10. November 2011

Blind über der Oberfläche schwebend

Schreibt die OZ über die Finanzkrise, bleibt sie nicht nur oberflächlich, sondern sogar über der Oberfläche. Deshalb etwas Hintergrund:
Keine Angst vor der Notenpresse
Die EZB soll nicht die Schulden von Staaten finanzieren, sagen Kritiker - diese Scheinheiligen wollen aber in Wahrheit nur, dass Privatbanken weiter als Mittler daran verdienen können. ...
Wer die Staatsfinanzierung durch die Zentralbank ablehnt, tut dies mit dem Inflationsargument. Wenn beliebig Geld zur Deckung des Haushaltsdefizits geschöpft werden würde, so die Argumentation, dann würde alsbald zu viel Geld im Umlauf die Preise treiben. Irritierend ist die Tatsache, dass die Notenbanker trotz des geltenden Tabus der Staatsfinanzierung in großem Stil und völlig unbegrenzt Geldschöpfung zugelassen haben. Sie haben zu DM- wie zu Euro-Zeiten den Banken immer alles Geld zur Verfügung gestellt, das diese haben wollten - sofern sie nur Sicherheiten (am besten solide Staatsanleihen) präsentieren konnten. Von einer Kontrolle der Kreditvergabe der Banken an Staaten oder Private konnte aufseiten der Notenbanker keine Rede sein. Den Vorwurf, die Notenbanker finanzierten einen spekulativen Boom der Vermögenswerte, sie kreditierten einen Boom der Unternehmensübernahmen, sie ermöglichten die Existenz eines Schattenbankensystems, nahmen sie nicht ernst.

Deutsche Notenbanker vom Schlage des früheren Chefvolkswirts der EZB, Otmar Issing, gaben sich als Agnostiker aus. Sie könnten nicht erkennen, ab wann Aktien- oder Immobilienpreise überhöht seien, behaupteten sie wenig glaubhaft. Eine Limitierung des Gelddruckens der privaten Banken haben diese Leute nie ins Auge gefasst. Sie sind hauptverantwortlich für den verheerenden Kredit- und Schuldenboom, dessen Zusammenbruch die seit 2007 wütende Finanzkrise darstellt. ...
Dazu dies:
Enteignet Goldman Sachs!

Lucas Zeise weist heute sehr nüchtern und in aller Kürze darauf hin, dass zwei Bedingungen mindestens erfüllt sein müssen, wenn die aktuelle Krise nicht sehr bald die letzte des Kapitalismus sein soll: Die Wiederherstellung der Souveränität von Notenbanken über die Währung – ohne dass privaten Banken ihre Gewinne bei der Geldschöpfung auf ewig garantiert werden -, und die Rückführung des Kapitals von den Halden, auf denen es sich ansammelt, also eine Umkehrung der Verteilung wie sie heute vonstatten geht: von Arm zu Reich. ...
Wer wie die etablierten Parteien und die Lobbyisten der Reichen den Kapitalismus befürwortet, entscheidet sich unmittelbar gegen die Demokratie. Schlimmer noch: Er entscheidet sich gegen die Möglichkeit von Politik. Es ist absurd, wie die Mehrheiten sich bislang entschieden haben. Die PR-Abteilungen haben ganze Arbeit geleistet.
Ich erlaube es mir daher, die Sache auf einen Punkt zu bringen: Wer der Ansicht ist, es sei nicht richtig, die Investmentbanken und ihre Teilhaber zu enteignen, ist folgerichtig für die Entmachtung der Politik. Er vertraut sich voll und ganz der Plutokratie an.
Außerdem haben sich mehr als 50 Wissenschaftler zu Wort gemeldet, von der OZ bisher unerhört, wohl, weil es keine Agenturmeldung dazu gibt:
Finanzmärkte regulieren und Einkommen gerecht verteilen

Die öffentliche Diskussion um die „Schuldenkrise“ vor allem in Griechenland, aber auch Irland, Portugal, Spanien und Italien geht von einer falschen Diagnose aus und kommt so zu einer Therapie, die das Problem verschärft und nicht beseitigt. Es war keineswegs die Prasserei der öffentlichen Hand, die zu den aktuellen Zahlungsschwierigkeiten der Länder des Euro-Raums geführt hat. ...

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