17. November 2011

Fata Morgana: Traumjobs vor der Haustür

Was haben Schlagzeile und Text darunter miteinander zu tun? In der OZ mitunter nur Beiläufiges, manchmal nichts.
Die Usedom-Ausgabe glänzte mit einem Stück kritischen Hochwertjournalismus nach Art des Hauses, über dem dies stand:
Wozu in die Ferne schweifen? Traumjobs vor der Haustür
Was sind das nur für Dösbaddel gewesen, die einfach so das Land verließen, jene, die es verlassen und in der Ferne ihren Traumberuf fanden und finden?

Welche sind denn nun die Traumberufe?
Matti ist 15 und weiß schon, welchen Berufsweg er einschlagen möchte: Krankenpfleger. 
Gut, einen haben wir gefunden.
Bei den 13-Jährigen Lilli-Charlott und Celine sieht das anders aus (Da wurde mir warm ums Herz: bei bei Laff) — „noch keine Ahnung“, sagen die Achtklässlerinnen.
Tja, sie haben keinen Traumberuf entdeckt, aber:
Seit gestern aber sind sie in Sachen Berufsorientierung sensibilisiert worden. ...
Na denn mags ja was werden mit dem Traumberuf vor der Haustür.
Ansässige Unternehmen aus dem Hotel- und Gaststättenbereich, Metallbau und Bauhandwerk sowie dem Gesundheits- und Pflegebereich suchen hoch motivierte und mit der Region verbundene Azubis.
Das liest sich wie eine Versammlung von Zahlern traumhafter Niedriglöhne. Wer da nicht ins Träumen gerät, sucht sein Heil in der Ferne.


Warum dieses Bonzengequake in den Text musste, kann ich nur mit Zeilenschinderei erklären:
„Wir brauchen euch!“, sagte Landrätin Dr. Barbara Syrbe zur Eröffnung. „Ihr seid wichtig. Ihr seid die Zukunft!“ Etwa 1400 Handwerksbetriebe gebe es in der Region, im Dienstleistungsbereich seien es sogar 6000 Unternehmen.

Aber, so fügte Matthias Lietz (MdB) als Schirmherr des Infotages hinzu, die Voraussetzungen für eine gelingende Ausbildung „liegt in euren Händen.“ Lietz verwies in diesem Zusammenhang auf die große Zahl von Abbrechern, die ihre Ausbildung wenige Monate nach Beginn hinschmeißen. „Schaut euch alles genau an, damit ihr mit Liebe und Interesse in die Ausbildung gehen könnt“, riet er.
Einer fand seinen Traumberuf, einer, der vom Textbeginn:
Der 15-Jährige Matti aus Ückeritz fuhr gestärkt wieder nach Hause. „Ich glaube, Krankenpfleger ist mein Ding!“, sagte er. ...
Und noch eine Wiederholung, in der jene empfindlich Gemachten stellvertretend zu Wort kamen, die keinen Traumjob fanden:
Celine und Lilli-Charlott allerdings werden weiter nach ihrem Traumjob suchen: „Ja, es war sehr interessant, aber …“, sagte Lilli-Charlott vage und Celine fügte an: „Mir schwebt eher irgendwas mit Kindern vor, oder was ganz anderes — Immobilien und so.“

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