Vorführung zur SommertourWas hier geschildert wurde, ist so ungeheuerlich, dass ich um Wörter ringen muss:
Beatrix sitzt schüchtern in einem großen hellen Raum als plötzlich Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) mit ihrem Tross hereinkommt. Ihr Arbeitstag umfasst die Anhörung eines Mädchens mit geistiger Behinderung. Das ist Beatrix. Die 17-Jährige rührt sich kaum. Nur die Augen gehen aufgeregt hin und her. ... Beatrix lebt mit einigen Unterbrechungen seit drei Jahren in der geschlossenen Abteilung des Katharinenstiftes. Auf der ihr gegenüberliegenden Seite des schmalen Tisches nehmen die Chefin des Justizressorts und Betreuungsrichtern Carin Schnitzer Platz. Die Journalisten verteilen sich teils stehend, teil sitzend drumherum und fragen sich, was hier eigentlich vor sich geht.Warum hat der Autor statt sich nicht Frau Kuder danach gefragt, und warum hat er das Schauspiel wie die anderen zugelassen? Wieso hat er das mitangesehen und angehört, ohne auch nur ein Wort der Kritik per Kommentar zu äußern?
Die Befragung einer geistig Behinderten als Darbietung! Was haben Leute, die sich so etwas ausdenken, für eine Haltung zu Behinderten und welche jene, die das mitmachen?
Offiziell soll es der Auftakt von Kuders Sommertour sein. Deshalb die Presse. Die Ministerin möchte Werbung machen für Vorsorge-Vollmachten. ...
Ein trockenes, unhandliches und wenig populäres Thema. Um das Ganze etwas besser zu veranschaulichen - dafür muss Beatrix gedacht gewesen sein. Sie ist verhaltensauffällig und kriegt ihr Leben nicht selbst in den Griff. Den Eltern war zuvor das Sorgerecht entzogen worden. Ihre Persönlichkeitsrechte spielen bei dem Termin scheinbar keine Rolle.Spielen "scheinbar" oder "anscheinend" keine Rolle?
Und wieder die Frage: Warum fragte der Autor nicht nach? Warum ließen er und die anderen das geschehen? Ich bin mir nicht sicher, ob diese Präsentation nicht eine Straftat ist. Doch genau danach hätte sich der Redakteur erkundigen müssen. Oder er hätte in Erfahrung bringen müssen, wer Betreuer der jungen Frau ist und was den bewogen hat, dieser Zurschaustellung zuzustimmen. Oder wurde er nicht gefragt?
Nach einer Viertelstunde hat Schnitzer alle ihre Fragen gestellt und sich ein paar Vermerke gemacht. Sie verabschiedet sich von Beatrix. Die 17-Jährige flieht sofort in den Garten.Ich muss kotzen!
Sommertour ist Wahlkampftour. Der CDU und besonders der Greifswalder CDU ist kein Thema heilig, wenn es um Pressepräsens und Deutungshoheit an den Stammtischen geht. Vor kurzem war es die Stasiüberprüfung der Bürgerschaftsabgeordneten, jetzt ist es ein Mädchen mit geistiger Behinderung.
AntwortenLöschenDie CDU läd ein, die OZ hat wohlwollend zu berichten.
Hach je, und nun sollen alle glauben, wie sehr sich die Frau Kuder um Menschen mit Behinderungen kümmert.
AntwortenLöschenAlles Alibi, alles Mittel zum Zweck.
"Warum ich beinahe kotzen musste
AntwortenLöschen[...]
Ich muss kotzen!"
Jaja, beinahe oder eben auch nicht. Und dergleichen Stilblüten mehr finden sich in diesem Blog zuhauf.
Wie auch immer, was an der OZ hier (zurecht!) kritisiert wird, kann für den Richter selbst so verkehrt natürlich nicht sein...
Jaja, schön ist das Leben. Platitüdido-du-di!
Gut, also eine kleine Deutschstunde (denn Ihre Anmerkung hat nichts mit einer Stilblüte (http://de.wikipedia.org/wiki/Stilbl%C3%BCte) zu tun, ebenso wenig wie eine Stilblüte zugleich Platitüde sein muss):
AntwortenLöschen"Ich muss kotzen" ist ein Unterschied zu "Ich habe gekotzt" oder "Ich kotze".
Und zum Hintergrund: Als ich den Eintrag geschrieben hatte, war mir selbstverständlich zum Kotzen zumute. Doch bevor ich meinen Mageninhalt hervorbringen konnte, wurde ich gerufen, einem Menschen zu helfen, dem es sehr schlecht ging. Das dauerte ein paar Stunden und mir war das Kotzen vergangen. Ich schrieb noch die Überschrift und sendete den Eintrag. Das "beinahe" ist überflüssig.
Noch zum Richter: Ich korrigiere grundsätzlich meine Fehler, die ich oder andere bemerken, die OZ die ihren ganz selten.
Im Übrigen können Sie in meinem Blog lesen, ohne mir auch nur einen Cent zu überweisen. Die OZ müssen Sie mit all dem Unsinn, den Langweilern, den Stilblüten, den Lügen usw. bezahlen, abgesehen von einigen Artikeln, die OZ online kostenlos anbietet.
Und zuletzt dies: Der Beobachter muss nicht besser sein, als die Beobachteten, um Fehler, Langweiliges, Lügen oder Unsinn zu erkennen. Bestes Beispiel sind die Buchkritiker. Die meisten schreiben kein einziges Buch. Sie alle müssten die Klappe halten, ginge es nach Ihnen.