22. März 2010

Blogger klärt auf, nicht die Presse

Lexikon steht über dem OZ-Artikel vom 12. März, in dem gegen Geld zu lesen ist:
Koronare Herzkrankheit : ... Bekannte Risikofaktoren für eine KHK sind Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte (Cholesterin), wenig Bewegung. Sie tragen zu einer Arteriosklerose der Herzkranzgefäße bei. ...
Das bedeutet im Umkehrschluss, je weniger Blutfett, desto besser? Na dann nehmen Sie sich etwas Zeit und lesen einfach hier nach:

Es ist davon auszugehen, dass in der PR-Abteilung des Pharmariesen MSD vor gut einer Woche die Korken geknallt haben.

Denn wieder einmal hat es funktioniert. Die Veröffentlichung einer offenkundigen PR-Studie, atemberaubend windig in der Methodik und schon von der Fragestellung her alleine darauf abzielend, die Umsatzzahlen der fragwürdigen und potentiell gesundheitsschädlichen Cholesterinsenker Inegy® und Ezetrol® mit dem Wirkstoff Ezetimib zu steigern, hat in der Fach- und Publikumspresse ein weltweites Echo gefunden. Und wie immer hat kein Journalist auch nur im Ansatz Lunte gerochen. ...
Die OZ schon, hat es jedenfalls nicht an die Leser verkauft. Das ist schon eine Leistung. 
Auch in Deutschland waren die für "Fettstoffwechselstörungen" zuständigen Experten mit bekannt guten Verbindungen zur Industrie unschwer zu überzeugen, dass auch hierzulande eine entsprechende Anpassung der "Zielwerte" vonnöten sei. Die heldenmütigsten professoralen Streiter für das gute und gegen das böse Cholesterin, seit jeher zusammengeschlossen in der "Lipid-Liga", riefen mit freundlicher Unterstützung von MSD und Essex Pharma zu einer neuen Runde in dem Kampf auf, dem sie ihr wissenschaftliches Dasein verschrieben haben (LDL-unter-hundert.de). ...

Auch die Studie selbst, die - nicht ganz untypisch für reine Marketing-Publikationen - im Volltext öffentlich verfügbar ist, enthält keine Angaben über ihre Finanzierung. Das spricht zwar deutlich gegen ihre Seriosität, ist aber allenfalls ein Indiz für einen Marketingstunt.

Beruhigend da immerhin der Blick auf das Interessenkonfliktstatement:

Keine Interessenkonflikte in einem Paper, das eine aggressivere Lipidsenkung propagiert. Dann kann die Studie selbst eigentlich nicht von Pharmaunternehmen finanziert sein, und die Autoren scheinen auch sonst nicht im Dienst von Pharmaunternehmen zu stehen. Habe ich mich wohl getäuscht?

Doch der Blick auf die Autorenliste macht stutzig: Da ist also eine Mitarbeiterin von Essex Pharma, München auf der Autorenliste, eine Frau Brigitte Franzel. Wie kann eine Mitarbeiterin des Herstellers eines Cholesterinsenkers frei von Interessenkonflikten sein, wenn es in einem Paper um die Verschreibungspraxis von Cholesterinsenkern geht?

Dann wäre da noch ein Herr Ulrich Elsasser, der angibt, für die Firma MedPharmTech, ebenfalls in München, tätig zu sein. Die Firma MedPharmTech ist ein Pharma-Dienstleister, der u.a. wissenschaftliche Publikationen im Auftrag von Pharmaunternehmen verfasst. ...

Die Leistung der OZ besteht darin, dass Sie nichts über die Studie veröffentlichte, indirekt schon mit dem nicht fassbaren Begriff hohe Blutfettwerte. Aufklärung erhalten die OZ-Leser dagegen überhaupt nicht. Die leistete ein Blogger.

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