1. Dezember 2010

Schönschrift in der Schönschrift

Überschwänglich berichtete(?) der Autor aus der Usedom-Redaktion:
Sonniges Eiland auf 28 Seiten
Die UTG präsentierte jetzt die neue Imagebroschüre der Insel Usedom. Sie zeigt die Urlaubsregion mit all ihren Facetten. ...
Genau das zeigt sie nicht, wenn der OZ-Artikel annähernd den Inhalt der Broschüre wiedergibt. Das hätte dem Autoer auffallen müssen, wenn er kein Schönschreiber wäre.
Um 4.52 Uhr erlebt der Gast an der Seebrücke in Ahlbeck einen atemberaubenden Sonnenaufgang.
Heute um 4.52 Uhr war es stockdunkel, und das bleibt in den nächsten Monaten auch so.
Am Vormittag besucht er die Bernsteinbäder, mittags taucht er in der Gondel in Zinnowitz ab ...
Um was zu sehen? Er sieht um die Gondel herum trübes Wasser ohne Zeichen von Leben. Deshalb schaut er sich einen Unterwasserfilm an.
nachmittags folgen ein Usedom-Rundflug, eine Insel-Safari und abends genießt er Wellness und den Sonnenuntergang im Achterland. „So könnte der perfekte Tag auf Usedom aussehen“, sagt Susanne Gahr von der Usedom Tourismus GmbH (UTG) und hält ein druckfrisches Exemplar der neuen Imagebroschüre der Insel Usedom in der Hand. ...
Immerhin wählte die Frau die Möglichkeitsform, denn das Programm an in der Hauptsaison an einem Tag zu schaffen, ist Illusion, denn nirgends ist zu lesen, dass allein die Staus auf der Insel solch einen Plan zunichte machen.
Auf den 28 rein redaktionell gestalteten Seiten zeigt sich das sonnige Eiland von seiner Vielfalt und Schönheit.
Und sonst so? Was mögen Urlauber denken, die die Broschüre lesen, sich entschließen, im Sommer erstmalig Urlaub zu machen und dann mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert werden. Ganz einfach, viele dieser Leute verbringen nie wieder einen Sommerurlaub auf der Insel - und schimpfen auf die Schönschrift, mit der sie verführt wurden - und erzählen es ihren Bekannten und Verwandten, die vielleicht ähnliche Pläne hegen, wie einst die verführten und enttäuschten Urlauber. Haben die Touristiker, Redakteure inkl., noch immer nicht geschnallt, dass die geringeren Urlauberzahlen in diesem Jahr im nächsten wieder ein Thema sein werden?
„Wir haben bei dieser Broschüre bewusst auf Unterkünfte oder das Aneinanderreihen von Fakten verzichtet (z.B auf Staus, drangvolle Enge am Strand, auf der Promenade und in dem Geschäften). Wir zeigen Themen, die man nicht unbedingt mit der Insel in Verbindung bringt. Das reicht vom Angeln, über Mühlen, Kirchen bis zum Radeln.“ ...
Häh, das bringen Urlauber nicht unbedingt mit der Insel in Zusammenhang? Warum nicht? Weil sie für so blöd gehalten werden, dass sie sich Kirchen (Wie viele davon sind sehenswert?) auf einer Insel nicht vorstellen können, oder Mühlen (Wie viele?). Und da die Insel wie alle anderen auch, von Wasser umgeben ist, sollten Urlauber nicht von selbst darauf kommen, dass in diesem Wasser Fische leben, essbare noch dazu, auch wenn sie von der Zinnowitzer Tauchgondel aus nicht zu sehen sind? Nur so nebenbei: Jahr für Jahr sind Angler aus ganz Deutschland auf den Gewässern nahe der Insel unterwegs, um unbedingt Fische zu fangen. Dafür bedarf es schon lange keiner Reklame mehr.
„Wir zeigen, dass Usedom mehr ist, als Sonne, Strand und Meer“, betont Susanne Gahr. Die Broschüre soll nun auf Messen das Interesse am Eiland wecken. Außerdem gibt es sie in allen Touristinformationen sowie in Reha-Kliniken. Deutschlandweit soll das Insel-Heft als Beilage zu den Gastgeberverzeichnissen verschickt werden. „Vorrangig in Nordrhein-Westfalen. Dort ist die Destination Usedom kaum bekannt. Dem Gast müssen wir sagen, was Usedom überhaupt ist“, sagt die UTG-Mitarbeiterin. ...
... und verschweigen, was Usedom auch ist.

Wenn die Broschüren so verteilt werden wie beschrieben, warum muss das dann so ausführlich in der Lokalzeitung ausgebreitet werden, außer, um ein großes Loch auf der Seite zu füllen und zugleich etwas Nettes über die UTG zu schreiben?

Noch zum sonnigen Eiland, womit wohl Usedom gemeint sein soll.

Die Sonneninseln sind seit Jahren Rügen, speziell deren Norden, und die Greifswalder Oie, auch in diesem Sommer, auch übers gesamte Jahr beobachtet, beide in unmittelbarer Usedomnähe. Dort wurde in den meisten Jahren seit 2004 die längste Sonnenscheindauer gemessen.
Was wohl Urlauber sagen, wenn sie die Sonneninsel Usedom nach einem verregneten Urlaub verlassen? Zeit zum Nachdenken haben sie ja, denn im Stau stehend lässt sich gut erinnern.

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