5. August 2009

Lob und Preis für ein Interview

Eine Interview über das Hotel- und Gaststättenwesen, das nicht gewohnt ist, wer häufig in der OZ liest. Ungewohnt, weil in ihm klar und deutlich angesprochen wird, was in der Branche los ist:
... Die Branche leidet seit Jahren vor allem an hausgemachten Problemen wie Lohndumping, Tarifflucht, Schwarzarbeit sowie mangelnder Ausbildungsqualität. Und vor allem in den städtischen Bereichen machen sich Hotels untereinander die stärkste Konkurrenz. So genannte Low-Budgets, also Niedrigpreis-Hotels, schießen wie Pilze aus dem Boden und graben guten Häusern das Wasser ab. Es entstanden enorme Bettenüberkapazitäten. ...

Aber leider ist die Kehrseite des guten Saisongeschäfts, dass viele Unternehmen diese Arbeitsspitzen mit gering oder gar nicht bezahlten Praktikanten, mit Auszubildenden oder Mitarbeitern abfangen, für die es eine Eingliederungsmaßnahme der Bundesagentur für Arbeit gibt. Dabei bekommen selbst Beschäftigte, die nach Tarif entlohnt werden, in MV in der untersten Stufe gerade mal 5,39 Euro in der Stunde. Ein ausgebildeter Koch verdient gerade mal 6,41 Euro die Stunde. Davon kann man nicht leben. ...
usw.

Meine Hochachtung vor dem Autor, der das in die Zeitung brachte, sehr wohltuend nach all dem ermüdenden Tralala und Hopsassa über den Tourismus im Land, über einen spielenden Bären, über Insekten und das Wetter.

Wenn dieses Interview nun Anlass wäre, den Zuständen im Detail auf den Grund zu gehen, wäre das Sommerloch weg und die Leute hätten den Ausschnitt eines Einblickes in das, was in diesem Land wirklich los ist. Das ist die Gelegenheit, mit Journalismus anzufangen, für dessen Produkte es sich lohnte zu bezahlen.

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