13. Juli 2009

Bloß nichts ändern - außer den Preis

Die OZ hat eine Preiserhöhung für das Abonnement so begründet:
Liebe Leser, auch an der OSTSEE-ZEITUNG geht die schwierige wirtschaftliche Lage nicht spurlos vorüber. Die Kosten für Personal, Papier und Energie steigen - die Werbeeinnahmen sinken. Unsere Redakteure und Verlagsmitarbeiter sorgen dafür, dass Sie jeden Tag mit der OZ morgens pünktlich ein qualitativ hochwertiges und informatives Produkt in der Hand halten. Das soll auch so bleiben. Deshalb müssen wir zum 1. August den Abo-Preis um 0,80 Euro auf dann 19,95 Euro monatlich erhöhen.

Wir bitten um Ihr Verständnis. ...
Was nun, wenn Leser kein Verständnis dafür aufbringen, dass außer dem Preis alles beim Alten bleiben soll, sondern eine höhere Gegenleistung erwarten?
Den Fall hat die OZ nicht eingeplant, denn nirgends fand ich, wohin sich die Leser mit ihren Wünschen für Gegenleistungen wenden können.

Was ich im bösenbösen Internet fand, war einer von vielen interessanten Artikeln zum Thema Pressekrise allgemein:

"Marschallplan" & "Clearingstelle": Die Kapitulation der Journalismus

... Vor einigen Tagen schrieb Anja Seeliger im Perlentaucher-Blog:

In Sachen Berichterstattung über das Internet ist die Presse weithin keine vierte Gewalt mehr, sondern ein Lobbyist, der sich unter dem Deckmantel des Journalismus dem Staat andient.

In der Tat: Dem Qualitätsjournalismus über die gegenwärtigen Strukturprobleme des Journalismus kann inzwischen über weite Strecken Distanzlosigkeit, Hang zu normativen Kurzschlüssen, Desinteresse an empirischer Fundierung und Klientelismus in eigner Sache bescheinigt werden. ...

1. Es ist atemberaubend, wie hier der häufig mittelmässige und stark verbesserungswürdige Status Quo des Journalismus verklärt wird. Die heutige Praxis des Zeitungsjournalismus sei "Qualitätsjournalismus". Sie ist offenbar ideal und geistvoll. Sie stelle bereits ein Optimum an gesellschaftlicher Informationsvermittlung dar.

2. Der gesamte Text ist einer paternalistischen Grundfigur verpflichtet: Guter Journalismus ist, was Journalisten und Journalismusforscher dazu erklären. Alle anderen Faktoren, Leserwünsche, Medienwandel oder Marktkräfte, verhindern nur dass sich der gute, wahre Journalismus, genannt Qualitätsjournalismus, entfalten kann. Deshalb kommt der Text auch ohne jegliche Erwähnung der Leserperspektive aus: Warum werden weniger Zeitungen gelesen, gerade von der jüngeren Generation? Dies interessiert die Autoren leider nicht.

3. ... Der überregionale Journalismus hat im Zeiten digitaler Konvergenz kein Vielfalts-, sondern ein Überproduktionsproblem. Er produziert zu fast jedem Thema zu viele Inhalte nahezu identischer Machart für ein unspezifisches Publikum. Als Beispiel kann man sich einmal anschauen, wie viele Texte allein zum Thema Chrome OS geschrieben wurden.
Z.B in der OZ. Jeff Jarvis hat es so ausgedrückt: Wenn wir die Zahl der Journalisten halbieren würden - "es wären noch immer zu viele".
...

Dazu noch der Kommentar Nr. 7 vom Autor:

Es nicht nur um Gesundschrumpfen, sondern auch um

– neue Regionalsites gründen
– mehr Spezialsites gründen
– neue Wochenzeitungen gründen
– Öffentlichkeit und Experten organisieren statt nur selbst Inhalte produzieren
– Lokale Twitter-Netzwerke aufbauen
– Programmieren lernen und bessere Versionen von Google News programmieren
– Sites lancieren, die so gut und besonders sind, dass sie auch direkte Bezahlungen verlangen können.

Nur mal so als ein paar Anregungen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google