8. April 2010

Gut, dass es das böseböse Internet gibt

Vorgestern auf der Landesseite:
Gazprom: Bau der Ostsee-Pipeline beginnt
Nach fünf Jahren intensiver Planung hat am Dienstagabend der Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream - des größten Energieprojekts Europas - begonnen.
Und natürlich gibt es keine Probleme dabei. Alles wird gut und ist unglaublich nützlich.
heute auf der Greifswalder Lokalseite eine Agenturmeldung (!):
Nord Stream ändert Baupläne für Ostsee-Pipeline
Das Spezialschiff „Gastoro 6“ beginnt bald mit dem Verlegen der ersten Rohre für die Ostsee-Pipeline. Jetzt wurden die Baupläne noch einmal überarbeitet. ...
Auch das ist ist üüüüberhaupt kein Problem. Auch wird nicht einmal gegen Geld auch nur erwähnt, dass die Änderung das Ergebnis zweier Klagen ist.

Was in beiden OZ-Texten nicht vorkam, ist in anderen Medien allemal nachzulesen:

... Der landseitige Baustart im mecklenburg-vorpommerschen Lubmin ist für den 15. April geplant. Am 15. Mai will Nord Stream mit den Arbeiten im Wasser beginnen. Allerdings haben Umweltverbände unter Federführung des BUND gegen diesen Baustart im Mai einen Eilantrag am Oberverwaltungsgericht in Greifswald eingereicht.

Oder mit viel Hintergrund:

Nord Stream schafft Fakten

Trotz anhängiger Gerichtsverfahren werden erste Rohre für die Ostsee-Pipeline verlegt. Werden sich die auf insgesamt 8,8 Milliarden Euro geschätzten Baukosten je rechnen? ...

Oder im tiefen Bayern:

Gasleitung auf schwankendem Grund
Der Bau der Ostsee-Pipeline vor Gotland beginnt. Doch das Projekt bleibt ökonomisch, ökologisch und politisch heftig umstritten. ...

Oder nochmal aus Bayern:

... Fraglich ist aber, ob in den deutschen Gewässern die Arbeiten für die Trasse wie geplant im Mai beginnen können. Die Umweltverbände BUND und WWF klagen gegen die Baugenehmigung für einen 50 Kilometer langen Abschnitt. Im flachen Greifswalder Bodden soll die Leitung nicht auf dem Meeresboden verlegt, sondern mit Rücksicht auf die Pflanzen- und Tierwelt eingegraben werden. Nord Stream will die Rohre nach der Heringslaichsaison verlegen.

Das alles ist total uninteressant für OZ-Leser, die nicht in Bayern wohnen, sondern dort, wo die Trasse ankommt?

7 Kommentare:

  1. Anonym8.4.10

    es ist zum kotzen! die oz legt haargenau dasselbe verhalten an den tag wie bei bei der dong-berichterstattung!!!!

    es muss ein reflex sein: sobald irgendwo eine »millardeninvestition« stattfindet, sind diese »journalisten« starr vor (ehr)furcht und zu keiner kritischen zeile mehr fähig.

    es muss so ähnlich sein, wie beim sprichwörtlichen kaninchen, dass vor der schlange hockt ...

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  2. Manfred Peters8.4.10

    Es ist schon interessant, dass sich hier immer wieder und relativ widerspruchslos die Fürsprecher einer Deindustrialisierung der Region zu Wort melden. Ich wollte mich eigentlich aus Ihnen, Herr Meyke, bekanntem Grund hier nicht mehr melden, versuche es dennoch einmal.
    Wenn hier bayrische Blätter in den Zeugenstand mit solchen unbewiesenen Allgemeinfloskeln gerufen werden:
    „... Doch was Technikbegeisterte staunen lässt, ist in wirtschaftlicher, ökologischer und politischer Hinsicht weiterhin umstritten. ...“, wären auch einmal die Hintergründe der Kritik einer Recherche wert. Denn gerade in der Einzugsregion der Blätter soll doch die Konkurrenzpipeline „Nabucco“ (Joschka Fischer !?!) deutschen Boden erreichen.
    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Nabucco_Gas_Pipeline-de.svg&filetimestamp=20090715154622
    Sollte dann Herr Stoiber und das Bayernvolk zujubelnd wieder einmal den „dummen Ossi“ ausgemacht haben, mir bleiben die Gegenargumente ob der hier geführten Diskussion langsam weg.

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  3. Anonym8.4.10

    Typisch Mann, beleidigte Leberwurst.

    Ha, ha.

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  4. "es muss ein reflex sein: sobald irgendwo eine »millardeninvestition« stattfindet, sind diese »journalisten« starr vor (ehr)furcht und zu keiner kritischen zeile mehr fähig."

    Damit verdienen die Redakteur aber eine ganze Menge Geld, fast doppelt so viel wie der M-V-Durchschnittsarbeitnehmer.

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  5. "Wenn hier bayrische Blätter in den Zeugenstand mit solchen unbewiesenen Allgemeinfloskeln gerufen werden"

    Fakt ist, dass der BUND geklagt hat und damit ein Restrisiko für den Bau der Gasempfangsstation besteht.
    Fakt ist, dass das nichts mit Technikfeindlichkeit sondern mit Verantwortung für die Umwelt zu tun hat.

    Worauf es mir aber ankam, war die Unausgewogenheit der OZ-Meldungen.

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  6. Manfred Peters8.4.10

    Ich bin jede Sekunde mit unendliche vielen theoretischen „Restrisiken“ konfrontiert. Es kommt nur darauf an, ob ich mich davon beherrschen lasse.
    Ob die OZ überhaupt jedem Leser, geschweige denn jedem Kritiker, eine „ausgewogene Berichterstattung“ vermitteln könnte, sei zu bezweifelt. Sicher ist, dass bayrische Interessenlagen sich nicht immer mit denen in MV decken können.
    Übrigens klagt der WWF Deutschland nicht gegen „ein Restrisiko für den Bau der Gasempfangsstation“, sondern das durch „...Baggerungen für die Trasse der Gaspipeline am Meeresboden und Freisetzung großer Mengen Stickstoff und Phosphor massive Schäden im Ökosystem der Ostsee drohen.“ Auch höhere Kompensationsmaßnahmen werden gefordert.
    Der (Un)Witz ist nur, dass die Umweltschützer erst einmal das Einbaggern der Trasse in den Heringslaichgebieten gefordert haben.
    Wer sich wirklich sachlich mit dem Thema befassen möchte, findet auf YouTube einige interessante Videos z. B.: http://www.youtube.com/watch?v=p6iebXMhtls

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  7. @ Herr Peters
    Danke für den Kommentar!
    "Übrigens klagt der WWF Deutschland nicht gegen „ein Restrisiko für den Bau der Gasempfangsstation“"

    Da haben Sie vollkommen Recht. Ich habe mich da geirrt.

    Was die Ausgewogenheit betrifft, und das mein Thema: Indem die OZ verschweigt, dass noch ein Verfahren anhängig ist, wird der Eindruck erweckt, es stehe dem Projekt rein gar nichts mehr im Weg. Das erweckt einen falschen Eindruck - unabhängig davon, was der Leser von der Gastrasse hält.

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