die 35000 Wohnungen (s. Schlagzeile) herkommen sollen, wird nicht weiter erklärt, wozu auch, OZ-Leser sind genügsam. Oder ist etwa eine Wohnung altersgerecht, wenn das Haus einen Fahrstuhl hat?

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