10. Juni 2010

Kreisschluss

Ganz schlechte Nachricht für die Bunkwerbewohner, die bisher meinten, wenn sie die OZ kauften, wüssten sie, was gestern in der Welt passierte (was an sich schon Blödsinn ist), und deshalb auf Internet, Fernseher und Radio verzichteten. Genau diesen Bunkerbewohnern, den dauerhaft treuen OZ-Lesern, hat die OZ bildlich diesen Kommentar um die Ohren:
Rundfunkabgabe künftig für alle Haushalte
Es ist nicht jeden Tag der Fall, dass der Politik an dieser Stelle ein fast uneingeschränktes Lob ausgesprochen wird. Doch die Entscheidung der Ministerpräsidenten, das umständliche, ungerechte und unzeitgemäße Einziehen der Rundfunkgebühren abzuschaffen und durch das kirchhofsche Modell des von jedem Haushalt zu zahlenden Beitrags zu ersetzen, verdient solches Lob. Denn bei genauem Hinsehen wird klar: Es gibt dabei sehr viele Gewinner.
Zunächst: Für die allermeisten Gebührenzahler ändert sich nichts. Sie berappen weiter ihre 17,98 Euro pro Monat. All jene, die bisher von der Gebührenpflicht befreit waren, werden nun zwar zahlen müssen, das Geld aber vom Staat ersetzt bekommen. Und diejenigen, die sich bisher mit windigen Argumenten der Gebührenpflicht entzogen haben, werden nun ebenfalls herangezogen. Die — aus Kirchhofs Sicht gerichtsfeste — Begründung: Jeder Haushalt hat den Beitrag zu zahlen, denn Rundfunk ist ein Kulturgut, das allen zugutekommt. Punkt. ...
Nur nebenbei: Lassen Sie sich nicht von der OZ-Falschschreibung erschrecken; richtig ist zugute kommen, wird immer getrennt geschrieben.
... Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Regierungsergebenheitsgesicht.
Egal, ob Sie elektronische Medien haben oder nicht, Sie werden zahlen müssen. Und wer nur ein Autoradio hatte, zahlt zukünftig statt 5,76 Euro wie alle 17,98 Euro. Das sollen also Sieger sein?
Die wahren Sieger sind ARD und ZDF, weil sie deutlich mehr Gebühren zugeschantzt bekommen.
Warum der Kommentator die Einheitsregel so gut findet, kann leicht damit erklärt werden, dass die Verlage ebenfalls alle über einen Kamm scheren möchten, um von ihnen Geld für nichts zu erhalten und diese Kamschererei in aller Stille vorbereiten.
So schließt sich bildlich der Kreis des vollen Lobes.


Nachtrag, 16.15 Uhr:
So wird es in der FAZ kommentiert und Sie erkennen, wie groß Qualitätsunterschiede sein können:

Freibier war sein letztes Wort

Jetzt muss jeder Haushalt zahlen. An diesem Donnerstag wird die neue Rundfunkgebühr beschlossen. Für ARD und ZDF ist das fein: Alle anderen müssen sparen, nur sie nicht. Dahinter steckt ein seltsames System. ...

Hintergrund statt OZ-Lobhudelei finden Sie hier und auch hier im bösenbösen Internet.

1 Kommentar:

  1. Anonym10.6.10

    Freibier für seine Gönner verteilt der "Freie "Demokrat"

    Diese Freiheit lieben wir, uns eine Glotze anzuschaffen oder nicht.

    Wenn ja, bezahlen wir.

    Wenn nein, bezahlen wir auch.

    Geht es nicht so:

    Ich bezahle für eine Leistung, die ich haben will.

    Da haben sich die Politiker wieder etwas Feines ausgedacht.

    Auch wenn ich diese verlogene und verkommene Leistung von ARD und ZDF nicht will und auch nicht beziehe, weil ich meine Glotze in die Tonne gekloppt habe, muss ich diese Dienstleistung, die hinten und vorne sowieso nicht stimmt, bezahlen.

    Was für eine Freiheit...

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