2. Dezember 2011

Danke, Christa Wolf

Ein Mal habe ich im Kreise anderer mit Christa Wolf gesprochen. Es war wohl im Spätsommer 1989:
Jahr für Jahr war sie nach Greifswald eingeladen worden, um dort zu lesen, 1989 las sie: Ich weiß nichts mehr von der Lesung, und fast nichts von dem Gespräch danach. Doch etwas blieb in Erinnerung. Sie erzählte, dass sich Widerstand rege, dass Reformen nötig seien in der DDR. Wir müssen sie wohl angeschaut haben wie die Kuh, die vorm neuen Tor stand, denn dann sagte sie, von unserer Ahnungslosigkeit überrascht: "Ach, Sie wissen wohl gar nicht, was in Berlin los ist?"

Mir ging in dem Augenblick ein Licht auf, denn kurz zuvor hatte Tamara Danz (Silly) während eines Konzertes gerufen: "Lasst euch nichts mehr gefallen!" Das jahrelange Unwohlsein bekam eine Richtung, einen Ausweg: Wehrt euch, verändert etwas, damit es euch besser geht. Von dem Leseabend an wusste ich, dass Veränderungen überall von sehr vielen Menschen gewollt waren. Das gab Hoffnung. Das habe ich auch Christa Wolf zu verdanken.

Ich fand es abscheulich, wie die Frau nach der Wende in den Dreck geschrieben wurde, jene Frau, die 1976 zu den ersten Unterzeichnern eines offenen Briefes gegen die Ausbürgerung Biermanns gehört hatte.
Ihr Werk spricht für sich, und das zählt und nichts die Artikel der Schreiberlinge.

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