28. November 2013

Agitproper

Es hängt mir bildlich zum Hals heraus, ständig auf die Leserverblödung aufmerksam zu machen, da im Grunde alles dazu geschrieben wurde und die OZ-Redaktionen keinen Deut hinzugelernt haben.
Natürlich hat das Hochwertblättle keine Antwort auf die Frage, Alltag in der OZ. Einige Bemerkungen statt einer Antwort finden Sie frei im Netz:
... Zunächst ein paar Worte dazu, wie wahrscheinlich es ist, dass es tatsächlich zu einer Deflation kommt. Die Analysten der Investment Bank Barclays etwa schätzen, dass die aggregierte Inflationsrate der OECD-Länder von 1,3 Prozent im Jahr 2013 auf 1,7 Prozent im nächsten Jahr steigen wird. Sie läge damit in der Nähe des Werts, der für die meisten Notenbanken eine Zielmarke ist. Insgesamt wären die entwickelten Länder von einer Deflation weit entfernt. Für die Entwicklungs- und Schwellenländer gilt das ohnehin. ...
Aber zum inhaltsleeren Inhalt des Textes:
... „Allerdings halte ich diese Entwicklung gerade im Bereich der Altersvorsorge für sehr bedenklich.“ ...
... sagt die Landesfinanztante Polzin (sPD). Keine Nachfrage, keine Erinnerung daran, dass es vor allem die sPD war, die die gesetzliche Rente per Gesetz ruiniert hat, um die private Vorsorge voranzutreiben. Gäbe es noch eine starke gesetzliche Rente, brauchte Polzin keine Bedenken zu haben, denn in einem Umlagesystem spielen Zinsen keine Rolle.

Noch solch ein Jammerlappen, der zugleich auch noch dem Autor und der wiederum den zahlenden Lesern die Taschen gegen Geld vollhaute:
Matthias Bohn von der Ostsee-Sparkasse (Ospa) stellte klar: „Mit dem Sparbuch ist momentan kein Gewinn zu machen.“ ...
Moment mal, momentan? Da wäre eine einzige Nachfrage fällig gewesen, hätte der Autor gewusst, wovon er schreibt:
"Können Sie mir ein Jahr in der Geschichte der Bundesrepublik nennen, in dem ein Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist Zinsen erbrachte, deren Höhe über der Teuerungsrate lag?"
Hier fängt Journalismus an, nicht, indem ein Autor ein paar Leute anruft und deren Geschwafel nachplappert.

Ansonsten dürfte das Thema einer Vielzahl von Menschen im Armenhaus D.s meilenweit am Arm vorbeigehen, weil sie nur eine Art Zinsen kennen, Überziehungszinsen. Genau da wäre wieder ein Ansatzpunkt gewesen nachzufragen: "Warum werden sinkende Zinsen nicht an Kreditnehmer und ihr Konto Überziehende weitergegeben?" Denn das Thema wird genannt, aber nicht nachgefragt - Journalismus fünf.

Auf der sog. Wirtschaftsseite durften Versicherungsheinis Reklame für die Entgeltumwandlung usw. machen:
... Die Entgeltumwandlung, also der Teil des Gehalts, den der Arbeitnehmer für die Vorsorge aufwendet, wird vom Staat gefördert. Chef wie Mitarbeiter sparen Steuern. ...
Da die Erträge Einkommen sind, werden sie versteuert, wenn das Geld ausgezahlt wird (die Zinsen werden natürlich mitversteuert - nur der Arbeitgeber spart Steuern). Der Arbeitnehmer zahlt also voraussichtlich sogar mehr Steuern.
Wegen weiterer Nachteile erinnere ich an diese Uralteinträge, die diese Art der Altersvorsorge bildlich entzaubern - nichts davon seit Jahren im kritischen Hochwertblatt. Lassen Sie sich nicht verblöden, sondern lesen Sie nach; es dauert ein paar Minuten.

Die Krönung war der Kommentar des schlechtesten Kommentators der OZ, des Chefredakteurs:
... Sparer müssen wieder belohnt werden. Sie legen Geld auf die hohe Kante, um schuldenfrei Häuser zu bauen oder zu investieren oder für das Alter vorzusorgen. Und genau das braucht unser Land dringend. 
Wer hat denn ein Gesetz erlassen, das besagt, dass Schuldner Zinsen für geliehenes Geld zahlen müssen, und wo steht das geschrieben. Zur Zeit leihen sich Banken das Geld fast zinslos. Das ist in Ordnung? Nur Sparer haben ein Recht auf Zinsen? Was für ein Quatsch!
Wo bleibt der Hinweis des Chefredakteurs, dass eine gestärkte gesetzliche Rentenversicherung die beste Altersvorsorge wäre, vor allem für jene, die wenig oder nichts zum Zurücklegen haben?

Ein paar Hinweise hätte der Überredakteur sich hier holen können, die seine Scheuklappen verkleinert hätten:
... Die Teilprivatisierung der Altersvorsorge hat hauptsächlich dazu geführt, dass die  Profite und Provisionen der Versicherungskonzerne, der Banken und der Finanzdienstleister gestiegen sind. Renten sind dadurch nicht sicherer geworden, erst recht nicht die für Geringverdiener. ...
Dass dem Träger riesiger Scheuklappen und Chefredakteur solche Gedanken komplett abgehen, hat er mit seinem Unkommentar bewiesen, denn Ruhe sei die 1. Bürgerpflicht - und Einkaufen:
... Wofür ich plädiere, ist etwas ganz anderes: eine allgemeine, einheitliche und solidarische Bürgerversicherung als eine konsequente Weiterentwicklung des von Bismarck begründeten Sozialversicherungssystems. Dazu ist ein Um- und Ausbau des bestehenden Systems zu einer Sozialversicherung aller Wohnbürgerinnen- und -bürger nötig. Und dadurch erfährt diese Bürgerversicherung auch ihre wichtigste Rechtfertigung, dass sie nämlich den längst fälligen Übergang zu einem die gesamte Wohnbevölkerung einbeziehenden solidarischen Sicherungssystem verwirklicht.Es braucht eine Bürgerbewegung
Dass nicht mehr nur Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sondern auch Selbständige, Freiberufler, Beamte, Abgeordnete, Minister usf. mit ihren sämtlichen Einkommen und Einkunftsarten zur Finanzierung der Leistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich herangezogen oder ’verbeitragt‘ werden, wie der Fachausdruck heißt. Ich bin übrigens, das ist ein wichtiger Punkt, den ich einschieben möchte, nicht für den Wegfall des Arbeitgeberbeitrages, sondern im Sinne einer Maschinensteuer, eines Wertschöpfungsbeitrags kann ich mir sogar vorstellen, dass man das noch ausweitet. Jedenfalls kann ich mir eine solidarische Bürgerversicherung für alle geeigneten Versicherungszweige vorstellen, auch für die Kranken-und Pflegeversicherung .
 

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