Über die ganze Wahrheit

Die allmonatliche Arbeitsmarktpropaganda per Schönschrift:

Trotz Krise - weniger Arbeitslose in MV

Kann mir jemand erklären, welche Funktion der Bindestrich haben soll? Wer ihn weglässt, erfährt nichts anderes, als dass es in MV trotz Krise weniger Arbeitslose geben soll.

" Niedrigster Stand seit April 1991 " Nordosten läuft gegen Bundestrend " Firmen suchen sogar Mitarbeiter

Unglaublich, dass die OZ nicht in der Lage ist zu bedenken, dass die Arbeitslosenzahlen wegen Dutzender Veränderungen in der Gesetzgebung und der Zählweise nicht miteinander vergleichbar sind. Es sind nicht einmal die Zahlen von 2008 mit denen von 2007 vergleichbar und die OZ schwadroniert von 1991. Dass der Nordosten gegen den Bundestrend läuft (Welch ein Deutsch!), hat mehrere Gründe:

1. Die Industrialiserung des Nordostens ist geringer als die Gesamtdeutschlands. Wo weniger Industrie angesiedelt ist, können weniger Industriearbeiter arbeitslos werden und die trifft es z.Zt. besonders.
2. Wenn mehr Arbeitsplätze besetzt sind, muss gefragt werden, was das für Arbeitsplätze sind. Ist der OZ bekannt, dass z.B. 400-Euro-Jobber natürlich nicht arbeitslos sind. Ich möchte jedoch den Redakteur sehen, der von 400 Euro im Monat lebt.
3. Wie viele der Arbeitsplätze wurden geschaffen, weil die Arbeitsagentur sie bezuschusst?
4. Wie viele der sagenhaften 5000 neuen Stellen (Sind es neue Stellen? Zugleich wurden 4000 Stellen vernichtet.) sind mit einem Lohn dotiert, der wenigstens dem mickrigen Landesdurchschnitt entspricht, mit dem MV in D ebenfalls Letzter ist?
5. Selbstverständlich wird die Arbeitslosenrate größer werden. Sie ist ja nun schon seit Jahren, abgesehen von ein paar Monaten als zweitschlechtestem Bundesland, die höchste in D. Es gibt also keinen Grund zum Schulterklopfen und zum Schönschreiben.

Im Kommentar stand:

Hoffnungszeichen

Das ist reine Schönschrift; wir lesen uns in ein paar Monaten wieder.

Eine Nachricht, bei der man sich verwundert die Augen reiben möchte: In Mecklenburg-Vorpommern, eigentlich Deutschlands Kellerkind in Sachen Wirtschaftsleistung und Arbeitsmarkt, entstehen mitten in der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 80 Jahren neue Arbeitsplätze. ...

Wer sich angesichts der Zahlen die Augen reibt, ist ahnungslos. Allerdings verschwieg der Kommentator, wer man ist, typisch für die OZ, journalistisch sehr bedenklich.
Sollte sich der Autor selbst gemeint haben, sollte er sein Handwerk sofort wegen Ahnungslosigkeit aufgeben. Sollte er die Leser gemeint haben, wäre das zumindest für jene, die nicht Bunkerbewohner sind, also nicht nur OZ lesen, eine bösartige Unterstellung, von Arroganz gekennzeichnet.

... Die Linkspartei moniert, dass die Krise MV verschont, weil hier die am stärksten von der Krise betroffenen Branchen Maschinenbau und Autoindustrie sowieso keine Rolle spielen.

Nicht nur die Linkspartei sondern alle Kundigen werden das monieren und einiges andere auch.

Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Denn neben dem Boom im Tourismus erlebt das Land auch eine Blüte bei den Windkraft- und Solarfirmen. ...
Gesucht werden allerdings fast nur punktgenau qualifizierte Fachkräfte. ...

Ohgottohgott, jetzt rückt die OZ mit der ganzen Wahrheit heraus!

Ich schrieb es schon so oft: Junge Leute, die in MV ausgebildet wurden, auch in den nun gesuchten Berufen, haben lange das Weite gesucht, weil sie keine Stellen fanden oder weil sie anderswo entschieden besser bezahlt werden. Zahlen die Unternehmen ordentliche Löhne und Gehälter, bekommen sie genau die Kräfte, die sie benötigen. Alles andere ist Jammerei und Schwadronieren.

Nun von mir auch noch ein Beitrag zur ganzen Wahrheit:
Im März meldete die Arbeitsagentur 13858 unbesetzte Stellen, zugleich 134800 Arbeitslose, also auf zehn Arbeitslose eine freie Stelle. Dieses Verhältnis herrscht nun auch schon seit Jahren in MV.

Wenn Sie eine Analyse zur Arbeitslosigkeit im April suchen, empfehle ich diese.