18. Januar 2011

Propagandamaschine

Gestern auf der Landesseite:
Schluss mit Abwandern! Jetzt kommt der Zuzug
Wer hätte das gedacht! Und wann ist jetzt? Die Frage wird nicht beantwortet.
Mecklenburg-Vorpommern wird zu einem Einwanderungsland — für Zuzügler aus dem Westen. Das sagt Udo Ludwig, Professor vom Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH). ...
Und was soll das?:
Allerdings müssten die Städte mehr Werbung für sich machen.
Genau. Es geht um eine Prognose Kaffeesatzleserei, die nur für die großen Städte im Land gilt. Wer zu früh aufhört zu lesen, dem droht die Verblödung, denn erst ganz am Schluss der Schönschrift noch diese - für den jetzt-Schreiber läppischen - Einschränkungen:

Doch dieses Wachstum ist kein Selbstläufer, warnt Ludwig. Im Durchschnitt 30 Prozent niedrigere Löhne, unsichere Beschäftigungsverhältnisse und geringere berufliche Vielfalt trübten das Bild vom Aufschwung an der Ostsee und in anderen Regionen Ostdeutschlands. Und auf dem Lande dürfte auch künftig nichts von dem Boom zu spüren sein. Im Gegenteil. Ludwig: „Ländliche Räume bleiben Abwanderungsregionen.“

Glatt vergessen:
Das IWH hatte etwas ganz anderes in den Mittelpunkt ihrer Pressemitteilung gestellt:

Wirtschaftswachstum beeinflusst Wanderungssaldo zwischen Ost- und Westdeutschland
und kamen zu dem Schluss:
Diese Tatsachen legen die Vermutung nahe, dass sich die wirtschaftlich prosperierenden Gebiete in Ostdeutschland von Auswanderungs- in Zuwanderungsregionen wandeln. Um eine qualifizierte
Zuwanderung zu attrahieren, muss jedoch das Arbeitsplatzangebot attraktiv
genug sein.
Hervorhebungen von mir
Vergleichen Sie selbst, was für eine Propaganda die OZ allein schon mit der Schlagzeile erfand.

1 Kommentar:

  1. Anonym18.1.11

    Kein einziges Mal wird die Uni Greifswald erwähnt, deren Existenz einzig und allein für das "Wachstum" der vorpommersches Stadt ist. Auch kann das Aufzählen von Firmennamen ohne deren sozialversicherungsplichtigen Arbeitsplätzen nicht erklären, warum die Städte wachsen. Unternehmen gibt es wie Sand am Meer. Und außerdem auf die zwei Jahre alte Prognose des Max-Planck-Instituts für Demographie in Rostock abwertend zu schauen, ist beim Umgang der Ostsee-Zeitung mit Prognosen doch sehr traurig. Denn Prognosen werden nur zur "Stützung" der Meinungen der Journalisten gebraucht, nicht methodisch hinterfragt und nie korrigiert.

    Und inhaltlich: Dass neben Werbung andere Faktoren (bspw. Investitionen in Infrastruktur; "kurze" Wege zu Behörden; kulturelle Angebote; ökologische Lebensweise, medizinische Versorgung, Wirtschaftspolitik) ebenfalls wichtig sind, um Menschen zum Leben in Mecklenburg-Vorpommern zu bewegen, bleibt vom OZ-Autor leider ausgesparrt.

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