24. September 2010

"Reallöhne auf dem Niveau wie vor 19 Jahren"

Die von mir kopierte Schlagzeile hätte auch auf der Titelseite der OZ stehen können. Doch die OZ ließ sich lieber für eine Schönschriftorgie auf der Titelseite bezahlen:
Die Wirtschaft in MV fasst wieder Tritt
Nur beiläufig wird im Text erwähnt, was keinen Platz in der Schlagzeile hatte:
„Die wirtschaftliche Erholung zeigt, dass die Konjunkturprogramme und das Krisenmanagement des Staates geholfen haben.“
Ein Großteil der Erholung ist auf die Konjunkturprogramme und die Bürgschaften zurückzuführen, die Sie, liebe Leser zu finanzieren hätten, müssten sie eingelöst werden.
Dass eine Rangliste der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ erwähnt wird, sei nur nebenbei erwähnt, nicht aber, dass nicht erläutert wird, was die Initiative ist und was die OZ kontinuierlich verschweigt:

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) ist eine im Jahr 2000 vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründete sowie von weiteren Wirtschaftsverbänden und Unternehmen getragene Organisation, die das Ziel verfolgt, die deutsche Öffentlichkeit von „marktwirtschaftlichen Reformen“ zu überzeugen.
Eine Blickpunktseite und ein Kommentar werden den Forderungen nach Lohnerhöhungen gewidmet. Ein Herr Krüger hat seine Ahnungslosigkeit per Kommentar bewiesen:
Zur Lohndebatte
Mit Augenmaß
... Die Stahlkocher wollen sechs Prozent mehr. Sie testen aus, was in der Lohnrunde 2010 geht. Dass die Gewerkschaften das Ende der Bescheidenheit ausrufen und einen ordentlichen Schluck aus der Pulle verlangen, ist für sie als Interessenvertreter der Arbeitnehmer nicht nur verständlich, sondern geradezu zwingend.

Zumal die Konjunktur wieder anzieht und die Arbeitnehmer in den letzten Jahren nur geringe Lohnerhöhungen erhielten. ...
Achja? Sie erhielten geringe Lohnerhöhungen? Welche Erhöhungen sind gemeint, die der Bruttolöhne? Wessen Lohnerhöhungen sind gemeint, die der sv-versicherten Vollzeitbeschäftigten? Und alle anderen, die nicht einmal eine Bruttoerhöhung hatten, deren Realeinkommen also ständig sinkt? Die lässt Herr Krüger aus.
Allerdings sollte das Ende der Bescheidenheit nicht zugleich das Ende der Vernunft in Tarifauseinandersetzungen bedeuten. Noch hat die Wirtschaft die großen Verluste des Krisenjahres 2009 nicht kompensieren können. Doch der Aufschwung ist da. Und sicher sehen auch die Unternehmen ein, dass die Arbeitnehmer durch höhere Einkommen an der positiven Entwicklung beteiligt werden müssen.
Dazu zwei Diagramme, die zeigen, für wie dämlich der Kommentator die Leser hält:
Dazu gibt es nichts weiter zu schreiben, als dass Herr Krüger versucht, Sie an der Nase herumzuführen.

Wer dennoch eine ehrliche und ausführliche Analyse statt verdummender Propaganda lesen möchte, kann es hier kostenlos tun:

Die schwache Lohnentwicklung in Deutschland und damit moderat steigende Arbeitskosten und vor allem auf Grund der hohen Produktivität langsam steigende Lohnstückkosten haben in den letzten Jahren neben der Euro-Einführung die Wettbewerbsposition Deutschlands enorm verbessert und zum Exporterfolg wesentlich beigetragen.
Der deutsche Erfolg im Außenhandel befeuert allerdings kräftig die Ungleichgewichte im Welthandel und führt auf der anderen Seite zu ausufernden Handelsbilanzdefiziten importierender Länder und damit zu deren negativen Leistungsbilanz. Die erzielten Leistungsbilanzen erhöhen jedoch mit den Überschüssen/Defiziten immer die Gläubiger- bzw. Schuldnerposition gegenüber dem Ausland und die realwirtschaftlichen Ungleichgewichte sind die tiefere Ursache der Finanzkrise, da sich die Defizitländer im Ausland, mit der Gesamtheit ihrer Wirtschaftssubjekte immer weiter verschulden. ...

Diesen Zustand findet der Kommentator gut, weil er ihn schönschrieb.

1 Kommentar:

  1. Anonym24.9.10

    Ich kann diese Aufschwungskacke langsam nicht mehr hören!

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