9. Juli 2009

"Der kritische Journalismus in der Krise"

Ein sehr langes aber aufschlussreiches Stück für an Medien Interessierte, damit sie wissen, wofür sie Geld ausgeben:

... Sicherlich gibt es sie noch, die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen großer Zeitungen, Magazine und öffentlich-rechtlicher Sender, die Geschichten ausführlich recherchieren.

Einige. Die Großzahl der festangestellten Journalisten aber hat mit dieser Tätigkeit nur noch wenig zu tun: Vielmehr sichten sie Material der Nachrichtenagenturen, wählen aus und redigieren, erstellen das Layout und laden Bilder herunter. Sie verarbeiten vorgefertigtes Material und auf dieser Grundlage schreiben sie auch ihre Kommentare. Und dies mit immer weniger Zeit und mit immer weniger Kollegen, der Arbeitsdruck auf festangestellte Journalisten ist größer geworden. Dazu zählt nicht nur, dass der zu bewältigende Informationsfluss durch technische Möglichkeiten wie dem Internet angewachsen ist und sich die Zahl der Informations-Kanäle vervielfacht hat. Dazu zählt auch die wachsende Verunsicherung durch eine Personalpolitik der Verlage, die nicht mehr vor dem Ausstieg aus dem Tarifvertrag, vor dem Auslagern kompletter Redaktionsteile und dem Auswechseln ganzer Lokalredaktionen zurückschrecken. ...

Bei diesen Klagen über sinkende Auflagen fällt freilich meist die zentrale Frage unter den Tisch: Ist womöglich das Produkt einfach schlecht? Vielleicht ist der angeboten Journalismus eben ein Gammelfleisch-Journalismus - aus billigsten Zutaten wie Pressemeldungen oder Werbebotschaften, unter billigsten Umständen, unter Zeitdruck und unter Umgehung eines journalistischen Reinheitsgebotes fabriziert.

Das kann für die OZ nicht zutreffen, denn ich hörte noch keine Klage aus dem Verlag über die ständig sinkende Auflage.

Warum soll man sich dann wundern, dass neben der Politikverdrossenheit eine Zeitungsverdrossenheit sich einstellt, wenn dem Wähler und Leser immer die gleichen Mantras angeboten werden: Dass Lohnerhöhungen jetzt nicht in die wirtschaftliche Situation passen, dass Leistung sich wieder lohnen müsse, dass Sozialleistungen nicht mehr bezahlbar seien, etc. Längst hat sich eine beunruhigende Kluft zwischen den Bürgern und seinen politischen Repräsentanten sowie den selbsternannten Eliten aufgetan: Die Sozialwissenschaft nennt dies die Krise der Repräsentation. ...

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