18. Mai 2010

Schöne Welt der privaten Altersvorsorge

Im allgemeinen Jammer über Ballacks Sprunggelenk und Hansas Abstieg geraten wichtige Angelegenheit noch mehr aus dem Blick als bisher. Deshalb hier zwei Lesehinweise:

Versicherungen  Lebensversicherer verkaufen Kundenbestände
Mehrere Versicherungskonzerne sondieren zur Zeit den Verkauf ihrer deutschen Kundenbestände in der Lebensversicherung. ...

Kunden der von Finanzinvestoren übernommenen Lebensversicherer drohen niedrigere Renditen. Investoren könnten Versicherten nur noch die von der Finanzaufsicht BaFin vorgeschriebene Mindestbeteiligung bezahlen. Derzeit hat die Branche, die neue Kunden gewinnen will, einen Anreiz ihren Versicherten mehr zuzuteilen und schüttet durchschnittlich 4,2 Prozent Überschuss aus. ...

Private-Equity-Investoren (hätten) kein Interesse ..., hohe Überschüsse zu bezahlen: „Sie rechnen mit bis zu 25 Prozent Rendite und verkaufen den Bestand nach ein paar Jahren.“ Neue Kunden, die durch hohe Verzinsung von Policen gelockt werden, wollen Investoren schließlich nicht mehr gewinnen.

Das ist aber längst noch nicht alles. Grundsätzliche Überlegungen finden Sie hier:

... Mit realer Wirtschaft hat das moderne Finanzsystem nur noch sehr wenig zu tun – laut der Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich beträgt das Volumen aller ausstehenden Derivate (Wetten auf die künftige Preisentwicklung von Gütern, Zinsen und Währungskursen) unvorstellbare 615 Billionen US$. Ausgeschrieben sind dies 615.000.000.000.000 – dies entspricht dem Zwölffachen des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.
Selbstverständlich gibt es für diese Summe keine Deckung, es handelt sich vielmehr um ein gigantisches Schneeballsystem. Dabei ist es nicht sonderlich wichtig, das Volumen zu betrachten. ... Interessanter ist es, die Finanzmärkte als Black Box zu betrachten und einen Blick auf die Ein- und Ausgänge zu werfen. ...

Wer füttert das System mit neuem Spielgeld? Neben den „Oberen Zehntausend“, die vornehmlich die Hedge-Fonds anfüttern, ist es das normale Volk, das – meist ohne konkretes Wissen – seine Ersparnisse in das Schneeballsystem „investiert“. Pensions- und Rentenfonds sind die Big Player, die ihrerseits die Hedge-Fonds und Investmentbanken mit frischem Kapital mästen. Auch Lebensversicherungen füttern das System tagein, tagaus mit frischem Kapital. Wer glaubt, dass er im Alter auch die prognostizierten Beträge aus dem System ausgezahlt bekommt, kennt den Mechanismus von Schneeballsystemen jedoch nicht. Wenn plötzlich nicht nur Lieschen Müller, sondern auch alle anderen Mitspieler ihren Einsatz (auch ohne Zins und Rendite) wiederhaben wollen, kollabiert das System im gleichen Moment.
Es war ein genialer Trick des Behemoths, sich den Kleinsparer einzuverleiben und zu einem Teil des Systems zu machen. Wer auf die Rendite seiner eigenen Altersvorsorge schielt, verliert das Interesse an einer Domestizierung des Systems und lässt sich von unerfüllbaren Prognosen blenden. Die fleißigen Bienchen sind da schon schlauer – kein Investmentbanker, kein Programmierer und kein Mathematiker lässt sich seine üppigen Boni in Anteilen der betreffenden Fonds oder Banken auszahlen, sondern kassiert das Geld in bar und investiert es möglichst schnell in so schöne Dinge wie Penthouse-Appartements, Villen am Meer, Sportwagen oder Kunstwerke. Wenn das System kollabiert, bleiben Lieschen Müller, Joe Sixpack und ihre weltweiten Leidensgenossen hingegen auf ihren unerfüllbaren Forderungen sitzen. ...
Hervorhebungen von mir

Das alles hat OZ-Leser nicht zu interessieren.

1 Kommentar:

  1. Anonym18.5.10

    mit dem verkackten gesabbel um ballack, geht vieles unter was wesentlich wichtiger wäre.

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