10. November 2009

Jubelorgan

Wie nicht anders zu erwarten, jubelte die OZ heute die Feiern zum Grenzöffnungsjubiläum so hoch es nur geht.
Wir sind so frei
Wir sind so frei! Deutschland und die Welt haben gestern den Mauerfall vor 20 Jahren mit Zehntausenden Gästen als Tag der Freude gefeiert. ...
Auch hier und anderswo in der OZ wurde gejubelt:
... das Fest der Freiheit
19 Uhr: Die Feierlichkeiten erreichen ihren Höhepunkt: Das "Fest der Freiheit" am Brandenburger Tor beginnt. Das Orchester der Staatsoper Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim spielt Werke von Richard Wagner, Arnold Schönberg und Ludwig van Beethoven. "Wir sind alle sehr bewegt, heute Abend hier zu sein und spielen zu dürfen", sagt Dirigent Barenboim. ...
Ach ja, alle? Dann lesen Sie mal dies:


Gottfried Wagner, Musikhistoriker und Wagner-Urenkel, protestiert dagegen, dass auf dem "Berliner Fest der Freiheit" am 9. November unter Leitung von Daniel Barenboim neben Schönbergs "Ein Überlebender von Warschau" auch das Vorspiel zum 3. Akt von Wagners "Lohengrin" erklingen soll.

Mit der Entscheidung, diese chauvinistische Kriegsaufputschmusik des militanten Antisemiten Wagner ins Programm zu nehmen, werde die historische Bedeutung des Tages verkannt und verhöhnt. ...

Auch andere äußerten sich nicht kritikfrei wie die Hochwertjubelzeitung, z.B.:

Wetten dass ... nicht. Oder ein Lehrstück über Fremdscham.

Gestern Abend durfte ich die letzten paar Minuten der Festlichkeiten anlässlich des Mauerfalls bewundern. Schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um eine Veranstaltung gesellschaftlicher Tragweite, sondern viel mehr um eine Mischung aus "Domino Day" und "Wetten dass" handelte, geschmückt mit einer Szenerie, die Disney nicht besser hätte hinbekommen können. Dazu ein Moderator, dessen Frisur man schmeicheln würde, behauptete man, sie sei so überholt wie der Trabant. Von seiner Art zu moderieren ganz zu schweigen.

Innerhalb von Sekunden überkam mich ein Gefühl des Fremdschams - meine Mitbewohnerin ist Französin-, das auch nicht weichen wollte, als ich pikiert hin und her zu zappen begann. Das ist also, wie "wir Deutsche" den Tag des Mauerfalls feiern? Ernüchternd. ...

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