10. November 2011

"Polen sollen Azubi-Lücke schließen", werden es aber nicht tun

Viel Trara (490 Wörter) mit wenig nützlicher Information:
Polen sollen Azubi-Lücke schließen
Hunderte Betriebe suchen noch Lehrlinge. Der Unternehmerverband Vorpommern und die Arbeitsagentur empfehlen ihnen jetzt die Werbung im Nachbarland. ...
Schon in der Bildunterschrift wird eingeschränkt:
Im Agenturbezirk gibt es derzeit kaum freie Lehrstellen als Mechaniker.
Warum der Artikel die meisten OZ-Leser nichts angeht, sondern sich an Unternehmer wendet, wird im Textbeginn klargestellt:
Junge Polen könnten künftig offene Lehrstellen in Vorpommern besetzen — diese Idee will die hiesige Arbeitsagentur jetzt unter Firmenchefs der Region populär machen. ...
Wie viele Leser sind Firmenchefs? Die allein geht das etwas an, denn sie könnten weiterhin wenig Lehrlingsgeld und anschließend Lohn zahlen, wenn sie denn Polen fänden, die nicht lieber dorthin ziehen, wo es entschieden mehr zu verdienen gibt, so wie es viele Vorpommern seit 21 Jahren tun. Denn erst durch den Wegzug Hundertausender ist dieser Lehrlingsmangel in den Berufen für Wenigverdiener entstanden. (Das Gros der noch offenen Azubistellen — zwei Drittel — liegt derzeit im Hotel- und Gastronomiebereich.)
Warum also nicht Schulabgänger aus Polen anwerben? ... Vor rund 35 Arbeitgebern aus der Region haben die Agentur und der Unternehmerverband Vorpommern diese Woche die Option ins Gespräch gebracht — als eine mögliche Strategie gegen den Nachwuchsmangel. ...
Und was geht das die Masse der Leser an? Es spricht vieles dagegen, dass die Aktion ein Erfolg wird:
Ein paar Hürden gibt es allerdings. Allen voran die Sprache ...
Das duale Ausbildungssystem, das die deutschen Azubis zwischen Schule und Betrieb hin- und herpendeln lässt, sei im Nachbarland völlig unbekannt. ...
Dass Jugendliche aus dem östlichen Nachbarland künftig den vorpommerschen Lehrstellenmarkt überrennen, ist nach Ansicht der Arbeitsagentur übrigens nicht zu erwarten. Im Gegenteil: „Die gut ausgebildeten, mobilen Jugendlichen, die man gern haben möchte, gehen vielleicht gar nicht nach MV, sondern gleich nach Hamburg, weil sie da mehr verdienen“ ...
Übrigens ist in dem Text nichts darüber zu erfahren, ob die Arbeitsagentur willige Betriebe/Polen finanziell unterstützen würde.

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