27. März 2012

Was lange währt

Was hatte die OZ nach dieser verunglückten Berichterstattung zum Thema Wanderarbeiter zu bieten? Dass sie überhaupt etwas bot, war Agenturmeldungen zu verdanken, die sich auf eine Studie bezogen:
Studie: Leiharbeiter verdienen bis zu 50 Prozent weniger
Die OZ bot ein paar wichtige Zahlen, vor allem aber allerlei Bonzengeschwätz, dazu ein Zitat eines Unternehmers, das eines Gewerkschafters und das eines Argenschefs:
... „Sozialversicherte Beschäftigung in Zeitarbeit ist eine mögliche Brücke in eine Festeinstellung“, betont Horst Schmitt von der Bundesagentur für Arbeit Nord. ...
Immer wieder dieselbe bildliche Leier, von der OZ recherchefrei wiedergekäut: In welchen Zeitraum sind wie viele Wanderarbeiter unbefristet eingestellt worden?
Wo blieben Hinweise zu diesem Gedankengang:

... Festzuhalten ist, dass laut Bundesagentur für Arbeit im Juni 2011 ca. 910.000 Zeitarbeiter beschäftigt waren. Das waren 103.000 oder fast 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, d.h. die Zahl der Leiharbeiter nahm stärker zu als die der Beschäftigten insgesamt. Wenn dies nicht ein Indiz dafür ist, dass Zeitarbeit nicht allein dafür genutzt wird, um Auftragsspitzen abzufedern. Ein Aspekt wird von RWI bzw. Bertelsmann  unterschlagen: Der Einsatz billiger Leihkräfte unterhöhlt auch Verhandlungsmacht der Stammbelegschaft  in Tarifverhandlungen. ...
Dann noch ein OZ-Kommentar, der bemerkenswert ist, weil der Kommentator von einer Art Erleuchtung zu einer grundlegenden Ungerechtigkeit heimgesucht wurde. Auf diese Ungerechtigkeit hatte ich bereits im Okt. 2008 hingewiesen und bis heute nichts dazu aus der OZ erfahren:
... In anderen Ländern wird die geforderte Flexibilität belohnt. Beispiel Frankreich: Dort gilt nicht nur gleicher Lohn für gleiche Arbeit, sondern Leiharbeiter erhalten jeden Monat eine Prekaritätsprämie von zehn Prozent des Bruttolohns obendrauf. Das ist genauso hart, aber auch fair.
Als ich vor wenigen Jahren einen DGB-Menschen darauf ansprach, die Gewerkschaften müssten dafür kämpfen, dass Wanderarbeitern höhere Löhne als der Stammbelegschaft gezahlt werden, meinte er: Wir können froh sein, wenn wir gleiche Löhne durchsetzten.

Dass die jetzigen Wanderarbeiter-Löhne bestens zur indirekten Lohndrückerei geeignet sind, sei nur erwähnt.

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