14. Oktober 2011

Was die OZ weglässt

Holla, jetzt aber! Die OZ berichtet über den Streit zwischen Zeitungsverlagen und der ARD um die Tagesschau-App. Ich hatte berichtet.
Doch zuvor erinnere ich daran, dass Verlage erzwangen, dass Online-Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender gelöscht werden müssen, Inhalte, die Sie mit Ihren Rundfunkgebühren bezahlt haben:
Rund 80 Prozent der Inhalte nicht mehr abrufbar
... Während viele Verlage damit beginnen, ihre Archive für die Allgemeinheit zu öffnen, muss tagesschau.de den größten Teil seines mit Gebührenmitteln erstellten Online-Archivs löschen. Betroffen sind ca. 80 Prozent der Inhalte. Zusätzlich problematisch: Auch das Löschen kostet Geld, denn es muss eigens organisiert und programmiert werden. Da die Budgets in den Telemedienkonzepten gedeckelt sind, gehen die Lösch-Kosten zu Lasten neuer Inhalte.
Die OZ berichtet über den App-Rechtsstreit:
Verleger und ARD streiten vor Gericht
Im Rechtsstreit zwischen der ARD und den Zeitungsverlegern um die „Tagesschau“-App für Smartphones und Kleincomputer dringt das Landgericht Köln auf einen Vergleich. ...

Die klagenden Zeitungsverleger sehen insbesondere in den Textinhalten der kostenlosen „Tagesschau“-App eine über die Rundfunkgebühren finanzierte Konkurrenz zu ihren eigenen kostenpflichtigen Angeboten. In dieser Presseähnlichkeit sehen sie einen Verstoß gegen den Rundfunkstaatsvertrag — vor allem dann, wenn die Texte der Apps keinen Bezug zu den TV-Beiträgen haben. ...

Die „Tagesschau“-App wird seit Ende 2010 kostenlos angeboten. Sie wurde seitdem rund 2,4 Millionen Mal heruntergeladen.
Was der Verklagte vor der Verhandlung dazu mitzuteilen hat, lesen Sie hier:
... Kostenlose Inhalte seit 15 Jahren

Was das Landgericht Köln will, ist noch offen. Was die Verleger wollen, sagen sie schon jetzt. Christian Nienhaus von der WAZ: "Es geht darum, dass jemand kostenlos Inhalte anbietet und damit unsere Märkte kaputt macht. Das finden wir politisch skandalös und nicht gesetzeskonform. Das kann man auch illegal nennen!"

Link Grundversorgung vs. Marktverzerrung Hintergrund zur App-Klage als mp3-Download [dlf]

15 Jahre lang war das für die Verleger eher egal als illegal. Solange gibt es schon tagesschau.de - ohne eine solche Klage. Doch die tagesschau-App - mit dem Inhalt von tagesschau.de und gebührenfinanziert - stört das Geschäftsmodell der Verleger, behaupten sie. Dass mit dem Start des öffentlich-rechtlichen Angebots für die Smartphones aber eine Bezahl-App oder Zeitung weniger verkauft wurde, ist nicht belegt. Nach Auffassung der ARD ist ein tagesschau-Angebot für Mobilgeräte Teil des Auftrags. Lutz Marmor, Intendant des NDR: "Ich verstehe Interessenwahrnehmung. Aber auch wir haben die Interessen der Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler zu achten. Und nichts anderes tun wir mit dieser tagesschau-App."
Natürlich hat die OZ auch eine OZ-App anzubieten,
(allerdings nur aus dem iTunes-Store von Apple) offensichtlich so kritisch-hochwertig wie die gedruckte OZ und deren Schrottline-Auftritt und mit einem Schwerpunkt:
Schwerpunkt Lokales

... OSTSEE-ZEITUNG mobil startet auf dem iPhone als kleine, feine Anwendung vor allem für die Nachrichten aus dem Lokalen und als Zurechtfindungshilfe unterwegs. Lübeck, die Region und Norddeutschland bilden bei Nachrichten den thematischen Schwerpunkt, hinzu kommen die jüngsten Nachrichten aus den Ressorts aus aller Welt, Sport, Unterhaltung, Multimedia & PC sowie Medien. ...
Drei Nutzer der OZ-App haben sich schrottline zum Produkt geäußert. Ist deren App-Qualität so, wie der der OZ, verstehe ich, warum Verlage Schiss vor der Tagesschau-App haben. (Vorsicht, Ironie: Die OZ hat nichts zu befürchten, denn der Schwerpunkt ist ja ein ganz anderer. Außerdem kann die OZ so viele Videos online stellen wie sie will, wenn sie auch nichts Lokales bieten. Ironie beendet. Die OZ ist auch nicht unter den Klägern.)
Kundenrezensionen
Schlecht!
von Thomas Buhr
Leider bietet die App keinen wirklichen Mehrwert gegenüber der Mobil-Version unter www.Ostsee-Zeitung.de/mobil.
Auch die Aufteilung mach Kategorien finde ich schräg: Ein Busunfall in Polen wird unter "Lokales" angezeigt.
Abonnenten können mit dieser App nicht auf die vollständige Ausgabe zugreifen!
Push-Nachrichten etc. gibt es auch nicht.
Aufgrund des fehlenden Mehrwertes ggü. der Mobilversion finde ich den Preis nicht gerechtfertigt.
Ich hoffe, dass die OZ hier weiter investiert. Genug gute Umsetzungsbeispiele lokaler Zeitungen gibt es ja...
Schlecht !
von Wolfhe
Diese App soll informativ sein ? Auf der Homepage der OZ erhält man wesentlich mehr Informationen und das umsonst. Schade um die 79 Cent !
Enttäuschend
von Störti
Ist schon die Onlineausgabe der Ostsee-Zeitung nur eine Schmalspurversion der gedruckten Auflagen der Regional- bzw. Lokalblätter (Rostocker Zeitung, Stralsunder Zeitung usw.), so ist diese App nicht mehr als das, was man an Nachrichten auf den Monitoren in einem DB-Regionalexpress zu lesen bekommt.
Nur so nebenbei: Für jene, die mein Blog per Smartphone lesen, habe ich eine entsprechende Version online gestellt und würde mch freuen, wenn mir jemand mitteilte, ob das funktioniert.

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