... Das Volk resigniert oder läßt sich durch Brot und Spiele einlullen.
Deutschland ist kein Land für gewalttätige Aufstände. Die Deutschen haben zum Großteil in Tradition zum preußischen Obrigkeitsstaat ein rational nicht zu erklärendes Urvertrauen in die großen Parteien. Geschützt und unterstützt durch ein Bollwerk regierungsnaher Massenmedien gelang es der politischen Klasse, den Staatsbürgern die Lust an einer Beteiligung an Staat und Demokratie auszutreiben. ...
Gerade die Mittelschicht, die den gesamten Staat trägt, ist gefangen in ihrem eigenen Desinteresse, das Wirtschafts- und Steuersystem zu ändern, das sie zum Wettlauf im Hamsterrad zwingt. Aber innen gärt eine Wut, die eines Tages ihr Ventil suchen wird. Ein charismatischer, finanzstarker Rechtspopulist könnte das durchaus ausnutzen. Allerdings ist der deutsche Michel von seinem Naturell her eher ein fast schon japanischer Stoiker. Abgesehen davon müßten sich die Deutschen erst auf eine Bauordnung und einen Flächennutzungsplan für den Galgen einigen, und schließlich werden sie keinen Strick mit TÜV-geprüfter Sicherheit finden. Wenn es also in Deutschland kracht, dann nur bei Wahlergebnissen, und um das zu verhindern, schweigen die regierungsnahen Massenmedien alle Alternativen tot. ...
Die Proteste gegen Stuttgart 21 basieren zum Großteil darauf, daß das Thema so simpel ist, daß es jeder versteht: Da sollten rd. 2 Dutzend innerstädtische Bäume gefällt werden. Punkt. Um mehr ging es zu Beginn nicht. Für ganze Regenwälder, die für Biosprit gerodet werden, finden keine Demos statt. Daß jeden Tag tausende andere Bäume an anderen Stellen der Republik abgeholzt und wieder aufgeforstet werden, spielt dabei ebenso wenig eine Rolle wie die Tatsache, daß rd. 2 Drittel der Bürger in der Region für Stuttgart 21 sind. Und schon gar keine Rolle spielen die Milliardenkosten. Angenommen, in Stuttgart würden Milliarden verschwendet - warum marschieren dann nicht Millionen Bürger zum Reichstag, um gegen die von Ihnen angesprochene mindestens hundertfache Verschwendung ihrer Steuergelder bei den sinnlosen "Euro-Rettungssschirmen" zu demonstrieren? ...
Das wichtigste Projekt unserer Gesellschaft wäre ein neues Wirtschaftssystem, das die wirklich existentiellen Probleme unserer Gesellschaft lösen kann. Das müßte man dringendst diskutieren und umsetzen. Aber es ist schwieriger zu verstehen, und man kann damit auch keine medientauglichen Bilder produzieren. Obwohl es mindestens hundertmal sinnvoller ist, für eine Lösung statt gegen ein Problem zu demonstrieren, finden Demos für Lösungen kaum Interesse, schon gar nicht, wenn das Thema komplex ist. ...
Geht es den Leuten wirklich noch nicht schlecht genug? Bei der finanziellen Unterschicht ist das längst der Fall, und wenn man bedenkt, daß zwei Drittel aller Deutschen ein Einkommen von weniger als 1.251 € netto monatlich haben, steht auch der Mittelschicht das Wasser längst bis zum Hals. Wir leben daher in einer vorrevolutionären Phase. Bis sich die Wut entzündet, muß es den Leuten jedoch offensichtlich noch erheblich schlechter gehen als heute. Eine wesentliche Ursache für die Duldsamkeit der Bürger ist die Propaganda, daß jeder, der arm bzw. arbeitslos ist, selbst schuld sei - trotz riesigem Überangebot an Arbeitskräften. ...
Der finanziellen Elite, die die Mittelschicht für sich arbeiten läßt, ist es gelungen, den Frust der Mittelschicht auf die finanzielle Unterschicht umzulenken und einen Keil in die Bevölkerung zu treiben. Die Mittelschicht rettet ja genau genommen auch nicht den Euro, sondern das Kapital der finanziellen Elite, und zwar mit einem zigfachen der Hartz IV-Beträge - aber die Mittelschicht tut nichts. Ich stimme Ihnen daher zu, daß das System erst völlig zusammenbrechen muß, bis sich der stoische deutsche Michel fragt, ob man das offensichtlich gescheiterte System nicht grundsätzlich ändern muß. ...
Ich stimme nur teilweise dem Inhalt der nicht kopierten Aussagen zu.
Video: Unter Freunden-Finanzlobby Kurzfilm
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