1. Februar 2012

Unausgewogen gewogen

Eins vorweg: Mir ist piepegal, wer Bürgermeister in Rostock ist und wird.

Jemand aus Mecklenburg hat sich an mich gewandt, weil die Person meint, dass die OZ über den Rostocker Bürgermeister-Kandidaten Methling unausgewogen berichtete, was mich nicht sonderlich wunderte. Bilden Sie sich selbst ein Urteil.
Die OZ hatte am Freitag in der Rostocker Lokalausgabe dies verkauft:
Nutzt Methling die Verwaltung als Wahlkampfhelfer?
Spannt Oberbürgermeister-Kandidat Roland Methling (UFR) die Mitarbeiter der Verwaltung für seinen Wahlkampf ein? Eine E-Mail, die der OSTSEE-ZEITUNG vorliegt, legt das nahe. Daraus geht hervor, dass sich Methling Antworten auf Wähleranfragen aus dem Rathaus zuarbeiten lässt. Die sechs Mitbewerber sind verärgert, der Oberbürgermeister weist die Vorwürfe zurück.
Im konkreten Fall wurde eine Wähleranfrage zur Hortsituation in Warnemünde, die alle Kandidaten erhielten, von Methlings privater Adresse an das Büro des Oberbürgermeisters weitergeleitet und mit dem Vermerk versehen: „S3 mit Bitte um Stellungnahme“. S3 steht für den Senatsbereich für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, Kultur von Senatorin Liane Melzer (SPD).
„Das ist ein grobes Foul im Wahlkampf und eine Missachtung der demokratischen Spielregeln“, empört sich Christian Blauel (Bündnis 90/Grüne). Wahlkampf und Amt zu vermischen sei „nicht korrekt“, kristisiert Ait Stapelfeld (SPD). Sybylle Bachmann (Rostocker Bund) spricht von fehlendem Fairplay. Die anderen Kandidaten hätten nicht die Möglichkeit, auf diese Logistik zurückzugreifen. ...
Wer spekuliert, hat nicht recherchiert, startet bildlich einen Versuchsballon. Das ist im Vorwahlkampf fies, ist aber Standard in der OZ geworden. In kaum einer OZ-Ausgabe ist keine Spekulation enthalten. Auch auf diesem Feld haben die Redaktionen die Qualität der OZ eindeutig zur Rätselzeitung hin verschlechtert.

Was zu erwarten war: Bildlich hagelte es Leserbriefe, die im Leserforum veröffentlicht wurden und eindeutig die Arbeit der Lokalredaktion kritisierten:

Doch nicht nur das; auch Methling wehrt sich auf seiner Webseite. Dort wird ein Leserbrief der Verfasser der im OZ-Artikel genannten E-Mail veröffentlicht.
Im Vorspann dieser Hinweis Methlings:
... Oberbürgermeister Roland Methling hatte die zuständige Senatorin (Frau Dr. Melzer) der SPD um Hilfe gebeten, die das für eine Wahlkampfattacke missbraucht hat. ...
SPD? Bildlich klingen mir die Ohren und eine Stimme im Hintergrund übertönt das Klingen (kann auch Tinnitus sein) nur schwach: Die OZ hat sich vom CDU-freundlichen zum SPD- freundlichen Blättchen gewendet, seit der Madsack-Konzern eine Beteiligung von 61,2 Prozent an der OZ hält. Madsack ist SPD-freundlich, aus einem Grund. Jaha, so ist das mit der Unabhängigkeit.


In dem Leserbrief heißt es:
... Es ist schon erstaunlich wie sich aus einem Anliegen besorgter Eltern, nämlich die Frage nach der Sicherstellung einer lückenlosen Betreuung bzw. der Begleitung unserer Grundschüler von der Schule zum Hort, eine dem Wahlkampf (einseitige, also contra OB…???) anmutende Berichterstattung seitens der OZ einstellt. Wenn die OZ unser Anliegen zum Anlass nimmt, redaktionell über den Wahlkampf zu berichten, dann hätten wir als Verfasser erwartet, dass der Inhalt der Email sachgerecht wiedergegeben worden wäre. Dabei hätte jeder Leser feststellen können, dass eine pauschale Beantwortung gestellter Fragen gar nicht möglich und auch nicht gewünscht ist, um etwa eine Wahlentscheidung zu treffen. Im Übrigen sei an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnt, dass die Email nicht durch uns als Verfasser an die Ostseezeitung übermittelt worden ist! Warum gibt also die OZ unserem inhaltlichen Thema nicht einfach den vollumfänglichen Rahmen und Vorzug, den es verdient hat? ...
Soviel ich weiß, haben die Leserbriefschrieber  noch keine Antwort auf die berechtigte Frage erhalten.
Dazu fallen mir Begriffe ein wie journalistische Sorgfalt, kritischer Hochwertjournalismus. Nur nebenbei: Der Rostocker Lokalchef soll den schönschreibenden Chefredakteur ersetzen.

Methling hat auf seiner Webseite auch die Anfrage der OZ und die Antwort darauf im Wortlaut wiedergegeben. Und die OZ? Sie schweigt sich zum Thema aus.

Also meine Bitte: Wenn Sie wahlwillige Rostocker kennen, informieren Sie sie bitte über den Inhalt dieses Eintrages.

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