16. Februar 2011

Kommentare? Machen die Leser

Geht es um den Inseltourismus, ist die Usedomer Redaktion nicht nur brav und plappert nach. Sie begibt sich auch regelmäßig an den Rand der Schleichwerbung, um für jedes neue Hotel, jeden Katalog Reklame zu machen. Dass über 20 Jahre hinweg ganze Ortsbilder durch z.T. schäbige, auf jeden Fall viel zu viele Urlauberunterkünfte zerstört wurde und zukünftig werden, scheint den Redakteuren am Arm vorbeizugehen. Ich kenne keinen Kommentar eines Redakteurs, der das Grundproblem aufgreift und kritisiert, was da mit Dutzenden Millionen Förder- also Steuergeld angerichtet worden ist. Eine Recherche zu den Fördermillionen gibt es grundsätzlich nicht. Und auch zukünftig werden mit Tricksereien Fördergelder ergattert werden, um möglichst billig (für die Investoren) die Ortschaften weiterzubauen.

Jedoch schreiben sich Usedomer in Leserbriefen ab und zu, seit ein paar Monaten häufiger, bildlich ihren Ärger von der Seele, weil die unmöglichen Zustände sommers auf der Insel nicht mehr nur unübersehbar, sondern vor allem unglaublich die Lebensqualität verschlechtern, Jahr für Jahr mehr, die verhässlichten Ortsbilder inkl. Die Briefe werden übernommen und fertig ist der kritische Hochwertjournalismus der OZ-Art, quasi in seiner Reinform.

Hier Auszüge aus einem Brief, der, ein wenig bearbeitet, auch gut ein Kommentar hätte werden können, mit den wohl üblichen 30 Euro honoriert. Aber nicht einmal das hat die Redaktion drauf:
Um Platz für weitere Bettenburgen des „Wendebaustils“ zu schaffen, fanden in letzter Zeit trotz Bürgerprotesten umfangreiche Baumfällaktionen an der Bansiner Promenade statt. Interessante Villen aus der Gründerzeit sollen den hässlichen Neubauten weichen. Weil jedoch die Vernichtung dieses Baumbestandes offenbar für die einst versprochenen „grünen Landschaften" nicht ausreicht, soll es demnächst dem sogenannten „Wildwuchs" auf den Heringsdorfer Dünen „an den Kragen gehen." Wie wir durch die OSTSEE-ZEITUNG erfuhren, sollen dieser Aktion auch Bäume in einem solchen Umfang zum Opfer fallen, dass bei den neuen Bauwerken an der Promenade so genannte „Sichtfenster" in Richtung Ostsee entstehen werden. Mit dieser Mitteilung wird die Katze aus dem Sack gelassen, und jeder aufmerksamer Leser erkennt auf den ersten Blick, worum es bei der Beseitigung des „Wildwuchses" in Wahrheit geht und wer möglicherweise hinter dieser Aktion steht.
Dies ist mit Sicherheit auch der Grund dafür, weshalb die „Experten“ des StALU dienstbeflissen herausfanden, dass die Bäume im Promenadenbereich den Hochwasserschutz schmälern. Das kann nur jemand verstehen, der seine Hose mit der Kneifzange anzieht ...
Seit jeher galt für die Inselbewohner dieser natürlicher Bewuchs als sicherster Schutz gegen Sturmfluten, und außerdem entstand in seinem Windschatten ein stabiler Küstenstreifen. Es ist wohl an der Zeit, dass endlich alle Damen und Herren der Gemeindevertretung den Wert der Inselnatur für Erholung, Entspannung und psychischer Aufmunterung begreifen und sich für die Pflege und Erhaltung der individuellen Schönheit der Insellandschaft einsetzen. Diese Natur war seit jeher die wirkungsvollste Werbung für die Insel und nicht das „Marketing“, welches offenbar die Hauptbeschäftigung der Damen und Herren der Usedom Tourismus GmbH ist. ...
Ein Höhepunkt dieser Art von „grüner Landschaft“ dürfte der angestrebte städtische Charakter im Zentrum von Heringsdorf sein. Hier soll das noch vorhandene Grün durch eine kolossale Betontreppe zwischen den Häuserblöcken buchstäblich niedergemacht werden. Es ist ein unwiederbringlicher Schatz, der durch solche Gleichgültigkeit schrittweise verloren geht.Ob sich kommende Generationen über diese Bauten auf Kosten der Natur freuen werden, steht in den Sternen. ...

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